Hannes Wolf ist nicht nachtragend
Der frühere VfB-Trainer räumt Fehler ein und will bis zum Sommer pausieren
STUTTGART (dpa/zak) - Hannes Wolf will nach seinem Aus beim VfB Stuttgart zunächst kein Traineramt annehmen. „Es ist klar, dass bis Sommer Pause ist“, sagte er dem „kicker“und ergänzte in einem Interview der „Sport Bild“: „Natürlich will ich wieder zurück ins Geschäft, sei es in Deutschland oder im Ausland.“Aktuell genieße er seine Freizeit. Der VfB hatte sich Ende Januar nach einer Negativserie von Wolf getrennt und Tayfun Korkut verpflichtet.
Interpretiert man Wolfs Aussagen richtig, zieht es ihn zurück ins Ruhrgebiet, in seine Heimat Bochum und Dortmund, wo Freunde und Familie und frühere Mitstreiter leben und sein Herz schlägt. „Ich kann mir grundsätzlich vieles vorstellen. Mit einer Mannschaft einen Weg zu gehen, wie wir das in Stuttgart gemacht haben, ist großartig – und auch im Jugendbereich ähnlich möglich. Wenn auch ohne die große öffentliche Aufmerksamkeit. Es geht ja nicht nur um die Frage ,Wo willst du arbeiten?', sondern auch darum: ,Wie willst du leben?'“ Lob an Daniel Ginczek Seine Beurlaubung durch den VfB und das Verhalten von Präsident Wolfgang Dietrich sei „völlig in Ordnung“gewesen, sagte der 36-Jährige, der taktische Fehler eingesteht. Er habe in der Winterpause versucht, die abschlussschwachen Schwaben etwas mutiger aufzustellen. „Auf der Suche nach offensiven Lösungen haben wir in unserem Spiel die nötige Schärfe und Konsequenz im Verteidigen verloren. Dadurch haben wir an Stabilität verloren.“Nach einer gewissen Zeit bekämen Spieler unter einem Trainer Rollen, die festgefahren sein können, so Wolf. „Mit einem neuen Trainer gehen diese Rollen auf, das System ist wieder freier. Darin kann auch eine Kraft stecken. Diese Überlegungen habe ich Manager Michael Reschke und Dietrich damals mitgeteilt. Es war nichts kaputt im Verhältnis zwischen der Mannschaft und mir.“
Den Vorwurf, nicht auf Daniel Ginczek und eine Doppelspitze gesetzt zu haben, lässt Wolf allerdings nicht gelten: „Das ist das Einzige, was mich derzeit ein wenig in der öffentlichen Diskussion stört: Leider musste Ginni immer wieder verletzt pausieren. Wir haben ihn jedes Mal aufgebaut und anschließend in die Startelf geholt. Nach seiner letzten Verletzung hatte er im Januar nur eine zehntägige Vorbereitung. Wir wollten noch etwas warten und noch mehr Substanz aufbauen – und haben ihn deswegen noch nicht von Beginn an gebracht. Mit dem nötigen Rhythmus und der Fitness hätten wir ihn natürlich von Anfang an gebracht. Daniel ist immer ein Spieler für die Startelf“, sagte er dem „kicker“. Außerdem: „Mit Ginczek ändert sich das ganze Spiel. Es ist eine super Situation für Tayfun Korkut, dass er nun auf beide Stürmer zurückgreifen kann. Wenn sie gesund, fit und im Rhythmus sind, sind sie top.“
Dietrich warnt derweil angesichts von zehn Punkten in vier Spielen vor Zufriedenheit. „Genugtuung ist fehl am Platz“, sagte der 69-Jährige. „Aber wir freuen uns, wenn es gut läuft.“Mit Korkut und mehreren Spielern verteilte Dietrich am Mittwoch in einer Stuttgarter Vesperkirche warme Mahlzeiten und Getränke an Bedürftige. „Für die Spieler ist es wichtig, mal zu sehen, wie es ist, wenn es im Leben nicht so läuft. Das kann auch Ansporn sein“, sagte Dietrich.
Nationalspieler Mario Gomez, der unter anderem mit Ginczek und Holger Badstuber in der Kirche heißen Tee ausschenkte und die ein oder andere Tasse signierte, freute sich über viele gedrückte Daumen für den VfB: „Viele haben mir schon ihr Wunschergebnis fürs Wochenende verraten“, sagte der Stürmer. „Siege, natürlich.“