VfB zaubert sich Richtung Aufstieg
Stuttgart schlägt im Spitzenspiel Union Berlin mit 3:1, die Offensive zündet
STUTTGART - Ein intensives, enges Spiel mit wenigen Toren hatte VfBTrainer Hannes Wolf vor dem Spitzenspiel seiner Stuttgarter gegen Union Berlin prophezeit. Doch stand nach 90 Minuten und einem ungefährdeten 3:1 (2:0)-Sieg viel mehr nur als ein Trainer, der sich freute, zumindest teilweise unrecht gehabt zu haben: ein ungefährdeter Erfolg gegen einen direkten Konkurrenten im Aufstiegskampf, ein voller Selbstvertrauen aufspielendes VfB-Team sowie ein Meilenstein Richtung Wiederaufstieg.
Allerdings hatte das Spitzenspiel so intensiv und schwungvoll begonnen wie angekündigt. Beide Teams schienen ihren Stil dem Auftreten der Trainer an der Seitenlinie anpassen zu wollen. Während Wolf wild gestikulierte, unter Spannung stand und sich viel bewegte, nahm sein Gegenüber und Vorvorgänger Jens Keller das Geschehen eher ruhig hin und stand nur selten von seinem Stuhl auf.
Demzufolge erwischten die kämpferischen Stuttgarter den besseren Start und kamen durch Kapitän Christian Gentner in der 5. Minute, Alexandru Maxim (6.), Timo Baumgartl (17.) und Linksaußen Josip Brekalo (19.) zu ersten guten Chancen, die jedoch abgeblockt wurden respektive neben dem Tor landeten. Vor allem ab der 15. Minute hatten die Schwaben eine starke Phase und zeigten ihre spielerische Klasse. Takuma Asano narrte mit einer glänzenden Aktion seine Gegenspieler, fand vor dem Strafraum Simon Terodde, der uneigensinnig Maxim bediente, der weiter auf Brekalo leitete, der mit seinem wuchtigen Schuss aber an Union-Torwart Daniel Mesenhöler scheitert.
Auch die Gäste aus Berlin versteckten sich nicht und kombinierten sich in aussichtsreiche Situationen bis vor den Strafraum, ließen im Abschluss allerdings Zielstrebigkeit vermissen. Steven Skrzybski (26., Fernschuss) und Sebastian Polter (27. Kopfball) sorgten dafür, dass das Spitzenspiel der Zweiten Bundesliga seinem Namen alle Ehre machte. In der Folge entwickelte sich ein wiederkehrendes Bild: Der Stuttgarter Kombinationsfreude setzten die Unioner Härte entgegen. Und bei einem daraus resultiertem Freistoß war es Maxim, der die Nerven behielt und den VfB mit seinem Tor erlöste. Mit einem sicher gezirkelten Schuss (29.) ließ die Nummer 10 – Maxim spielte diesmal tatsächlich hinter der Spitze – das Berliner Tornetz erzittern, ehe Simon Terodde vier Minuten später aus elf Metern eiskalt zum 2:0 einschob und sein Torekonto damit auf 20 Treffer ausbaute. Union war sichtlich verunsichert, leistete sich Fehlpässe und konnte froh sein, zur Halbzeit nicht deutlicher zurückzuliegen.
Hatten die Fans den VfB noch mit Applaus in die Halbzeit verabschiedet, mussten sie nach 57 Minuten mitansehen, wie die Unioner aus dem Nichts durch Polter verkürzten und immer besser ins Spiel fanden. Das Zittern hatte ein Ende, als der eingewechselte Daniel Ginczek nach Doppelpass mit Terodde in die rechte Ecke einschob (68.). Fortan diktierte der Gastgeber vollends das Spiel, während das Publikum die Leistung mit „Oh, wie ist das schön“-Gesängen honorierte. Die Eisernen fanden nie zu ihrem Spiel, ließen sicheres Passspiel, Abgezockheit vor dem Tor und Kampfbereitschaft vermissen – all jene Eigenschaften, die die Stuttgarter an diesem Abend kultivierten.
Sechs Zähler liegt der VfB nun vor dem nächsten Duell in Nürnberg vor dem Vierten Berlin. „Heute hat fast alles geklappt, vor allem die erste Halbzeit hat richtig Spaß gemacht und sich gut angefühlt“, sagte Terodde. „Das ganze Spiel war eine Werbung für die Zweite Liga.“Berlins Felix Kroos war bedient: „Irgendwie habe ich heute das Gefühl gehabt, dass wir immer einen Schritt zu spät waren und die Stuttgarter einen Mann mehr hatten.“ VfB: Langerak - Pavard, Baumgartl, Kaminski, Insua - Gentner, Ofori (69. Zimmermann) - Brekalo, Maxim (81. Klein), Asano (63. Ginczek) - Terodde; Union: Mesenhöler - Trimmel, Leistner, Puncec, Pedersen - Kroos (80. Daube), Fürstner - Skrzybski (69. Hedlund), Kreilach (73. Hosiner), Redondo - Polter; Z.: 57 000; Tore: 1:0 Maxim (29.), 2:0 Terodde (33.), 2:1 Polter (57.), 3:1 Ginczek (68.).