Wie viel das Leben wiegt
1001 Gramm (Arte, Mittwoch, 20.15 Uhr) – „Es ist, als würden sich gerade alle meine Fixpunkte auflösen“, sagt Marie öfter. Sie hat sich von ihrem Mann getrennt und verbringt einsame Abende. Tagsüber arbeitet sie mit ihrem Vater im norwegischen Eichamt. Maße, Gewichte, Zahlen: Alles scheint genormt in ihrem Leben. Als der Vater erkrankt, fährt sie für ihn zur Generalkonferenz für Maß und Gewicht nach Paris. Dort lernt sie den Physiker Pi kennen und findet durch ihn zu einer neuen Leichtigkeit. Ein leiser, ein wunderbar tiefgehender Film, der Philosophisches mit Physikalischem verbindet.
Der norwegische Regisseur Bent Hamer war „fasziniert von der Grauzone zwischen wissenschaftlichem Verständnis und menschlichem Handeln“und hat in der Welt des Wiegens und Messens exakt recherchiert. Gefühlvoll schickt er die junge Schauspielerin Ane Dahl Torp auf Spurensuche nach der Gewichtung des Lebens. Wie viel wiegt die Seele, wieviel die Liebe? Was ist messbar und was kann ein Mensch tragen? Dazu ausdrucksstarke Bilder, auch von Marie, die ständig den Kilo-Prototyp mit sich herumschleppt und später dann die Urne des Vaters. Alles passt hier zusammen: Farben, Menschen, Musik. Strenge Ästhetik und starke Dialoge. Dazu passen die feine Ironie und die leisen Zwischentöne. Kein Wunder, dass „1001 Gramm“mehrfach prämiert wurde. Äußerst empfehlenswert.