Zauberflöte verzaubert immer wieder
Inszenierung des Theaters Pforzheim reißt Stadthallen-Publikum mit
TUTTLINGEN - Sänger, Chor und Orchester des Pforzheimer Theaters haben am Dienstagabend in der Stadthalle mit Mozarts „Zauberflöte“Begeisterung ausgelöst. Die Qualität des stimmlichen Aufgebots war erstaunlich. Thomas Münstermann hat die Oper in einer behutsamen Modernisierung inszeniert.
Zur Ouvertüre toben Kinder bei einer Kissenschlacht durch einen Internats-Schlafsaal, bevor sie sich auf eine Traumreise ins Fantasieland der Oper begeben. Vier große mobile Bühnenelemente setzt Bühnen- und Kostümbildner Thomas Mogendorf ein. Auf einer Seite dienen sie als Palastmauern, auf der anderen als Landschaftskulissen. Klappen in der Wand geben wilde Tiere frei, die von der Zauberflöte besänftigt werden.
Viele Kostüme sind stilisiert, so tritt Sarastros Gefolge in angedeuteten orientalischen Überwürfen auf und die Palastsklaven in modernen Arbeitsoveralls.
Die ungekürzten Dialoge zwischen den Arien erfordern die ursprüngliche Aufführungszeit von drei Stunden. Eine Zeit, die wie im Flug verstreicht bei Schikaneders abenteuerlicher Geschichte und Mozarts berauschender Musik mit vielen bekannten „Ohrwürmern“. Tamino verliebt sich in Pamina „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“, singt Prinz Tamino, als er sich unsterblich in Prinzessin Paminas (Franziska Tiedtke) Bild verliebt. Er soll die Tochter der geheimnisvollen Königin der Nacht retten. Der Zauberer Sarastro (Lukas Schmid) hat sie entführt. Einen wahren Traumprinzen gibt Johannes Strauß: blondgelockt und feingliedrig, mit jungem, aber klarem und durchsetzungsfähigem Tenor.
Tamino erhält von der Königin eine Zauberflöte, mit der er seine Liebste bezirzt: eine selbstbewusste Pamina mit wippendem Pferdeschwanz, rosa Tellerrock und Petticoat, mehr dramatischer als lyrischer Sopran mit viel Volumen in der Tiefe. „Der Vogelhändler bin ich ja, stets lustig, heißa, hopsasa“, so führt sich Cornelius Burger als Taminos Begleiter, Papageno, musikalisch ein. Heiter wie seine Rolle schwebt sein Bariton, schmeichelt mit warmem Timbre dem Ohr und trägt dabei mühelos während der ganzen Aufführung. Burgers Sprechstimme kommt allerdings nicht ganz an das Charisma seines Gesangs heran.
In Sarastros Palast stellt sich heraus, dass der Pamina nur vor ihrer Mutter schützen will: Die Königin trachtet nämlich nach Sarastros Macht und fordert in ihrer berühmten „Rache-Arie“von ihrer Tochter, ihn zu töten. Elisandra Meliàn legt dabei als dämonische Königin in glamouröser dunkelblauer Robe einen dramatischen Auftritt hin und bewältigt die berühmte Koloraturarie souverän. Auf die höchsten Töne folgen die tiefsten, auf die Königin der Nacht antwortet der Meister der Sonne: „In diesen heil’gen Hallen kennt man die Rache nicht“, intoniert Sarastro mit stattlichem, sonorem Bass. Für Versöhnung wird die Liebe sorgen – wenn Tamino und Papageno ihre Prüfungen bestehen.
Papageno liefert zuvor sein berühmtes keckes Duett mit seiner Papagena (Natasha Sallès). Sie sprüht vor Temperament und Präsenz und besticht nicht nur mit frecher PunkFrisur, sondern auch mit frischer Stimme.
Viele hätten noch verdient, ausführlicher erwähnt zu werden: die bezaubernden jugendlichen Sängerinnen als „drei Knaben“, genau wie das resolute Trio der „drei Damen“, das Orchester und der Chor, der am Ende überwältigend Zarastro und dem Sieg der Sonne über die Nacht huldigt.