Kurz oder lang
Sich über unser allerliebstes Nachbarland lustig zu machen, war selten so einfach wie im Vorjahr. Österreichs Wort des Jahres 2016 bot 51 Buchstaben Angriffsfläche: Bundespräsidenten stichwahlwi eder holungs verschiebung. Jeder, der es im ersten Anlauf fehlerfrei aussprechen kann, erhalte eine Mozartkugel, schrieb der „Spiegel“damals hämisch. Dabei war das Wort infolge eines Online-Votings von einer Jury gekürt worden – im ersten Anlauf. Allerdings benötigt man für eine Online-Umfrage auch weder Briefumschläge noch Klebstoff.
Demnächst allerdings müssen Austrias Bürger wieder real ran: Vorgezogene Parlamentswahlen wird es am 15. Oktober geben, nachgezogene Parlamentswahlen dann gute sieben Monate später, weitere drei Monate später folgt Versuch drei, um dann erneut im Oktober 2018, im Oktober 2019, im Oktober 2020 und so weiter zur Urne zu schreiten. Gründe, die Gültigkeit der Wahl anzuzweifeln, dürfte es genug geben: Vielleicht weist die FPÖ ja mittels eines Gutachtens nach, dass Wahlsieger Sebastian Kurz bei der Stimmabgabe noch nicht volljährig war. Oder die Wahlleitung vergisst im Anschreiben die Anrede „Herr/Frau Magister“. Oder die Grünen klagen gegen den allzu eifrig genutzten, allzu giftigen Alleskleber von den Piefkes.
Über kurz oder lang wird Österreich eh wieder zur Monarchie. Jedoch könnte dies Jahrhunderte dauern, da hierfür eine Volksabstimmung nötig ist. Womit wir wieder beim Grundproblem wären, der Bundespräsidentenamtsenthebungsvolksabstimmungswiederholungsanfechtung. Oder so ähnlich. (jos) untermstrich@schwaebische.de