Ohne Fachkräfte kein Wachstum
Was für düstere Szenarien! Sollten sich die aktuellen Prognosen bewahrheiten, und sollte die Zahl der fehlenden Fachkräfte bis zum Jahr 2030 auf drei Millionen steigen, ist Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit massiv in Gefahr. Das Problem ist eine wirtschaftspolitische Zeitbombe, deren Sprengkraft noch nicht überall erkannt ist. Arbeit, die nicht gemacht wird, weil niemand da ist, der sie tun kann, führt zu weniger Wachstum. Dass viele Firmen im Fachkräftemangel bereits jetzt ihr mit Abstand größtes unternehmerisches Risiko sehen, ist ein Alarmzeichen.
Das Problem darf nicht kleingeredet werden. Nur: Es gibt keine Zauberformel dagegen, nicht den einen Schalter, den man umlegen müsste, um alles in den Griff zu bekommen. An einigen Stellen hat es in den vergangenen Jahren durchaus Fortschritte gegeben. Der steigende Anteil von älteren Menschen und Frauen mit Job ist jedenfalls ein Hoffnungssignal. Doch gilt es weiter, die hier noch vorhandenen Hürden abzubauen, zum Beispiel mit flexibleren Regelungen für den Übergang in die Rente. Ein weiterer Ansatzpunkt: Bei Jugendlichen muss noch stärker dafür geworben werden, sich für einen der Mangelberufe vom Ingenieur bis zum Alten- oder Krankenpfleger zu entscheiden.
Doch all diese Anstrengungen werden ins Leere laufen, wenn nicht gleichzeitig auch auf mehr Arbeitsmigration gesetzt wird. Dass Deutschland hochattraktiv für Zuwanderer ist, zeigen jene Hunderttausende aus dem Ausland der Europäischen Union, die hier in Deutschland bereits eine berufliche Perspektive gefunden haben. Gut für die Unternehmen: Im Schnitt bringen sie sogar höhere Qualifikationen mit als Deutsche.
Bei der Zuwanderung von Gutqualifizierten aus Ländern außerhalb Europas muss allerdings noch viel getan werden. Umso wichtiger wäre es, das komplizierte Einwanderungsrecht zu überarbeiten, bürokratische Hürden abzubauen und einfach verständliche Vorgaben für Aufenthalt und Arbeitserlaubnis in Deutschland zu entwickeln.