„Projekte haben keine Rechtfertigung, Lebensqualität zu belasten“
Zum Thema Windkraftanlagen in Balgheim haben wir einen Leserbrief bekommen. „Wo ist das Konzept für die wirtschaftliche Energiewende? Immer mehr stellt sich heraus, dass bei der Durchführung der Energiewende in Deutschland auf kein stimmiges Konzept zurückgegriffen wird. Es herrscht Wildwuchs: WKA werden im ganzen Land verteilt, und anscheinend machen sich die Verantwortlichen zu wenig Gedanken über die Nutzbarkeit und fehlende Speichermöglichkeiten, wie die „Welt am Sonntag“schreibt. Es werden teure Überkapazitäten geschaffen, die auf viele Jahre hinaus niemand nutzen kann!
Zur Erklärung: Bei der zweiten Ausschreibung (August 2017) von On-Shore-Windkraftanlagen wurde ein Durchschnittspreis von 4.28 Cent/kwh erzielt. Diesen Preis erhält der Windkraftbetreiber von der Bundesnetzagentur, er wird über die EEG-Umlage an den Verbraucher weiterberechnet. Der Angebotstermin war der 1. August 2017 und der Preis liegt damit mehr als einen Cent (-25 Prozent) unter dem Wert der ersten Ausschreibung im Mai diesen Jahres. Es ist also ganz klar zu erkennen, dass es für die Zuschläge nur einen Weg gibt: nach unten! Der Preis, den die potenziellen Windkraftanlagen in Balgheim für einen wirtschaftlichen Betrieb bräuchten, wurde zuletzt mit einem Wert zwischen sieben und acht Cent/kwh von Herrn Dr. Rüppel (Enercon) am 11. Juli 2017 in der Balgheimer Einwohnerversammlung genannt. Das heißt, der Durchschnittspreis der Bundesnetzagentur würde von Anlagen wie in Balgheim nach oben getrieben.
Momentan soll auf dem Gelände des ehemaligen KKW Philippsburg ein von der EnBW und seiner Tochtergesellschaft Transnet BW geplantes Umspannwerk (Stromkonverter) gebaut werden. Dieses Umspannwerk soll als Knotenpunkt für die Einspeisung der Windenergie (Gleichstromleitung Ultranet) aus Norddeutschland in das süddeutsche Netz dienen. Bekannt ist auch, dass die EnBW und die dänische Dong Energie für drei geplante Windparks ein subventionsfreies Angebot von 0,00 Cent/kwh abgegeben haben. Spätestens jetzt müsste sich jeder Investor überlegen, ob es sich lohnt, weiter in windschwache Gebiete, wie zum Beispiel Balgheim, zu investieren.
Natürlich kann man sagen, dass jeder seinen Teil zur Energiewende zu leisten hat. Doch zu Recht erfolgt die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber der Windenergie bzw. den erneuerbaren Energien auch über den Preis. Der Strompreis ist für alle gleich, er macht keinen Unterschied bei den sozialen Verhältnissen. Der eine kann seinen Idealismus locker bezahlen, für den anderen ist er ein hoher wirtschaftlicher Aufwand. Deswegen sind wir der Meinung, dass solche unrentablen Projekte wie in Balgheim keine Rechtfertigung haben, unsere Lebensqualität, die Natur und Landschaft rund um den Dreifaltigkeitsberg negativ zu belasten.“ Eveline und Reinhard Neitzel Balgheim