Studenten setzten Tuttlingen in neues Licht
Am 24. Juni startet das Kunstprojekt „Square Dance“– Kunstakademie Stuttgart beteiligt
TUTTLINGEN - Was erwartet die Einwohner Tuttlingens und die Besucher der Stadt, wenn am Samstag, 24. Juni, um 11 Uhr im Foyer des Rathauses das Kunstprojekt „Square Dance“eröffnet wird? Verschiedene Ideen für Kunst im öffentlichen Raum, Interventionen und temporäre Objekte an unterschiedlichen Orten in der Innenstadt. Studierende des Masterstudienganges an der Kunstakademie in Stuttgart werden die eigene, subjektive Wahrnehmung der Tuttlinger Innenstadt, deren Ecken, Kanten und Hinterhöfe, durch ihre Ideen in ein neues Licht setzen.
Am Dienstag trafen sich AnnaMaria Ehrmann-Schindelbeck, Leiterin der Städtischen Galerie, die Professoren Mariella Mosler und Udo Koch von der Kunstakademie Stuttgart, Michael Martin, Vorsitzender des Kunstkreises Tuttlingen, Citymanager Alexander Stengelin und Claus-Peter Bensch, Abteilungsleiter Kultur und Bürgerschaftliches Engagement, um die von einer Jury ausgewählten Entwürfe der Studenten vorzustellen. Insgesamt 22 Arbeiten waren eingereicht worden, 16 davon werden ab Juni zu sehen sein.
Die Teilnehmer hatten Tuttlingen Ende November 2016 erstmals kennengelernt und mit einem geschichtlichen Vortrag eine Grundlage für die Umsetzung ihrer Ideen erhalten. „Für die Studenten ist dies eine gute Übung, sich mit der städtebaulichen Situation, mit der Region, der Kunst am Bau und der Kunst im öffentlichen Raum auseinanderzusetzen“, sagte Mosler. Dabei müssten sie verschiedene Bereiche berücksichtigen, den Städtebau, die Stadtverwaltung, die Kultur, die statische und bauliche Umsetzbarkeit sowie die Kosten. Hinterhöfe mit Charme „Es ist spannend, zu sehen, wie die Studenten mit relativ unkonventioneller Vorgehensweise an die Sache herangehen. Für viele Tuttlinger wird es sicherlich spannend werden, zu erfahren, wie ein Fremder die Stadt sieht“, sagte Bensch. „Gerade die Winkel, Ecken und Hinterhöfe neben der Hauptachse bieten ganz viel Charme“, stellte auch Stengelin fest.
Aber auch der sozial-ökologische Hintergrund, die Verschwendung der Ressourcen oder die Situation von Randgruppen flossen in die Arbeiten ein. So zum Beispiel beim Leierkasten aus Granit, der auf dem Marktplatz stehen wird, und der auf die Verdrängung von Menschen, die nicht in ein vorgesehenes Stadtbild passen, aufmerksam machen will. Wäscheleinen bestückt mit Kinderkleidern, die nachts beleuchtet werden, stellen den historischen Bezug zu der Verwendung der Hinterhöfe in den Zeiten nach dem Stadtbrand 1803 her.
Inspiriert durch Dachschindeln, wie sie auf der Bühne des Tuttlinger Hauses lagern, errichtet eine Studentin auf dem kleinen Platz zwischen Turm und Fruchtkasten eine Installation mit eigens von ihr gefertigten Schindeln.
Aber auch Video-Installationen wird es geben, so bei dem Projekt „24 Stunden – sieben Tage“, bei dem eine Studierende in ein leerstehendes Ladengeschäft zieht, ihren Alltag aufnimmt, auf Projektflächen projiziert und so die Außenwelt daran teilnehmen lässt.
Die Ausstellung geht bis zum 17. Juli – und gemäß dem Titel der Arbeit einer Masterstudentin „Immer der Nase nach“– werden die Kunstfreunde aufgefordert, sich auf die Suche nach den Kunstobjekten zu machen. Ein Rahmenprogramm mit verschiedenen Performances rundet das finanzierte Kunstprojekt ab.