Trump erwartet Gegenleistungen
Entwarnung aus Washington. Doch wer jetzt glaubt, US-Präsident Donald Trump hisse bereits die weiße Fahne, sieht sich getäuscht. Der Jubel kommt zu früh. Natürlich ist es eine gute Nachricht, wenn der amerikanische Bannstrahl erst einmal ausbleibt und Europa bis auf Weiteres keine Strafzölle drohen. Es wäre der Anfang eines Handelskrieges gewesen, bei dem es auf beiden Seiten des Atlantiks nur Verlierer gegeben hätte. Nicht nur der Stahlbranche hätten auch in Deutschland empfindliche Einbußen und der Verlust von Arbeitsplätzen gedroht.
Von einem dauerhaften Frieden kann allerdings keine Rede sein. Schließlich behält sich der weiterhin unberechenbare US-Präsident die Option für die Zukunft ausdrücklich weiter vor. Und wenn Donald Trump jetzt Strafzölle gegen den großen US-Handelsrivalen China in einer Größenordnung von bis zu 60 Milliarden Euro verhängt und somit eine weitere Front im Handelskrieg aufmacht, droht an anderer Stelle Ungemach für die Weltwirtschaft.
Die Börse hat am Donnerstag bereits reagiert, die Kurse sind auf breiter Front gefallen. Und das dürfte nur ein erster Vorgeschmack sein. Das Signal ist klar: Amerikas Präsident macht tatsächlich Ernst, er lässt den Ankündigungen Taten folgen und setzt auf Protektionismus. Trump will mit seiner Strafaktion vor allem Druck ausüben. Verbündete, die davon ausgenommen werden wollen, sollen offenbar Gegenleistungen erbringen: mehr Geld für Sicherheit und Verteidigung, höhere Investitionen in den Vereinigten Staaten, politische Zugeständnisse in der einen oder anderen umstrittenen Frage, und schon bleibt man von den Zöllen verschont.
Wenn sich die Europäische Union und Deutschland darauf einlassen, machen sie sich tatsächlich erpressbar. Europa und seine Wirtschaft haben lediglich etwas Zeit gewonnen, mehr aber auch nicht. Jetzt geht es darum, eine weitere Eskalation zu verhindern, den freien Handel und offene Märkte zu verteidigen sowie den Konflikt mit Washington weiter zu entschärfen.