Folterwerkzeuge einpacken
Jetzt werden die Folterwerkzeuge herausgeholt. Noch bevor es im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes richtig ernst wird und in die entscheidende Phase geht, weitet die Gewerkschaft Verdi die Warnstreiks aus, legt am heutigen Dienstag Airports in ganz Deutschland lahm und sorgt für Chaos und lange Wartezeiten im Flugverkehr. Ein paar Straßenbahnen stoppen, einige Mülltonnen nicht leeren, eine Behördenstube nicht öffnen – das alles ist ärgerlich. Doch wenn Flüge gestrichen werden, Reisende stranden und den Fluggesellschaften hoher Schaden entsteht, obwohl sie gar nicht Partei in dieser Tarifauseinandersetzung sind, wird es richtig ungemütlich und ärgerlich.
Das wissen auch Verdi-Chef Frank Bsirske und seine Mitstreiter. Sie setzen bereits früh auf ein Zeichen der Eskalation, nehmen Lufthansa und Co. sowie die Fluggäste mithilfe von Teilen des Bodenpersonals und der Sicherheitskräfte in Geiselhaft. Sechs Prozent mehr Lohn, mindestens 200 Euro mehr pro Monat – die Gewerkschaften wollen angesichts der bundesweit sprudelnden Einnahmen und der vollen Kassen einen kräftigen Schluck aus der Pulle.
Sie machen vor der nächsten Verhandlungsrunde am kommenden Wochenende schon einmal vorab kräftig Druck. Die Warnstreiks bieten einen Vorgeschmack auf das, was blühen könnte, wenn es keine schnelle Einigung gibt. Tatsächlich stellt sich die Frage, ob sie mit ihren krawalligen Ankündigungen und Plänen nicht massiv überziehen.
Mag die aktuelle finanzielle Lage von Bund und Kommunen zwar dieser Tage stattliche Abschlüsse erlauben, könnten sich diese auf Dauer zu einer Hypothek entwickeln. Schließlich gibt es keine Garantie, dass die wirtschaftliche Lage und damit auch die Einnahmen des Staates auch in den kommenden Jahren so positiv bleiben. Und hohe Abschlüsse bei den Beamten bedeuten später auch höhere Pensionen im Alter, die bei Bund und Kommunen zu Buche schlagen. Die Gewerkschaften sollten die Folterwerkzeuge schnell wieder einpacken.