Wenn der Körper streikt
„Lieber Leben“: Französische Komödie über Rollstuhlfahrer in der Reha
ach einem Unfall gelähmt: „Lieber Leben“erzählt vom Alltag junger Menschen in einer Rehaklinik. Ein Film mit Einfühlungsvermögen, Tabubrüchen und Humor.
Ben (Pablo Pauly) ist jung, sportlich und voller Träume. Doch ein Unfall im Schwimmbad macht einen Strich durch seine Zukunftspläne: Er ist fortan vom Hals abwärts gelähmt. In einer Rehaklinik muss er vieles wieder neu lernen, denn zu allem braucht er Hilfe, gleich ob es dabei ums Essen, Pinkeln oder Telefonieren geht.
Der Film wurde von Fabien Marsaud mitgedreht, Frankreichs Poetry-Slam-Star, der selbst einmal nach einem Unfall gelähmt war. Er habe mit dem Film keine Art Therapie machen wollen, wie Marsaud, der unter dem Künstlernamen „Grand Corps Malade“bekannt ist, sagt. Man wisse kaum etwas über körperbehinderte Menschen. Deshalb wollte er deren Welt zeigen. Eine Welt, die Angst mache, aber auch eine Welt, in der man nicht nur weine.
Und so hat der Slammer den Film mit einer Dosis Galgenhumor aufgemischt. Sätze wie: „Dein Körper ist kaputt, kümmere dich wenigstens um deine Frisur“geben die Richtung vor. Allerdings beschönigt „Lieber Leben“nichts: die Schmerzen, wenn Ben aus dem Bett gehoben wird zum Waschen, die Unfähigkeit, den Telefonhörer in der Hand zu halten oder allein zu essen. Bei allem ist er auf Hilfe angewiesen, etwa durch die ungeschickte Schwester Christiane oder den stets gut gelaunten Pfleger Jean-Marie.
Ben lernt in der Klinik auch neue Freunde kennen wie Farid, der sich mit seiner Behinderung abgefunden hat, oder die hübsche Samia, in die sich Ben auf Anhieb verliebt. Der Film schwankt so stets zwischen Hoffnung und Verzweiflung, zwischen Lachen und Weinen.
„Lieber Leben“basiert auf dem stark autobiografischen Roman von Marsaud, der sich nach seinem Unfall im Jahr 1997 den Künstlernamen „Grand Corps Malade“, übersetzt „großer kranker Körper“, gegeben hat. Marsaud hat die schwarzhumorige Komödie zusammen mit dem ehemaligen Hip-HopTänzer und Musikvideoregisseur Mehdi Idir gedreht. Und beide haben die Geschichte in ein einfühlsames und emotionales Filmdebüt verwandelt. (dpa) Lieber Leben. Regie: Fabien Marsaud und Mehdi Idir. Mit Pablo Pauly, Nailia Harzoune, Soufiane Guerrab. Frankreich 2017. 112 Minuten. FSK ab 6.