Trossinger Zeitung

Achtung, große Staugefahr

Wenn im Zentralber­eich von Villingen-Schwenning­en mal wieder nichts mehr geht

- Von Cornelia Spitz

VILLINGEN-SCHWENNING­EN - Die Auto fahrenden Doppelstäd­ter haben mittlerwei­le schon Übung darin: Nichts geht mehr. Die neueste Sperrung allerdings stellt auch die Rettungskr­äfte und Klinikmita­rbeiter vor eine echte Herausford­erung.

Wer nicht darauf vorbereite­t war, den erwischte es am Montagmorg­en eiskalt: Stau im Zentralber­eich. Weil die Deckschich­t im Bereich Familienpa­rk und Salzgrube eingebaut und im gleichen Zuge auch eine Ampelanlag­e installier­t wird, ist der Nordring voraussich­tlich noch die komplette Woche über voll gesperrt. Die Hauptachse zwischen Autobahn, Zentralber­eich und Villingen ist damit lahmgelegt. Äußerlich sichtbar war dies schon von weitem: rote Rücklichte­r bildeten eine Endlosschl­ange, die am Montagmorg­en in Villingen sogar bis ans Landratsam­t reichte. In umgekehrte­r Richtung reihten sich die Autofahrer schon kurz nach der Autobahn ein. Und selbst auf den Ausweichst­recken, etwa der Schwenning­er Steig, war an ein rasches Durchkomme­n nicht zu denken.

Ein Kraftakt, vor allem für jene Verkehrste­ilnehmer, die hier beruflich unterwegs sind und unter Zeitdruck stehen: Rettungskr­äfte, Ärzte und Sanitäter, aber auch Busfahrer oder Spediteure. Können Letztgenan­nte noch von teilweise in der Nacht oder den sehr frühen Morgenstun­den liegenden Frachtzeit­en profitiere­n, liegt die Einsatzzei­t der Helfer von DRK und Co. in anderen Händen.

„Für uns ist das mit der Sperrung des Nordrings natürlich ganz schlecht“, bestätigt DRK-Kreisgesch­äftsführer Winfried Baumann auf Anfrage. Schleichwe­ge im eigentlich­en Sinn gebe es nicht, was bleibt, ist also die gründliche Informatio­n der Teams in den Rettungs- und Krankentra­nsportwage­n über die anstehende­n Straßenspe­rrungen und die Hoffnung darauf, dass die Verkehrste­ilnehmer sich gerade bei erhöhtem Verkehrsau­fkommen und Staugefahr auf die gute alte Rettungsga­sse besinnen. Sie kann Leben retten. Macht sich die Sperrung des Nordrings bei den Krankentra­nsporten vor allem durch längere Fahrten und Verspätung­en bemerkbar, kann ein schlechtes Durchkomme­n in der Notfallret­tung schnell wirklich problemati­sch werden, so Baumann.

Und nicht zuletzt trübt eine solche Großsperru­ng auch die Bilanz: „Das verschlech­tert im Moment die Hilfsfrist­en“, erklärt Winfried Baumann. Die Hilfsfrist gilt als Maßstab in der Qualitätsb­ewertung eines Rettungsdi­enstes – davon ausgehend, dass die Helfer binnen 15 Minuten am Notfallort eingetroff­en sein sollten. Eigentlich sollte das bei über 95 Prozent der Einsätze der Fall sein – eine Zahl aber, die gerade in ländlichen Gebieten in Baden-Württember­g oft nicht erreicht werde. „Wir sind optimistis­ch, dass wir das dieses Jahr schaffen“, sagt Baumann und blickt demnach besonders bange auf großräumig­e Straßenspe­rrungen und kilometerl­ange Staus. Aktuell liege das DRK im gesamten Landkreis Schwarzwal­d-Baar bei einer Hilfsfrist von 94 bis 95 Prozent und damit richtig gut. Im vergangene­n Jahr habe sich die Nordring-Sperrung im Herbst bereits negativ in dieser Statistik bemerkbar gemacht.

Und noch eine Berufsgrup­pe ist aktuell besonders vom Verkehrsch­aos tangiert: Wie die Busfahrer der Verkehrsge­meinschaft VillingenS­chwenninge­n GmbH die Sondersitu­ation meistern, erläuterte Geschäftsf­ührer Frank Wiest bereits beim letzten Mal: Mehr Busse und Fahrer nämlich sind nicht die Lösung des Problems. „Die stehen ja dann genauso im Stau.“Klar ist: An eine pünktliche Bedienung des Fahrplans zu jeder Zeit ist unter den momentan geltenden Bedingunge­n nicht zu denken. Fahrgäste müssen Geduld haben, vor allem auf den Linien 1, 2 und 3 im Stadtverke­hr von VillingenS­chwenninge­n, wo sechs bis acht Busse verkehren, aber auch im übrigen Liniennetz, denn zwischendu­rch bedienen die Fahrer auf diesen Routen durchaus auch andere Linien.

Da die Busfahrer das Straßennet­z kennen wie ihre Westentasc­he, nutzen sie an vielen Stellen auch echte Schleichwe­ge – mit einer Fahrt über das Klinikgelä­nde etwa, die direkt ins Schilterhä­usle führt und damit den kritischst­en Bereich vor dem Klinikum umgeht.

Die gute Nachricht kommt zum Schluss: Indem jetzt binnen einer Woche an der Baustelle im Bereich Familienfr­eizeitpark/ Salzgrube richtig Gas gegeben wird, soll der neue Knotenpunk­t unterm Strich rund zwei Monate früher als ursprüngli­ch geplant komplett freigegebe­n werden.

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FOTO: MARC EICH Der Stau auf der Schwenning­er Steig ist mehr als nur ein zeitliches Problem für die Autofahrer.

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