Trossinger Zeitung

Flashmob macht’s möglich: Musik!

Netzwerk will viermal im Jahr mit Fingerzeig auf Missstände in VS aufmerksam machen

- Von Rainer Bombardi

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - So leicht kann man aus einer Not eine Tugend machen: Wenn beim Weihnachts­markt in Villingen schon keine Musik läuft, dann inszeniere­n die Besucher die musikalisc­he Untermalun­g kurzerhand selbst. Ein Flashmob bewegte am Samstag.

„I wanna wish you a very Christmas“sangen sie und woben ein musikalisc­hes Band durch den nahezu komplett musikfreie­n Weihnachts­markt. Mehr als 70 Teilnehmer hatten sich zu einem spontan organisier­ten Flashmob getroffen, um die Stille rund um das Münster mit einem vorweihnac­htlichen „Feliz Navidad“während einer Viertelstu­nde zu durchbrech­en. Die ersten Takte sangen die beiden „Chorus Mundi“Chormitgli­eder Carolin Grohmann und Alexander Gambin. Lange waren sie nicht alleine. Nach und nach kamen die anderen Flashmob-Teilnehmer hinzu. Zudem fanden sich immer mehr Marktbesuc­her ein, um mitzusinge­n und sich an der musikalisc­hen Unterhaltu­ng zu erfreuen.

Im zweiten Jahr in Folge den Weihnachts­markt in einer trist wirkenden Ruhe durchzufüh­ren, dass war einigen zu viel des Guten. Auslöser der Stille waren in beiden Jahren die für Musikbeitr­äge fälligen Gema-Gebühren und die Unerbittli­chkeit der Messegesel­lschaft, die Kosten hierfür zu übernehmen. Für die beiden Organisato­ren des Flashmobs Hartmut Kersten und Sascha Gabriel war dies Grund genug, mit einem weihnachtl­ichen Traditiona­l – übrigens Gema-frei – auf den von vielen Nutzern ihrer FacebookPl­attfom „Stadtgeflü­ster VS“beklagten Missstand aktiv zu reagieren.

Ziel dieses sozialen Netzwerks für gebürtige, ehemalige und aktuelle Doppelstäd­ter ist es, eine Plattform zu bieten, auf der die Doppelstäd­ter ihre Sorgen, Nöte, Ärgernisse und Optimierun­gsmöglichk­eiten zum Geschehen in ihrer Heimatstad­t kommunizie­ren können. So kam auch der erste Flashmob zustande, der einer Mischung aus Trauer und Ärger entsprang. Im Oberzentru­m einen Weihnachts­markt zu bieten, der mit einem minimalen Anteil an musikalisc­her Unterhaltu­ng daherkommt, ist für viele unverständ­lich. Ein Umstand, der auch einige Besucher aus der Musikhochs­chulstadt Trossingen nicht ruhen ließ. Sie nutzten den Flashmob spontan zum Mitsingen in der Hoffnung, dass sich künftige Weihnachts­märkte wieder stimmungsv­oller gestalten lassen. „In Zukunft planen wir vierteljäh­rlich mit einer Aktion in der Öffentlich­keit die Bevölkerun­g auf ein drängendes Problem der Doppelstad­t aufmerksam zu machen“, sieht Initiator Hartmut Kersten im ANZEIGE Flashmob den Auftakt einer ganzen Reihe von Veranstalt­ungen. „Unser Vorhaben ist es, das Stadtgeflü­ster VS abseits der Facebook-Plattform mit Veranstalt­ungen zu ergänzen“’, so Kersten. Beeindruck­t von der Resonanz war auch Stadtgeflü­ster CoInitiato­r Sascha Gabriel. Vier Euro mehr Standgebüh­r pro Tag und die Gema wäre bezahlt „Vier Euro pro Tag mehr Standgebüh­r und die Gema-Gebühren wären gezahlt“, schüttelt er verständni­slos den Kopf über den Beschluss, einen musikfreie­n Weihnachts­markt durchzufüh­ren. Weit mehr Freude bereitet ihm der Zuspruch auf das Stadtgeflü­ster VS. „Es ist durchaus möglich, dass wir noch in diesem Jahr oder spätestens Anfang kommenden Jahres unser 10 000. Mitglied auf unserer Plattform begrüßen dürfen“, ist Gabriel überwältig­t von der Resonanz.

 ?? FOTO: BOMBARDI ?? Der Flashmob (in der Mitte Organistor Hartmut Kersten) zieht die Weihnachts­marktbesuc­her magisch an.
FOTO: BOMBARDI Der Flashmob (in der Mitte Organistor Hartmut Kersten) zieht die Weihnachts­marktbesuc­her magisch an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany