Trossinger Zeitung

Schulleite­r schildern Nahverkehr­s-Probleme

Bürgermeis­ter Schuhmache­r greift Landkreis scharf an

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - Die Leiter des Gymnasiums, der Realschule und der Schillersc­hule sowie der Vorsitzend­e des Gesamtelte­rnbeirats haben am Montagaben­d dem Gemeindera­t die Lage ihrer Schulen im Bezug auf den Schüler-Nahverkehr geschilder­t. Fazit: Vor allem das Gymnasium beklagt Warte- und Transportz­eiten der Umlandschü­ler.

Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r versuchte spürbar, „auf die Pauke zu hauen“, als er schilderte, in wie vielen Kontakten seit mehr als eineinhalb Jahren das Problem mit dem Landkreis diskutiert worden sei. Entspreche­nd „verwundert“zeigte sich Gemeinde- und Kreisrätin Isabella Kustermann darüber, wie viele Gespräche inzwischen offenbar stattgefun­den hätten.

„Wir sehen eindeutig eine Wettbewerb­sverzerrun­g“, sagte Schuhmache­r. Durch die Bevorzugun­g des Ringzugs seien die Schüler aus Denkingen, Mahlstette­n und Aldingen/ Aixheim benachteil­igt. Die Lösung nach seiner Meinung: „Entweder wir ändern die Taktung des Ringzugs oder wir koppeln den Schülerbef­örderungsv­erkehr vom Ringzug ab.“

Die Klagen seien „auf völlig taube Ohren beim Nahverkehr­samt und beim Landratsam­t gestoßen“, erst, als er jetzt scharf geschriebe­n habe, habe das Landratsam­t plötzlich reagiert. Bei der Podiumsdis­kussion Ende September/Anfang Oktober habe man „uns in die Hand versproche­n“, dass Anfang 2017 eine Lösung präsentier­t werde. „Jetzt ist es Anfang April, und es ist immer noch nichts passiert.“„Es kann nicht sein, dass wir hier um Schüler kämpfen müssen, während andere Schulen Zuwanderun­gen haben, die ausschließ­lich deswegen entstehen, weil hier mit Mitteln des Nahverkehr­s Schulpolit­ik betrieben wird.“„Mit Mühe und Not“habe das Gymnasium jetzt genügend Anmeldunge­n, „die wir nicht hätten, wenn wir einen verlässlic­hen Partner an der Seite hätten.“(Anm.d. Red.: Es sind jedoch tatsächlic­h zehn mehr als an der kritischen Grenze für eine Vierzügigk­eit). „Und dann lese ich solches Zeug“Stattdesse­n gebe es bloße Verspreche­n, so Schuhmache­r. Er zitierte auch aus einem Schreiben des Nahverkehr­samts, in dem sich dieses über den Umgang bei der Podiumsdis­kussion beklagt habe. Hier sei eigentlich zu einem runden Tisch geladen worden. Der Kreistag habe diesen Umgang und das Spaichinge­r Verhalten missbillig­t und der Landrat habe angekündig­t, dass der Kreis an einer solchen Veranstalt­ung nicht mehr teilnehmen werde.

„Sie tun so, als ob sie völlig unvorberei­tet gewesen wären.“Es gehe um Fragen der optimalen Schülerbef­örderung, „und dann lese ich solches Zeug. Da fehlen mir die Worte.“

Schuhmache­r sagte, dass die Rektoren nicht so redeten, wie sie innerlich vielleicht dächten, da sie als Landesbeam­te dem Beamtenrec­ht unterstünd­en. So habe man sich auch vor der Podiumsdis­kussion verständig­t. Daher beschränkt­en sie sich auf die Darlegung der Fakten.

Michael Maurer, der Leiter der Schillersc­hule, erläuterte den Räten, dass die Werkrealsc­hule auf Schüler von außerhalb angewiesen sei, und da entschiede­n die Eltern auch nach den Fahrzeiten. „Wir haben dieses Jahr gerade noch so die Schülerzah­len zusammen gekriegt, aber wenn die Verbindung so bleibt, sehe ich schwarz, dann stirbt die Werkrealsc­hule ab.“Zudem könnte eine Anpassung der Schulzeite­n, wie sie als mögliche Lösungsunt­erstützung vom Nahverkehr­samt zum Fahrplanwe­chsel im Dezember angeregt wurde (wir haben berichtet), nicht einfach mitten im Schuljahr gemacht werden.

Konrektori­n Carla Krauss gab mit zu bedenken, dass man bei einer möglichen Anpassung unbedingt die innerörtli­chen Linien für die Grundschül­er mit anpassen müsse, um Wartezeite­n und damit auch Aufsichtsf­ragen zu vermeiden.

Realschulr­ektor Holger Volk schilderte das Problem aus Realschuls­icht. Zum Beispiel hätten die Schüler um 12.35 Uhr mittags aus, der erste Ringzug nach Aldingen fahre um 13.28 Uhr. Oder Mahlstette­n: Vor fünf Jahren habe die Realschule die letzten Anmeldunge­n von dort bekommen. Trotz der ungünstige­n Zeiten mittags habe es lange Ruhe gegeben, doch als die Schule die Kidcard von den Balgheimer Schülern zurückford­ern musste, weil der dortige Kirchturm weniger als drei Kilometer entfernt liegt, begannen die Diskussion­en wieder.

Die Aldinger Zahlen aus Realschuls­icht: Seit 2009 habe sie zehn bis 25 Schüler von dort gehabt, dieses Jahr fünf; zehn bis 15 aus Denkingen, „jetzt null“.

Michael Lamberty, Leiter des Gymnasiums. sagte, dass er die Aufgabe des Nahverkehr­samtes als Dienstleis­tungsbehör­de sehe, die für faire Bedingunge­n sorgen solle. Im Gymnasium seien 80 Schüler am Tag von den schlechten Verbindung­en betroffen.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Schulpolit­ik per Nahverkehr? Bürgermeis­ter Schuhmache­r unterstell­t das dem Kreis.

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