Musiker zeigen sich voll Leidenschaft
Sinfonieorchester konzertiert zum Stadtjubiläum –Jörg Iwer komponiert Festfanfare
VILLINGEN-SCHWENNINGEN - In die Zukunft richtet sich der Blick des Sinfonieorchesters VillingenSchwenningen. Sein Festkonzert zum Stadtjubiläum ließ leidenschaftlichen Einsatz nach zwei eher schwachen Konzerten erkennen. Geboten wurden expressive, poetische und historisch interessante Werke.
Da wäre vorweg die 5. Sinfonie von Beethoven: Das Orchester und sein Dirigent ließen Bestform erkennen. Die Begeisterung ging von Jörg Iwer aus, der ohne Partitur zum Taktstock griff, ihn unermüdlich im Einsatz hatte, um genaue Einsätze anzuzeigen. Man fragte sich, warum der Mann in VS aufgibt. Sei wie es sei – das Gebotene war bestes Niveau bei nicht nachlassender Spannung, die von den „berühmten vier Noten“des fiebrigen Allegro con brio bis hin zur langen Schlussfermate des Finalsatzes reichte. Im Kopfsatz pulsierte packende Dramatik, Holzbläser setzten eigene Akzente. Ein Bravo gehörte der Bratschen-Cello-Sektion beim Andante, die das Thema weiter vermittelte. Das Tutti begleitete mit sensitivem Piano bis explosivem Forte bei majestätischer Geste. Die beiden Allegros schließlich lebten aus erschütternder Seelendynamik, die zuversichtlich im siegreichen Lebensmut endete.
Ein ähnlich gelagertes Werk wurde mit Schumanns Cello-Konzert in a-Moll geboten. Für in Poesie gegossene Gefühle sorgte die Solistin Raphaela Gromes, die bereits in VS bekannt ist. Die junge Frau verfügte über technische Brillanz, gefiel mit seidenweichem Ton und setzte Vibrato zur Erhöhung des Ausdrucks ein. Kräftige Abstriche, Legato mit ganzem Bogen, sichere Lagenwechsel, intensive Doppelgriffe, ästhetische Saitenübergänge und intonale Verlässlichkeit überzeugten. Bestens war das Zusammenspiel mit dem Orchester, das professionell reagierte.
Zur 1200-Jahr-Feier schenkte Jörg Iwer der Stadt Villingen-Schwenningen neben einer „Festfanfare“auch eine Ouvertüre, die aus der Taufe gehoben wurde. Inspirieren ließ sich der Dirigent von Fresko-Fragmenten des Franziskaner-Konzerthauses. In moderner Musiksprache griff er motivische Einfälle auf, orientierte sich an der alten Vorlage „Der bewaffnete Mann“, formte diffuse Stimmungen genauso wie mächtige Tutti-Klänge und Solobeiträge der Konzertmeisterin zu einem Puzzle, in das Henry Greif das „in nomini dei“hineinsprach. Der Klangreichtum war riesig, einfallsreich die fernen Bratschen und effektvoll der Triumphmarsch.