Andreas Rebers nimmt keine Rücksicht
Mit dem Auftritt des preisgekrönten Kabarettisten endet „Akkordeon grenzenlos“
TROSSINGEN (pm) - „Am Anfang war das Wort.“Schon bei diesem in jüdisch-christlichen Breitengraden unwidersprochenen Satz oponiert der Kabarettist Andreas Rebers, der sich selbst „der radikalen Mitte“zuordnet: „Am Anfang war der Klang!“Und Rebers lässt es klingen.
Am Piano. Auf dem Akkordeon. Als pures Wort, als Mouth-Percussion, alles so, dass es dem kritischen Ohr der Musiker standhält, die hier dem letzten Programmpunkt des Festivals „Akkordeon grenzenlos“zuhören, in Kooperation mit der städtischen EnTroTainment-Reihe einen gemeinsamen Abschlussabend präsentierend. Seine Lieder schöpfen aus den wortakrobatischen Klangfarben der Altvorderen Hanns Dieter Hüsch und Georg Kreisler. Mit letzterem verbindet ihn auch Humor der dunkelsten Schwärze. Der allerdings bei Rebers noch mehr ins Anarchische, gelegentlich auch Alberne wandert, gespickt mit Anekdoten aus der schlesischen Familienvergangenheit. Wer damals wen gezeugt habe in Boblowitz – man wisse es nicht, bei der Feldarbeit habe man sich immer gebückt beim Aussäen nach hinten bewegt ... So habe der Schlesier beim Rückwärtsgang immer schon die Zukunft hinter sich gehabt.
Rücksicht nimmt Rebers nicht, warum auch: die Leute wollen lachen. Und das tun sie tüchtig an diesem Abend, etwa wenn Rebers alle politische Korrektheit vergisst und sich über die ganze grüne Agenda von Öko-Vegie bis zu Kita-Pazifismus auslässt und „dicke oder frühhomosexuelle Kinder“fertig macht. Dann herzhaft überraschte Lachausbrüche, wenn seine angebliche Karriere als Lehrer und Reverend in immer absurdere Varianten abdriftet oder altbekannte Sprüche abgewandelt werden: „Man muss die Kirche auch mal im Dorf – anzünden“.
Rebers geht bis an Grenzen und mancher fragt sich: „Darf man das?“Doch dass sein Programm „Spuren von Satire“enthalten könne, wird als ironisches Horsd'oeuvre schon zu Beginn aus dem Off der Kabarettisten-Küche gereicht.