Interesse am Bausparen nimmt zu
LBS Südwest verzeichnet mehr Neugeschäft – Koalitionsvertrag macht Hoffnung
STUTTGART - Aufwind für die Landesbausparkasse Südwest. Dank der leicht anziehenden Bauzinsen zum Start des Jahres legte das Neugeschäft in den ersten sechs Wochen um knapp zehn Prozent zu, wie Vorstandsvorsitzender Wolfgang Kaltenbach bei der Vorlage der Bilanz am Dienstag in Stuttgart mitteilte.
Für das laufende Jahr gibt sich der Chef des größten öffentlich-rechtlichen Instituts recht zuversichtlich. Denn: Der Zinsanstieg in den vergangenen Wochen zeige deutlich, dass eine Absicherung notwendig sei. Die Kombination aus Eigenkapitalbildung und langfristiger Zinssicherung sorge für Planbarkeit in der Baufinanzierung.
Planbarkeit ist gleichfalls für die Bausparkasse wichtig. Deshalb pocht sie weiterhin darauf, langfristige Verträge kündigen zu dürfen. Es dürfe keinen Vertrag geben, der nicht kündbar sei. Hintergrund ist ein Urteil des Landgerichts Stuttgart aus dem vergangenen Jahr, wonach die LBS den Kunden nicht vorzeitig loswerden darf, wenn diese binnen 15 Jahren nach Vertragsbeginn kein Darlehen in Anspruch genommen haben. Diese Kündigungsklausel hatte die LBS in bestimmten Verträgen schon im Jahr 2005 eingeführt. Geklagt hatten Verbraucherschützer. Die LBS Südwest will sich mit der Niederlage nicht abfinden und hat deshalb das Oberlandesgericht Stuttgart angerufen. Das wird den Fall wohl in diesem Jahr verhandeln. Stellenabbau geht weiter Die LBS Südwest ist 2016 aus den Instituten von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz hervorgegangen. Das Institut ist im vergangenen Jahr bei der Integration weiter vorangekommen. Vor allem im Nachbarland ging es um den Umbau des Vertriebs. Hier sollen die Sparkassen noch stärker ins Boot geholt werden, um neue Kunden zu gewinnen. Im Zuge des Umbaus sind auch Stellen weggefallen. Sie wurden sozialverträglich abgebaut, zumeist durch den Gang in den Vorruhestand oder in Altersteilzeit. Ende 2017 gab es 836 Angestellte (Vorjahr: 883), Ende 2020 sollen es 750 Stellen sein.
Im vergangenen Jahr machte der Landesbausparkasse unter anderem die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank zu schaffen, und auch die Engpässe auf dem Immobilienmarkt förderten das Geschäft nicht. In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wurden Bausparverträge über 9,3 Milliarden Euro vermittelt, das waren 1,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge ging um 10,2 Prozent auf 175 500 zurück. Hingegen stieg die durchschnittliche Bausparsumme um 9,3 Prozent auf 53 000 Euro. An die Bausparer wurde 2017 genausoviel Geld ausgezahlt wie im Vorjahr – 3,22 Milliarden Euro. Der Marktanteil habe Ende 2017 stabil über 40 Prozent gelegen, teilte der Vorstandsvorsitzende weiter mit.
Das Institut setzt durch die geplante große Koalition in Berlin auf wieder anziehendes Interesse am Bausparen. Der Grund: Der Koalitionsvertrag gebe hier Hoffnung; mit Baukindergeld, Wohnungsbauprämie und möglichen Freibeträgen bei der Grunderwerbssteuer scheine Bewegung in das Thema rund um die eigene Immobilie zu kommen. Denn: Derzeit stagniere die Wohneigentumsquote in Deutschland, vor allem jüngere Leute könnten das nötige Kapital für ein Eigenheim nicht aufbringen, sagte Kaltenbach. Aber gerade die jüngere Generation dürfe das Sparen jedoch nicht verlernen.