Vortrag „Ist der Islam in der Krise?“
ROTTWEIL (pm) - „Islam in der Krise – Eine Weltreligion zwischen Radikalisierung und Rückzug“, so lautet das Thema des Vortrags von Dr. Michael Blume, den die Katholische und Evangelische Erwachsenenbildung in Kooperation mit dem Freundeskreis Asyl Rottweil am Donnerstag, 19. Oktober, um 20 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus in Rottweil, Johanniterstraße 30 anbietet.
Die von einigen Beobachtern befürchtete Islamisierung des Abendlandes wird es nicht geben. Davon ist der Referent, der Stuttgarter Religionswissenschaftler Michael Blume überzeugt. Im Gegenteil: er sieht den Islam in einer Krise. Blume, der als Referent für Kirchen und Religionsangelegenheiten im baden-württembergischen Staatsministerium arbeitet, hält bereits die verbreiteten Zahlen über Muslime für „aufgebläht“.
Während etwa als Christ nur derjenige statistisch erfasst werde, der getauft ist und einer Kirche angehört, würden ausnahmslos alle Menschen, die von muslimischen Eltern abstammen, als Muslime geführt. Tatsächlich aber säkularisiere sich der Islam in Deutschland sogar noch stärker als das Christentum. Neben einer vorhandenen radikalen Tendenz bei wenigen Muslimen würden sich weitaus mehr Muslime für einen stillen Rückzug von ihrer Religion entscheiden.
Die muslimische Krise beschreibt Blume als „Bildungskrise“, deren Anfänge bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen. Damals hätten sich die geistlichen Autoritäten des Islam gegen den gerade erfundenen Buchdruck gestellt und hätten verboten, arabische Buchstaben zu drucken. Dadurch sei die einstige Hochkultur in ihrer Entwicklung stehen geblieben, während es in Europa eine Bildungsexplosion gegeben habe. Und dies wirke bis heute nach.