Der Geist von Paris lebt
Die positivste Nachricht nach dem Ende des Weltklimagipfels in Bonn: Der Geist von Paris lebt. Die Staatengemeinschaft bleibt geschlossen im Kampf gegen die Erderwärmung. Donald Trump ist es nicht gelungen, die Länder zu spalten. Die Abgesandten des USPräsidenten verhielten sich still bis konstruktiv. Der Beschluss, Wissenschaft und Zivilgesellschaft im Ringen um die notwendigen Zusatzmaßnahmen zu beteiligen, um die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen, ist ein Erfolg. Auch das Nachsitzen bis ins Wochenende hat sich tatsächlich gelohnt: Ein alter Fonds aus dem 20 Jahre alten KyotoProtokoll für Klimaschutzanstrengungen der Entwicklungsländer wurde in letzter Minute erneuert und doch noch ins neue Regelwerk aufgenommen. Nach einer langen Diskussionsnacht hatten sich die fast 200 Staaten in dieser wichtigen Finanzfrage geeinigt.
Die Einigung wurde im Konferenzplenum mit Applaus bedacht. Lob kam auch von Umweltschutzorganisationen wie Oxfam. „Wir sind erleichtert, dass die Industrieländer hier nachgegeben haben“, sagte Oxfam-Experte Jan Kowalzig. Der Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid erklärte: „Es ist gut, dass wir nun eine Übereinkunft bei Finanzierungsfragen haben, aber enttäuschend, dass Klimadiplomatie auch zwei Jahre nach Paris ein derart zähes Geschäft bleibt.“
In Bonn wurden zumindest die meisten Hausaufgaben erledigt. Die Umsetzung der in Paris vereinbarten Ziele ist näher gerückt und die Hoffnung ist da, das komplizierte Regelwerk zur Überprüfung der nationalen Maßnahmen nun im kommenden Jahr unter Dach und Fach bringen zu können. Dass die armen Staaten in regelmäßigen Abständen konkrete Auskünfte über künftige Finanzhilfen erhalten, ist allerdings deren Wunsch geblieben. Die Industrieländer verwiesen auf „haushaltrechtliche Grenzen“. Feste Zusagen über mehrere Haushaltsperioden hinweg seien unmöglich.
Für den Wermutstropfen des Gipfels sorgte allerdings Gastgeber Deutschland. Durch den Streit der Jamaika-Sondierer um den Kohleausstieg wächst die Sorge, die Bundesrepublik werde in Sachen Klimaschutz vom Vorreiter zum Bremser. Auf den Zug der neuen AntiKohle-Koalition konnte Berlin nicht aufspringen. Es wäre verheerend, würden sich Union, FDP und Grüne in ihren Verhandlungen weiter im Klein-Klein verlieren und das Ziel aus den Augen verlieren, den Planeten zu schützen und dafür die Weichen zu stellen. Liebe Leserinnen, liebe Leser, Schwäbische Zeitung Karlstraße 16 88212 Ravensburg Fax-Nr. 0751 / 295599-1499 Leserbriefe@schwaebische-zeitung.de