Schwarze Tage für Merkel
In Österreich wird ein konservativer und sehr junger Hoffnungsträger gewählt, und die Blicke junger Unionsabgeordneter richten sich neidisch gen Süden. Neue Gesichter brauche man auch hierzulande, fordern sie. In Niedersachsen verfehlt Bernd Althusmann, ein CDU-Herausforderer, der eigentlich dem Idealbild des konservativen Niedersachsen entspricht, sein Wahlziel. Und die Schuld geben nicht wenige einer Parteichefin, die nach der nur schlecht bestandenen Bundestagswahl für ein „weiter so“plädiert hatte. Angela Merkel gerät in der eigenen Partei zunehmend unter Druck.
Fürchten aber muss sie sich nicht. Die CDU ruft nicht zur Revolution, das hat sie noch nie getan. Aber es wird ein bisschen so werden wie in den letzten vier Jahren der Kanzlerschaft von Helmut Kohl: Der Stern leuchtet nicht mehr so hell , die Unzufriedenheit steigt, ohne dass sie überall offen kundgetan wird, eine gewisse Lähmung der Partei und auch der Republik wird eintreten.
Doch Angela Merkel wird weitermachen. Und sie wird auch dann nicht abgelöst werden, wenn das Jamaika-Bündnis nicht gelingen sollte. Sie ist angeschlagen, aber sie hat in der Vergangenheit Konkurrenten, die ihr gefährlich werden können, immer rechtzeitig zur Seite geschoben. Nun steht keiner zu ihrer Ablösung bereit. Doch ihre Macht erodiert.
Der Verweis, dass es sich ja nur um Landtagswahlen handelte, die auf den Bund keine Auswirkungen haben, zieht nicht. Denn die Ergebnisse der Bundestagswahl stecken den Unionisten noch in den Knochen.
Schwierig wird es in den kommenden Wochen, weil nicht nur Angela Merkel geschwächt um einen Erfolg bei den Jamaika-Verhandlungen kämpfen muss, sondern alle JamaikaPartner gerupft aus den jüngsten Wahlen hervorgegangen sind. Besonders aber, weil CSU-Chef Horst Seehofer um sein ganzes politisches Überleben ficht. Das sind alles andere als gute Vorzeichen für einen Neustart in der deutschen Politik. Vieles deutet darauf hin, dass die Herbstdepression noch länger anhalten dürfte.