Jazz auf der Panflöte
Urban Frey Jazz Quintett tritt gemeinsam mit Anika Neipp und Thomas M. Förster
TROSSINGEN – Den Schlusspunkt hinter eine erfolgreiche SchweizTournee hat das Urban Frey Jazz Quintett mit Anika Neipp und Thomas M. Förster am Sonntagnachmittag im vollbesetzten Kulturspeicher des Klavierhauses Hermann gesetzt.
Auf einer Panflöte Jazz spielen – geht das denn? Ja, wenn man sich traut und die richtigen Musiker als Partner hat. Dies stellte Urban Frey vor rund hundert gespannt lauschenden Zuhörern unter Beweis. Schon als er als erster Schweizer sein Lehr- und Konzertdiplom auf diesem Instrument ablegte, hatte er neue Wege beschritten. Seither machte er sich im Bereich Klassik einen Namen. Um aber mit den Trossingern Anika Neipp und Thomas M. Förster „was zusammen machen“zu können, musste Frey sich wieder auf neues Terrain wagen, eine seiner Panflöten umstimmen und sich eine E-Panflöte zulegen. Schon bei Wayne Shorters „Footprints“mit den kessen Trillern gab es Zwischenapplaus. Für Peter Herbolzheimers „Freedom Dance“griff Frey zu dem elektronischen Instrument, bei dem der Ton an jedem Röhrchen einzeln abgenommen wird.
Gleich drei Aufgaben hatte Förster in dem Quintett: Präzise spielte er auch die schnellsten Passagen auf dem Yamaha C3-Flügel und lotete die tonalen Möglichkeiten der „Music Workstation“aus. Er hatte auch einige der Stücke für das Quintett arrangiert und zwei davon selbst komponiert. Mit dem lebendigen und spannungsgeladenen Stück „12.10.13“hat er seinen Hochzeitstag unvergesslich gemacht. Sehnsucht und Melancholie dagegen klingen aus seinem Stück „Far Away“von 2007. Zwei Kompositionen von Chick Corea, „Spain“und „Armado`s Rhumba“hat Förster so bearbeitet, dass das Quintett seinem Publikum gehörig einheizte.
Bei einigen Soli ließ Freys Landsmann Rätus Flisch, Dozent an der Musikhochschule Zürich, seinen Kontrabass beschwingt singen. Am Schlagzeug agierte Frank Denzinger konzentriert und einfühlsam. Besonderen Eindruck hinterließ er aber mit seiner explosiven Improvision, bei der er eingangs mit bloßen Händen trommelte, dann seine „Tools“blitzschnell wechselte. Urig klang es auch, als er den rechten Besen über das Fell rollte.
Barfuß, in schimmerndem schwarzen Satin trat Anika Neipp auf die Bühne. Schon mit der Ballade für den nicht ganz perfekten und dennoch heiß geliebten Mann, „My Funny Valentine“, bezirzte sie ihr Publikum. Gekonnt sang sie die selten gehörten Lyrics des Jazzstandards „Caravan“und flirtete heftig mit der Panflöte bei „Yatra-Ta“, einem rasanten und funkigen Samba der Brasilianerin Tânia Maria: bejubelter Höhepunkt des zweieinhalbstündigen Programms. Für die kernige und sehr direkte Forderung „Love Me Like a Man“jagte sie ihre so variable Stimme in rauchige Abgründe.
Urban Frey schmuggelte noch zwei Bach-Stücke ein: die graziöse „Air“und die perlende „Badinerie“. Und als Zugabe ließ er noch Simon&Garfunkels „Condor“durch den Kulturspeicher fliegen. Phänomenal.