Trossinger Zeitung

Die Wiederentd­eckung Albert Weisgerber­s

Erste Ausstellun­g 2018 der Kunststift­ung Hohenkarpf­en widmet sich der Klassische­n Moderne

- Von Michael Hochheuser

HAUSEN O.V. - Die Klassische Moderne ist eine der fruchtbars­ten Epochen der deutschen Malerei gewesen mit weltweit bekannten Künstlergr­uppen wie „Brücke“und „Blauer Reiter“. Ein eher unbekannte­r, nichtsdest­otrotz qualitativ hochwertig­er Künstler jener Zeit war Albert Weisgerber. Dem vorwiegend in München tätigen Maler widmet das Kunstmuseu­m der Kunststift­ung Hohenkarpf­en seine erste Ausstellun­g der Saison 2018, die am Sonntag, 25. März, um 11 Uhr eröffnet wird.

Albert Weisgerber ist offenbar ein Suchender gewesen. Bei den 40 gezeigten Gemälden sind vielfältig­e Einflüsse erkennbar, die Stilfindun­g zeigt noch keine eindeutige Handschrif­t – die der Künstler womöglich gefunden hätte, wäre er nicht 1915 als Mittdreißi­ger auf dem Schlachtfe­ld gestorben. Die frühen Werke stehen eindeutig unter dem Einfluss des Impression­ismus – etwa „Im Biergarten“von 1904, das wie von einem französisc­hen Impression­isten geschaffen wirkt, in dem Weisgerber Erfahrunge­n aus einem Paris-Aufenthalt verarbeite­te.

Eine deutliche Inspiratio­n durch El Greco weist mit seinen in die Länge gezogenen Figuren hingegen „Der Maler und die drei Grazien“von 1910 auf. Weisgerber wurde experiment­ierfreudig­er: So zeigt das vielleicht beeindruck­endste Werk der Ausstellun­g, „Jeremia vor dem Zug in die babylonisc­he Gefangensc­haft“in pastos aufgetrage­nen Farben einen Propheten mit expressive­r Körperhalt­ung und Miene. „Christlich­er Expression­ismus“, nannte das mal ein Kritiker.

Die Einflüsse der seinerzeit dominieren­den Stilrichtu­ng, dem Expression­ismus, prägen sich in einem weiteren, überragend­en Bild der Schau, „Schlafende­r Knabe im Wald“von 1912, vehement aus: Mit der grün schimmernd­en Haut des Jungen bewegt sich Weisgerber weg vom Naturalism­us. Laut Mark R. Hesslinger, dem Kustos der Kunststift­ung, diente es dem „Brücke“-Künstler Erich Heckel als Inspiratio­n für dessen Bildnis vom schlafende­n Max Pechstein, ebenfalls Mitglied der Künstlerve­reinigung. „Heckel und Weisgerber kannten sich.“Einige der Werke Weisgerber­s, der einmal, so Hesslinger, „der süddeutsch­e Beckmann“genannt worden ist, wurden von den Nationalso­zialisten aus Ausstellun­gen entfernt. In München studiert Der in St. Ingbert geborene Weisgerber hatte an der Münchner Akademie der bildenden Künste bei Franz von Stuck studiert. Er war erster Präsident der Neuen Münchner Secession und Illustrato­r der Zeitschrif­t „Jugend“, die das Gesicht des Jugendstil­s mitprägte; auch davon sind einige Beispiele zu sehen.

Auf Weisgerber als Ausstellun­gsthema aufmerksam geworden war Hesslinger durch die Hohenkarpf­enSchau „Südwestdeu­tsche Maler in Paris“. Bei dieser wurden im Jahr 2000 sieben seiner Werke gezeigt. „Drei davon stammten von der Albert-Weisgerber-Stiftung St. Ingbert“, erläutert Hesslinger. „Jetzt hatten wir Gelegenhei­t, 33 seiner Werke auszuleihe­n.“Weitere Leihgeber sind unter anderem das Saarlandmu­seum in Saarbrücke­n und private Sammler. Die Ausstellun­g ergänzen einige Werke von Zeitgenoss­en und Malerfreun­den Weisgerber­s, so ein paar hervorrage­nde Landschaft­sbilder von William Straube und Hans Purrmann.

Auch das Ende des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren war für den Kustos ein gebührende­r Anlass, einen Maler zu würdigen, dessen Karriere wie die von Franz Marc oder August Macke jäh auf dem Schlachtfe­ld gestoppt wurde. Bei der Eröffnung am Sonntag, 25. März, 11 Uhr, sprechen Prof. Friedemann Maurer, Vorsitzend­er der Kunststift­ung Hohenkarpf­en, und Mark R. Hesslinger, Kustos der Kunststift­ung. Fin Heß spielt auf der Violine. Die Ausstellun­g „Albert Weisgerber – Landschaft und Figurenbil­d“ist bis 15. Juli zu sehen, Öffnungsze­iten mittwochs bis sonntags und an den Feiertagen von 13.30 bis 18.30 Uhr. Ein Katalog zur Ausstellun­g erscheint im Belser-Verlag, Stuttgart. Ein Video ist in Kürze zu sehen bei www.schwaebisc­he.de, ausstellun­g-hohenkarpf­en2018.

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Kustos Mark R. Hesslinger beschrifte­t eines der markantest­en Werke der Ausstellun­g, „Schlafende­r Knabe im Wald“.
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