Reife Leistung
Bayern München gewinnt ein mitreißendes Spiel gegen Paris Saint-Germain mit 3:1 (2:0)
MÜNCHEN – Es sollte ein Spiel fürs Prestige werden, möglichst abgerundet mit einem Sieg gegen das Starensemble. Es wurde ein überraschend hochklassiger und rassiger Fußballabend – mit dem besseren Ende für den fußballerischen Hochadel. Mit 3:1 hat der sehr konzentriert, hochmotiviert und groß aufspielende spielende FC Bayern München das letzte Gruppenspiel der Champions League gegen das zeitweise ebenfalls wie entfesselt spielende Paris Saint Germain gewonnen. Kein Vergleich zum 0:3 im Hinspiel, das Trainer Carlo Ancelotti das Amt kostete.
Um den Parisern auf dem letzten Drücker doch noch den Gruppensieg zu klauen, hätten die Bayern zwar zwei Tore mehr schießen müssen. Doch das von Trainer Jupp Heynckes postulierte Ziel, eben zu beweisen, dass die im Hinspiel noch hoffnungslos unterlegenen Münchner mittlerweile wieder stark genug für das mit schier ungebrenzten Millionen aus Katar alimentierte Pariser Starensemble sind, wurde übererfüllt. Bayern zeigte eine reife Leistung.
„Insgesamt haben wir ein sehr gutes Spiel gezeigt. Der Schlüssel zum Erfolg war die Einstellung der gesamten Mannschaft“, sagte Heynckes im TV-Sender Sky.
7:48 Minuten standen auf der Uhr, als die Münchner Fans zum ersten Mal jubelten. Robert Lewandowski hatte aus der Drehung getroffen. 8:10 Minuten waren auf der Uhr, als die Fans pfiffen. Sie vermuteten, das Tor wäre wegen Abseits aberkannt worden. 8:33 waren auf der Uhr, als sie jubelten: Das Tor zählte doch – richtigerweise. Lewandowski war bei David Alabas Zuspiel nach James’ Flanke mitnichten im Abseits gestanden. Das 1:0 und der Beweis, dass es für kurze Verwirrung den Videobeweis, den es in der Champions League nicht gibt, gar nicht braucht.
Die Münchner blieben am Drücker, hatten mehr Ballbesitz als die Pariser um Neymar, Kylian Mbappé, Edison Cavani und Julian Draxler, der von Anfang an mitspielen durfte, aber etwas abfiel. Vielleicht vertrauten die Pariser zunächst ein bisschen zu sehr darauf, dass ihrem Megasuperstar Neymar irgendwann schon etwas einfallen würde. Als Neymar in der 34. Minute beschloss, im Vollsprint Doppelpass mit Mbappé zu spielen und aus halblinker Position aufs Tor zielte, verhinderten nur Sven Ulreichs Fingerspitzen, die den Ball noch zur Ecke klärten, den Treffer. Power-Tore als Stilmittel Mitten in diese kleine Pariser Druckphase machten die Bayern das 2:0. Corentin Tolisso traf nach einem dieser unter Jupp Heynckes zur Stilform erhobenen Power-Angriffe. Franck Ribérys Pass war von James von der linken Seite punktgenau in die Mitte und zu Tolisso gespielt worden, der mit viel Wucht einköpfelte. Nun wurde die Partie rassig. Die Pariser, die beim 0:2 die Defensive sträflich vernachlässigt hatten, entdeckten das Mittel der giftigen, kleinen Fouls für sich. Die Bayern reagierten mit kleineren Nickligkeiten. Die Pariser wirkten an ihrer Ehre gepackt, die Münchner witterten ihre Chance auf die Sensation – den Gruppensieg. Das Spiel wogte hin und her.
Die zweite Halbzeit begann, wie die erste geendet hatte: hochklassig. Doch diesmal gelang Paris das frühe Tor: Mbappé traf nach einer blitzsauberen Kombination zum 1:2 (50.). Bayern hätte nun wieder drei Tore erzielen müssen, um die Gruppe zu gewinnen. Unmöglich. Unmöglich?
Spätestens, als dann beide Mannschaften das Mittelfeld aufgaben, die Pariser zunehmend wilder auf den Ausgleich drängten, Sven Ulreich sich immer wieder auszeichnen musste, die Bayern aber bei Gegenstößen weiter gefährlich blieben, wurde dieses Spiel für eher neutralerer Zuschauer zum Gaumenschmaus. Und obwohl (oder weil) das Mittelfeld jeweils schnell überbrückt wurde, halfen die Offensivakteure immer wieder auch hinten aus: Allen voran der bärenstarke James, mit Tolisso und Ribéry bester Münchner, bei Bayern und Cavani bei PSG.
Erst als dann Corentin Tolisso nach einem weiteren Power-Vorstoß von Kingsley Coman in der 69. Minute dass 3:1 erzielte, beruhigte sich das Spiel. Der Sieg über Paris war geschafft. Und so fand auch PSG-Profi Draxler lobende worte für die Münchener: „Man sieht, dass sie immer noch eine der besten Mannschaften in Europa sind.“ München: Ulreich - Kimmich, Süle, Hummels, Alaba (85. Rafinha) Rudy - Tolisso, James Rodriguez (83. Ar. Vidal) - Coman, Lewandowski, Ribéry (67. Müller) Paris: Areola - Alves, Marquinhos, Thiago Silva (72. Kimpembe), Kurzawa Rabiot - Verratti, Draxler (90.+1 Lo Celso) -Mbappé, Cavani, Neymar. – Tore: 1:0 Lewandowski (8.), 2:0 Tolisso (37.), 2:1 Mbappe (50.), 3:1 Tolisso (69.). Zweite Bundesliga (16. Spieltag): FC Ingolstadt - Braunschweig 0:2 (0:0).