Demontage einer Familie
Tatort: Mitgehangen (ARD, So., 20.15 Uhr) - Schenk versteht die Welt nicht mehr. Seitdem er und Ballauf eine Wasserleiche aus einem versenkten Auto gezogen haben, führt sich der Kollege auf wie ein Berseker. Allzu hart nimmt er den Reifenhändler Grevel (verhuscht: Moritz Grove) im Verhör ran, denn der Kommissar ist von Anfang an überzeugt, dass dieser der Mörder des ungeliebten Geschäftspartners ist. Auch bei Frau Grevel (stark: Lavinia Wilson) und den beiden minderjährigen Kindern kennt Ballauf kein Pardon. Für die Familie beginnt ein schrecklicher Alptraum.
Glaubt man als Zuschauer anfangs noch, dieser „Tatort“beschäftige sich mit der Autoraser-Szene, in der das Opfer aktiv war, merkt man schnell, dass das nur ein Nebenstrang ist. Es geht hier vielmehr um ein feines Psychogramm, das den Balanceakt der Ermittler zwischen beruflicher Polizeiarbeit und menschlicher Verantwortung aufs Trefflichste schildert. Die Rollen in diesem klassischen „Whodunit“sind klar verteilt. Max Ballauf (fokussiert: Klaus J. Behrendt) mimt den Bad Cop; Freddy Schenk (wie immer bärig: Dietmar Bär) gibt den Good Cop. Dieses Spiel geht mitunter bis zur Schmerzgrenze. Als wäre das nicht schon genug, wird die Spannung durch überraschende Wendungen permanent hoch gehalten. Da übersieht man beinahe, dass die Kölner mit Norbert Jütte (witzig: Roland Riebeling) einen neuen schlitzohrigen Polizisten im Team haben.