Beschwerdestelle ab sofort erreichbar
Psychisch Kranke und ihre Angehörige im Blick – Unabhängig und neutral
TUTTLINGEN - Ab sofort haben Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Angehörige im Kreis Tuttlingen eine unabhängige Anlaufstelle: In den Räumen der Fachstelle für Pflege und Senioren in der Gartenstraße halten Ehrenamtliche Beratungen ab und Informationen bereit. Denn: „Psychische Erkrankungen sind Krankheiten wie jede andere auch. Aber schwieriger zu verstehen und zu erklären.“
Das sagt Marion Lutz, die sich als Betroffene in der Informations-, Beratungsund Beschwerdestelle – kurz IBB-Stelle – engagiert. Insgesamt ist das Team zu fünft. Neben festen Beratungszeiten (jeden zweiten Mittwoch von 15 bis 17 Uhr) ist das Team telefonisch zu erreichen. „Wer eine Nachricht auf den Anrufbeantworter spricht, wird in der Regel innerhalb eines Tages zurückgerufen“, sagt Jörg Zwecker, Behindertenbeauftragter des Landratsamts und ebenfalls Teammitglied.
Ganz wichtig ist der IBB-Stelle, dass sie ein niederschwelliges Angebot darstellt und unabhängig von Einrichtungen und deren Trägern arbeitet. Die Mitarbeiter sehen sich als erste Anlaufstelle, wenn ein Mensch die Befürchtung hat, dass er psychische Probleme hat, und nicht weiß, an wen er sich wenden soll. Sie sind da, wenn ein Erkrankter Missstände in einer Einrichtung benennen oder neue Angebote installieren will. Dann, wenn Angehörige miterleben, dass der Erkrankte seine Medikamente absetzt. „Grundsätzlich geht es uns auch darum, die generelle Versorgung psychisch kranker Menschen zu verbessern“, sagt Jörg Zwecker. Dazu gehöre auch, die schlechte Versorgung mit Fachärzten und die langen Wartezeiten bei Psychologen und Psychotherapeuten anzusprechen. „Dabei treten wir nicht in Konkurrenz mit anderen Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Uns geht es um Zusammenarbeit“, ergänzt Lutz.
Die Zahl psychisch kranker Menschen steigt seit Jahren. Die Fachwelt geht davon aus, dass jeder fünfte Mensch mindestens einmal in seinem Leben behandlungsbedürftig psychisch krank wird. Das Einrichten der Beschwerdestelle ist deshalb gesetzlich vorgeschrieben. Dafür erhält der Landkreis Tuttlingen einen Landeszuschuss von jährlich 14 500 Euro vom Sozialministerium. Die Mitarbeiter – alles Ehrenamtliche – sind in Workshops geschult worden, regelmäßig gibt es Auffrischungskurse, sagt Zwecker. Weitere Mitstreiter sind gerne gesehen. Denn schließlich will man zusammen erreichen, dass Widerstände und Vorurteile gegenüber psychisch Erkrankten abgebaut werden. Für die IBB-Stelle wurden ernannt: Marion Lutz (Seitingen-Oberflacht) und Christine Groschupp (Tuttlingen) als Vertreterinnen für Betroffene, Jörg Zwecker, Behindertenbeauftragter des Landratsamts, Albrecht Foth (Rottweil), als Patientenfürsprecher im Vinzenz von Paul Hospital und Gabriele Droullier als Vertreterin von Angehörigen psychisch Kranker. Sie sind per Telefon zu erreichen (07461) 1509180 oder per E-Mail:
team@ibb-tut.de