SPD warnt vor der Wiederholung dessen, was sie mit verantwortet
Zum Leitartikel „Durchschaubares Manöver“(24.7.): Jochen Schlosser bringt es im ersten Satz seines Leitartikels auf den Punkt: „Wie verzweifelt muss der Mann (Martin Schulz) sein?“„Hochbrisant“nennt Schulz plötzlich die Flüchtlingskrise und wenn Europa jetzt nicht handle, drohe sich die Situation von 2015 zu wiederholen. „Wer auf Zeit spielt und versucht, das Thema bis zur Bundestagswahl zu ignorieren, verhält sich zynisch.“Seine Genossen haben die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin in der Großen Koalition vehement mitgetragen. Sich in der Rückschau, jetzt zwei Wahlkampfmonate vor der Wahl, plötzlich von der gemeinsamen Migrationspolitik absetzen zu wollen, ist unseriös und reines Wahlkampfgetöse.
Was nicht hilft, sind Schuldzuweisungen in die Vergangenheit: Die SPD und der damalige Präsident des Europäischen Parlaments Schulz haben den Kurs der Kanzlerin in der Flüchtlingskrise 2015 gestützt – deshalb ist es jetzt unglaubwürdig, sich entrüstet von Merkel abzusetzen. Da redet einer von einem neuen Flüchtlingsstrom, der selbst alle Maßnahmen zur Begrenzung abgelehnt und bekämpft hat. Wenn der wahlkämpfende Schulz tatsächlich etwas Positives bewirken will, sollte er dafür sorgen, dass zum Beispiel die SPDregierten Länder den Widerstand im Bundesrat gegen die Einstufung von Marokko, Tunesien und Algerien als sichere Herkunftsländer aufgeben sollten. Rigorose Zurückführung nicht anerkannter Antragsteller, verschärfte Grenzkontrollen und die Einrichtung von Transitzonen – das alles haben Grüne, Linke und SPD massiv blockiert. Die SPD hat in der Regierungskoalition die Flüchtlingspolitik mitgetragen und ist nie mit Haltungen in Erscheinung getreten, die diese Krise hätte vermeiden oder mildern können. Und jetzt will ausgerechnet Martin Schulz sich als der Lösungsbringer präsentieren. Schon irrwitzig: Die SPD warnt vor der Wiederholung dessen, was sie mit verantwortet! Norbert Kerzel, Weingarten Spott statt Einsicht Zum Artikel „Koalition streitet weiter über Tempo 130 auf der A 81“(19.7.): Die Äußerung von FDP-Fraktionschef Rülke (Foto: dpa) über ein Tempolimit im Vergleich mit einem Schild im Kaufhaus „Diebstahl verboten“– einfältiger gehts wohl nicht! Wenn das so ist, können wir ja auf unseren Straßen sämtliche Ge- und Verbotsschilder abschaffen. Ob dann der Verkehr flüssiger wird? Am Stammtisch hört man immer, die Schweizer seien die schlimmsten Raser, aber sie dürfens ja bei uns – und nicht nur die. In ganz Europa gibt es Geschwindigkeitsbeschränkungen. Erstaunlich, dass sich auch deutsche Autofahrer bei ihrer Urlaubsfahrt Richtung Italien in der Schweiz und in Österreich an den Schildern orientieren, warum wohl?
Die Freiheit endet da, wo andere durch uneinsichtiges Verhalten geschädigt oder gar getötet werden. Karl-Dieter Schneider, Tuttlingen Zweierlei Maß Zu den Artikeln „Wolf wanderte von Niedersachsen zum See“(21.7.) und „Antibabypille für Waschbären“(22.7.): Die eingewanderten Wölfe sind gut und deshalb muss ihre Wiederansiedlung mit großem finanziellen Aufwand betrieben werden – die eingewanderten Waschbären sind schlecht und deshalb muss ihre Verbreitung ebenfalls mit großem finanziellen Aufwand behindert werden! Weshalb wird mit zweierlei Maß gemessen?
Wer beschließt eigentlich, welches Tier gut oder schlecht für uns in Mitteleuropa ist? BUND, Nabu, Deutscher Tierschutzbund, BadenWürttembergischer Tierschutzverband und so weiter sind in der Zwischenzeit so mächtig, dass es kaum ein Politiker wagt, sich gegen diese Organisationen zu stellen. Weil Tierschutz ja a priori und immer gut ist. Deshalb müssen Bachmuscheln oder Eidechsen für teures Geld umgesiedelt werden, deshalb muss für teures Geld eine Straßenbrücke für Fledermäuse gebaut werden, ein Waldrapp wird für teures Geld mit einem Begleitflugzeug über die Alpen gebracht – die Liste ließe sich beliebig verlängern. Wie wurde Tierschützer Stefan Hitzler am 22.7. zitiert? „Kostenargumente dürfen doch nicht über das Leben eines Tieres entscheiden“, als es darum ging, ob Waschbären geschossen oder für teures Geld gefangen und sterilisiert werden sollen. Geld ist für jeden Tierschützer kein Argument, er muss es ja nicht bezahlen – dies machen die Steuerzahler. Wenn der Landtagsabgeordnete Friedrich Bullinger (FDP) recht hat (21.7.), dass Frankreich 2015 Entschädigungen für circa 9000 Schafe zahlte, die von Wölfen gerissen wurden, dann sind das alleine in unserem Nachbarland Millionenbeträge, die, wie gesagt, der Steuerzahler aufbringen muss. Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen bei ihren Spaziergängen in den hiesigen Wäldern kein gutes Gefühl mehr hatten, als die „Schwäbische Zeitung“berichtete, dass bei Überlingen ein Wolf gesichtet wurde. Mit einem solchen Raubtier will man nicht zusammentreffen – und war sicher beruhigt, als man lesen konnte, dass dieses Tier tot aus dem Schluchsee gezogen wurde. Ernst Jäger, Immenstaad Billige Effekthascherei Zum Artikel „So geht Sprachpanscherei“(21.7.): Es freut mich, dass ich nicht der Einzige bin, der sich über die Verhunzung der deutschen Sprache ärgert. Natürlich ist mir klar, dass Sprache und Sprachgebrauch immer im Wandel sind, die unsinnigen Satzfragmente, welche hauptsächlich von Werbeagenturen erfunden werden und dann von den Medien übernommen und verbreitet werden, finde ich allerdings schlimm. Die Verkaufsargumente wie „ich bin doch nicht blöd“bis „so muss Technik“erreichen bei mir genau das Gegenteil des gewünschten Effektes: in diesen Geschäften kaufe ich bewusst nicht ein, denn ich fühle mich von dieser Werbung für dumm verkauft.
Problematisch ist diese Verballhornung der deutschen Sprache allerdings dann, wenn selbst Journalisten und Fernsehmoderatoren auf diesen Zug aufspringen und vor der Kamera zum Beispiel folgende Frage stellen: „Kann Frau Merkel Kanzler?“Da überlege ich, ob das ordentlicher Journalismus ist oder nur billigste Effekthascherei. Wilfried Nadolny, Bonlanden Erfolgreiches Modell übernehmen Zum Artikel „Flughafen weiter im roten Bereich“(19.7.): Nach der Lektüre eines Berichts über die erfolgreiche Bewirtschaftung des Flughafens Barth/Stralsund an der Ostseeküste stellt sich mir schon die Frage, ob das dort offenbar erfolgreich praktizierte Modell nicht auch von Friedrichshafen übernommen werden könnte. Und zwar die Verpachtung größerer Flächen an Solarstromerzeuger, wodurch eine signifikante Verlustverringerung erzielt werden könnte.
Dafür könnten zumindest solche Flächen genutzt werden, die laut Ihrem Bericht zwar verfügbar sind, aus Sicherheitsgründen jedoch nur eingeschränkt bebaubar sind. Wie kolportiert wird, nimmt Barth/Stralsund jährlich 300 000 Euro nur durch die Verpachtung von Solarflächen ein. So könnte der Flughafen außerdem einen Beitrag zur Energiewende leisten. David Plunder, Tettnang Liebe Leserinnen, liebe Leser, Schwäbische Zeitung Karlstraße 16 88212 Ravensburg Fax-Nr. 0751 / 295599-1499 Leserbriefe@schwaebische-zeitung.de