Angreifer von London wollte Muslime töten
Tatort liegt nahe berüchtigter Moschee – Attacke auf Polizisten in Paris
LONDON (dpa/AFP/KNA) - Bei einer Attacke mit einem Lieferwagen in London hat ein Mann elf Mitglieder einer muslimischen Gemeinde verletzt. Der 47-Jährige war in der Nacht zum Montag in eine Menschenmenge in der Nähe einer Moschee gerast. Er wurde unter dem Verdacht des versuchten Mordes festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Zudem werde wegen Terrorverdachts gegen ihn ermittelt. Ob ein Mann als Folge des Angriffs umkam, war laut den Angaben zunächst unklar – der Tote bekam demnach schon vorher Erste Hilfe.
Die Tat ereignete sich in unmittelbarer Nähe der Finsbury-Park-Moschee, die Anfang der 2000er-Jahre wegen des Hasspredigers Abu Hamza al-Masri Schlagzeilen machte. Inzwischen ist die neue Leitung der Moschee aber bemüht, den Ruf als Hort des Islamismus abzulegen und die Moschee auch für Andersgläubige zu öffnen. Für Scotland-Yard-Chefin Cressida Dick war der Angriff „ganz klar eine Attacke auf Muslime“. Darauf deuten auch Berichte von Augenzeugen hin. Dem Vorsitzenden der Moschee zufolge soll der mutmaßliche Angreifer nach der Tat gerufen haben: „Ich habe meinen Teil getan.“Anderen Augenzeugen zufolge rief er: „Ich will Muslime töten.“Am Montag wurden noch sieben Opfer in Krankenhäusern behandelt.
Der Generalsekretär des britischen Islamrates, Harin Khan, forderte mehr Sicherheitsvorkehrungen an Moscheen. Seit den jüngsten islamistischen Terroranschlägen in Manchester und London hätten Muslime verstärkt unter Islamophobie und Diskriminierung zu leiden. Premierministerin Theresa May verurteilte Extremismus jeder Art. May traf in der Finsbury-Park-Moschee Vertreter verschiedener Religionsgruppen. Sie sagte im Anschluss, sie sei froh, Menschen getroffen zu haben, die „Hass und Extremismus“aus der Gesellschaft vertreiben wollten.
Am Montagnachmittag kam es auch in Paris zu einem Angriff. Auf den Champs-Elysées wurden erneut Polizisten Ziel einer Attacke. Ein bewaffneter Mann rammte mit seinem Auto ein Polizeifahrzeug. Beamte oder Passanten wurden nicht verletzt. Der Angreifer ist nach Angaben des Innenministeriums tot. Er soll den Behörden seit 2015 als radikaler Islamist bekannt gewesen sein.
LONDON - Großbritannien kommt nicht zur Ruhe: Der vierte Terroranschlag in drei Monaten suchte das Land in der Nacht zum Montag heim. Ein Kleinlaster raste in eine Menschenmenge am Londoner Finsbury Park. Ein Toter und elf Verletzte sind die Folge. In der Nacht erklärte Premierministerin Theresa May den Anschlag zu einer Terrortat.
Sie ereignete sich kurz nach Mitternacht. In der Nähe von Finsbury Park gibt es drei Moscheen. Dort waren gerade die Gebete nach dem täglichen Fastenende im heiligen Monat Ramadan zu Ende gegangen. Deswegen befanden sich viele Muslime auf der Straße. In einer Sackgasse brach ein älterer Mann zusammen, viele eilten zu Hilfe. Das war der Moment, in dem der Anschlag geschah.
So beschrieb ein Augenzeuge die Tat: „Ich war auf meinem Fahrrad drei Wagen hinter dem Kleinlaster, der auf die Busspur fuhr. Dann bog er scharf links ab, in diese Sackgasse, in die man gar nicht hineinfahren darf. Er raste in die Leute hinein.“Der Laster wurde durch Poller gestoppt, ein weißer Mann in dunklen Shorts sprang heraus und wurde von den aufgebrachten Menschen zu Boden geworfen. „Ich will alle Muslime töten“, soll er gerufen haben. Schnelle Reaktion der Polizei Die Polizei war in weniger als zehn Minuten am Tatort. Der Imam Mohammed Mahmoud verhinderte in der Zwischenzeit, dass der mutmaßliche Täter gelyncht wurde. „Rührt ihn nicht an“, soll er Männern zugerufen haben, die auf den 47-Jährigen einschlugen.
Er wurde verhaftet. Der mutmaßliche Täter sei vierfacher Vater, hieß es. Wie die BBC berichtete, wuchs der Mann in der westenglischen Küstenstadt Weston-Super-Mare auf.
Noch am Tatort starb der ältere Mann, ob an einem möglichen Herzanfall oder dem Zusammenstoß mit dem Kleinlaster, bleibt vorerst unklar. Elf Menschen sind verletzt, acht von ihnen schwer.
Londons Bürgermeister Sadiq Khan, selbst bekennender Muslim, rief nach dem Anschlag zur Ruhe auf: „Die Attacke auf der Westminster Bridge, auf der London Bridge und die Attacke in Manchester“, erinnerte er an die jüngsten Anschläge, „sie sind alles Attacken auf die von uns allen geteilten Werte von Freiheit, Toleranz und Respekt. Terrorismus ist Terrorismus, ob er nun von Islamismus gespeist wird oder von anderen Formen der ‚Inspiration‘ ausgeht.“
Die Stimmung im Finsbury Park ist angespannt. Viele Muslime fühlen sich unsicher, andere sind jedoch verärgert, weil sie denken, dass sie selbst unter Generalverdacht stehen. „Solch ein Anschlag wird die Spaltung in unserer Gesellschaft nur noch erhöhen“, sagte eine junge Muslimin, sichtlich aufgewühlt.
Premierministerin May leitete am Montag eine Krisensitzung des Notfallkomitees „Cobra“. Die Behörden gingen davon aus, dass der Tatverdächtige alleine gehandelt habe, sagte sie. Sein Motiv war zunächst unklar, Waffen hatte er nach Angaben der Polizei nicht dabei. Ihm wird zur Last gelegt, terroristische Handlungen vorbereitet zu haben.
Zudem wurde eine Wohnung in der Region Cardiff durchsucht. Dabei soll es sich um das Haus des Attentäters handeln.