Eine Katastrophenliebe
„Zwischen zwei Leben“liefert eindrucksvolle Bilder und engagierte Hauptdarsteller
Zwei hochkarätige Schauspieler, ein zweifach für den Oscar nominierter Regisseur und eine Geschichte über Menschen in Extremsituationen – das klingt natürlich stark nach einem sicheren Kandidaten für die Preisverleihung im kommenden Jahr. Mit einer solchen Erwartungshaltung sollte man aber möglichst nicht in „Zwischen zwei Leben“gehen, denn dann droht man enttäuscht zu werden. Die Verfilmung eines Romans von Charles Martin ist kein großer, atemberaubender Film geworden, aber immerhin ein sehr solides und überzeugend gespieltes Überlebensdrama mit einer reizvollen zwischenmenschlichen Dynamik. Das Unglück kommt prompt Der niederländisch-palästinensische Regisseur Hany Abu-Assad („Paradise Now“, „Omar“) hält sich beim Erzählen nicht lange auf: Es sind kaum zehn Minuten vergangen, da ist die zentrale Katastrophe schon passiert. Zuvor hat man die Fotojournalistin Alex Martin (Kate Winslet) und den Neurochirurgen Ben Bass (Idris Elba) genauso kurz kennen gelernt wie die beiden sich selber. Er muss am nächsten Tag einen kleinen Jungen operieren, sie mal eben ihren Verlobten heiraten. Im Weg steht den Plänen allerdings ein dräuendes Unwetter, das zum Ausfall aller Linienflüge geführt hat.
So chartern sie das Kleinflugzeug von Walter (Beau Bridges), einem altgedienten Piloten, der seinen Hund mit an Bord nimmt, aber vergisst, einen Flugplan auszufüllen. Kein gutes Zeichen, aber über den Wolken schlägt dann nicht etwa der Schneesturm zu, sondern ein Herzinfarkt. Dieser lässt Walter das Flugzeug auf einem Bergplateu bruchlanden. Das Resultat: Pilot tot, Alex mit schwer lädiertem Bein, Ben mit ein paar Kratzern, Hund wohlauf. Kein Suchtrupp weit und breit. So richten sich die Überlebenden erst einmal in dem Wrack des Flugzeugs ein. Vorsichtig abwarten entspricht ohnehin Bens zurückhaltendem Naturell. Alex ist dagegen durch diverse Einsätze in Krisengebieten Risiko gewohnt, und als es ihr allmählich besser geht, drängt sie darauf, auf eigene Faust den Weg ins Tal anzutreten. Nach einer Auseinandersetzung bricht Alex sogar auf eigene Faust auf, was Ben nicht zulassen will, und so beginnt der gemeinsame Marsch ums Überleben. Ein Hauch von Seifenoper Das Katastrophen-Szenario fängt der Film gut ein und inszeniert vor beeindruckender Landschaft glaubhaft die lebensbedrohliche Situation der Gestrandeten. Dazu gesellt sich aber natürlich auch eine zweite Ebene: Wie gehen zwei sehr unterschiedliche Menschen, die bislang fest im Leben standen, unter solchen Umständen miteinander um. Auch dies gelingt den beiden Darstellern gut zu vermitteln, schließlich hat Winslet auf der Leinwand schon den Untergang der Titanic überlebt und Elba schwebte in den meisten seiner bisherigen Rollen in Gefahr. Mit Romantik hatte der Brite dagegen bislang wenig am Hut. Dass zwei Menschen gerade in Extremsituationen Gefühle füreinander entwickeln, ist nicht allzu überraschend, allerdings wird die Lage dadurch kompliziert, dass Alex schon so gut wie vor dem Traualtar stand, während Ben bezüglich seines Privatlebens eher schweigsam ist.
Katastrophendrama und Romanze mit einem Hauch von Seifenoper – wohl die wenigstens Zuschauer werden die beiden Hauptzutaten des Films gleichermaßen goutieren. Gibt man dann allerdings noch die beiden Darsteller dazu, kommt doch ein reich bekömmlicher Mix heraus, der allerdings keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Zwischen zwei Leben - The Mountain Between Us. Regie: Hany Abu-Assad. USA 2017. 107 Minuten. Mit Kate Winslet, Idris Elba und Beau Bridges.