Beschwerde, denn: Kein NFL-Team will Kaepernick
NEW YORK (SID/dpa) - Colin Kaepernick kämpft meistens kniend – mit Helm und Schulterpolstern auf dem Rasen aber längst nicht mehr. Der frühere Quarterback der San Francisco 49ers wuchs zum Symbol der von ihm initiierten Protestbewegung. Sportlich verschwand er allerdings in der Versenkung. Die NFLClubs seien daran schuld, sie hätten sich gegen ihn verschworen, sagt der vertragslose Footballer und geht nun offiziell gegen die Teams vor.
„Wir können bestätigen, dass wir im Namen von Colin Kaepernick eine Beschwerde eingereicht haben“, wird Kaepernicks Anwalt Mark Geragos in einer Erklärung zitiert. „Wenn die NFL, wie auch alle professionellen Sportligen, eine Meritokratie (Herrschaftsordnung, bei der Amtsträger wegen besonderer Dienste amtieren; d. Red.) bleiben will, dann sollten friedliche politische Proteste – welche die Besitzer selbst vor Wochen mit großem Theater imitiert haben – nicht bestraft werden.“Laut Geragos haben die Eigentümer der 32 NFL-Teams gegen Bestimmungen des Tarifvertrags verstoßen, insbesondere gegen eine Klausel, die es den Teams verbietet, bezüglich des Beschäftigungsstatus eines Spielers gemeinsam zu handeln.
Kaepernick war im März von den 49ers nach sechs Jahren aus dem Vertrag entlassen worden, nachdem er 2016 erstmals während der amerikanischen Nationalhymne im Vorfeld einer Partie aus Protest auf die Knie gegangen war, um so auf Rassismus und Polizeigewalt in den USA aufmerksam zu machen. Seit seiner Entlassung ist der Afroamerikaner auf Vereinssuche, obwohl zahlreiche NFL-Clubs Verletzungssorgen auf der Position des Quarterbacks haben.
Für Kaepernicks Karriere ist die derzeitige Situation nicht gerade förderlich. Er ist 29 Jahre alt, könnte locker noch zehn weitere auf Top-Niveau spielen. Zugegeben: In den vergangenen Jahren bekleckerte sich Kaepernick nicht immer mit Ruhm, die 49ers setzten ihn zwischenzeitlich auf die Bank. Dass ihn nun aber so gar keiner mehr haben will, ist zumindest verwunderlich. Anwalt Geragos: „Colin Kaepernicks Ziel ist und bleibt, einfach von der Liga, für die er auf höchstem Niveau gespielt hat, fair behandelt zu werden und auf das Football-Feld zurückzukehren.“