Spaßmacher wieder in Bestform
Kid Rock liefert mit „Sweet Southern Sugar“ein überzeugendes Rock-Album ab
RAVENSBURG - Der Mann ist durchaus mit Vorsicht zu genießen: Waffennarr, Trump-Unterstützer, Ex von Pamela Anderson – und in seinen Songs wirft Robert James Ritchie, wie Kid Rock qua Geburtsurkunde heißt, regelmäßig mit Schimpfwörtern der übelsten Sorte um sich. Lässt der geneigte Hörer dies weitgehend außer Acht, ist Mister Rock jedoch ein überaus versierter Musiker, der ganz passabel rappen kann, Country für sich entdeckt hat und über ein Händchen für eingängige Melodien verfügt. Nach einem Durchhänger in den vergangenen Jahren hat der Bursche aus Detroit auf seinem mittlerweile elften Album „Sweet Southern Sugar“(BMG) beinahe zur alten Form zurückgefunden. Zur Freude seines Anhangs, der vor allem im Süden der USA riesig ist, gibt es nun endlich wieder überzeugende Hip-Hop-Klänge zu hören – drei der zehn Lieder auf der neuen Platte klingen wie einst Ende der 1990er-Jahre. Damals begründete Kid Rock mit Krachern wie „Bawitdaba“, „Cowboy“oder „American Bad Ass“sowie den Alben „Devil Without A Cause“und „Cocky“, die sich insgesamt fast 20 Millionen Mal verkauften, seinen Ruhm.
Der Opener „The Greatest Show on Earth“, das darauf folgende „PoDunk“sowie das abschließende „Grandpa’s Jam“klingen ähnlich wie zu seinen besten Tagen – und sollen einfach nur Spaß machen. Mehr als unterhalten möchte Mister Ritchie wohl auch gar nicht. Kritiker, die bei ihm schon seit Jahren Tiefgang vermissen, werden den überzeugten Amerikaner auch dieses Mal zu flapsig und zu unreflektiert finden. Aber wie soll denn ein Album klingen, das den Titel „Sweet Southern Sugar“trägt? Es ist eben – wie immer – eine recht entspannte Gute-Laune-Platte mit vielen guten Hooks und Refrains geworden. Lässige Südstaaten-Atmosphäre Denn tatsächlich glückt es Kid Rock, zwischen den lauten Tracks für lässige Südstaaten-Atmosphäre zu sorgen: „American Rock’ n’ Roll“, „Stand The Pain“oder „Tennessee Mountain Top“klingen exakt so, wie es die Titel vermuten lassen würden – ein bisschen Bob Seger, etwas Doobie Brothers und viel Kid Rock. Auf der Trennungsballade „Raining Whiskey“gibt es sogar bluesige Töne. Und tatsächlich ist auch die eher düstere Coverversion des alten Four-TopsKlassikers „Sugar Pie Honey Punch“durchaus hörenswert.