„Wer schwanger ist, ist schon zu spät dran“
Wartezeiten für Kindergarten Rietheim – Bürgerin plädiert für Neubau in Weilheim
RIETHEIM-WEILHEIM - Das Thema Kinderbetreuung in Rietheim-Weilheim hat wohl einigen Bürgern unter den Nägeln gebrannt. Bei der Bürgerversammlung am Dienstagabend in der Jahnhalle plädierte eine Frau für den Neubau des Weilheimer Kindergartens. Architekt Joachim Bühler stellte die Pläne für einen möglichen Erweiterungsbau vor.
Dass dringender Handlungsbedarf besteht, ist der Gemeinde und den Bürgern klar. Bürgermeister Jochen Arno sagte: „Der Kindergarten in Rietheim ist absolut voll.“Und auch in der Einrichtung in Weilheim, wo derzeit 31 Kinder betreut werden, sei es beengt. Die Überlegungen, wie Kinder ab dem ersten Lebensjahr in der Gemeinde betreut werden können, reichen laut Arno bis ins Jahr 2012 zurück.
Zur Diskussion standen eine Erweiterung oder ein Neubau des Weilheimer Kindergartens, wobei in letzterem Fall der Bau am bisherigen Standort den Vorteil habe, dass die Infrastruktur bereits vorhanden sei, erläuterte der Bürgermeister.
In der nächsten Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 28. März, sollen die Pläne für einen Neubau des Kindergartens vorgestellt werden. In der Bürgerversammlung präsentierte der Architekt Joachim Bühler seine Entwürfe für eine Erweiterung. Wie bereits berichtet, soll der barrierefreie Erweiterungsbau aus einem Unter-, Erd- und Obergeschoss bestehen. Geplant ist, dass dort eine Regel- und eine Kleinkindgruppe untergebracht werden. Letztere ist für Kinder ab dem ersten Lebensjahr ausgerichtet. Anbau kostet zwei Millionen Euro Zudem sollen Schlaf- sowie Bewegungsräume, ein Wickelbereich und Besprechungszimmer geschaffen werden, der Garten aber unverändert bleiben. Angedacht ist, künftig im Weilheimer Kindergarten bis zu 76 Kinder zu betreuen. Im Zuge der Bauarbeiten soll auch das jetzige Gebäude, das fast 45 Jahre alt ist, saniert werden.
Arno geht davon aus, dass die Erweiterung etwa zwei Millionen Euro und ein Neubau 2,5 Millionen Euro kosten wird. Er rechnet bei einer Erweiterung mit Zuschüssen von 200 000 Euro, bei einem Neubau mit etwas mehr.
Die Pläne sahen manche Bürger kritisch. Eine Frau trat ans Mikrophon, das mitten in der Jahnhalle stand, und trug ihr Anliegen vor: „Im Kindergarten Rietheim gibt es eine Wartezeit von zwei Jahren. Das heißt, wer heute schwanger ist, ist schon zu spät dran.“Die Einrichtung sei vor zehn Jahren saniert und erweitert worden und stoße jetzt an seine Grenzen. In Weilheim sei es ähnlich.
„Man spart jetzt 500 000 Euro und in ein paar Jahren braucht man drei Millionen Euro für einen Neubau“, sagte die Frau, die für ihre Aussagen Applaus bekam. Sie plädierte dafür, einen neuen Kindergarten am Alten Schulhaus zu errichten und die jetzige Einrichtung zugunsten von Parkplätzen für die Jahnhalle abzureißen. Arno entgegnete, dass die Kosten für die weitere Betreuung Weilheimer Kindergartenkinder im Haushalt 2019/2020 eingerechnet seien und man dieses Jahr für die Planung brauche. Er gab zu Bedenken, dass die Kosten für den Abriss des jetzigen Kindergartengebäudes und einen Neubau „reichlich überlegt sein müssen. Wir haben nun eine Lösung dargestellt, die uns reichen würde“. Kinder ziehen in Altes Schulhaus Eine Bürgerin fragte, wie die Gemeinde die Bauplätze für Familien attraktiv machen wolle, wenn keine Kindergartenplätze vorhanden seien. „Ich sehe keinen Anreiz, dort zu bauen“, fügte sie hinzu. Arno antwortete, dass eine Hochrechnung immer schwierig sei. Eine andere Frau merkte an, dass am jetzigen Standort des Weilheimer Kindergartens alle Möglichkeiten ausgeschöpft seien. An einem anderen Standort könnte wieder erweitert werden. Ein Bürger fragte nach dem Konzept des Alten Schulhauses, ein weiterer äußerte, ihm fehle der Weitblick bei Projekten.
Arno erläuterte, dass im Alten Schulhaus derzeit zwei Flüchtlinge untergebracht seien, die Jugendreferentin ihr Büro habe und das DRK Räume nutze. Während der Bauphase am Weilheimer Kindergarten wird sich das ändern: Dann ziehen die Kinder ins Alte Schulhaus. Für Arno ist das Areal eine wichtige Vorratsfläche für die Zukunft. Es sei schon einmal angedacht gewesen, den Bereich für seniorengerechtes Wohnen herzunehmen.