Gewerkschafter rufen zu Solidarität auf
DGB-Vertreter wünschen sich bei Mai-Kundgebung einen gerechteren Arbeitsmarkt
TUTTLINGEN - Am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Tuttlinger Europaplatz auf die Probleme auf dem Arbeitsmarkt aufmerksam gemacht. Unter anderem machte sich die stellvertretende DGB-Landesvorsitzende Gabriele FrenzerWolf für mehr Tarifbindung stark.
Wegen der Bauarbeiten auf dem Marktplatz hatte die Maikundgebung umziehen müssen – was dem Interesse aber nicht schadete: Der Europaplatz vor der Tuttlinger Stadthalle war gut gefüllt, als der DGBKreisvorsitzende Edmond Jäger das diesjährige Motto der Maikundgebung vorstellte: „Vielfalt, Solidarität und Gerechtigkeit“. „Wir haben Menschen aus unterschiedlichen Nationalitäten, Kulturen und Regionen in Deutschland, die trotzdem zusammenhalten“, betonte Jäger. Diese Vielfalt sei nicht selbstverständlich, man müsse sie verteidigen, so Jäger. „Für uns Gewerkschafter ist immer am wichtigsten, dass wir in einer gerechten Gesellschaft leben wollen, in der nicht die einen abgehängt sind und die anderen sich die Taschen vollmachen“, sagte Jäger. Beck lobt Arbeit des DGB Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck blickte auf die derzeitige Situation in der Arbeitswelt. „Es wird alles schwieriger, die Arbeitswelt verändert sich in einem noch nie dagewesenen, rasanten Tempo“, sagte Beck und fügte hinzu: „Das, was die Gewerkschaften seit Jahren wollen – gerechte Arbeit, gerechte Löhne und Fairness –, von dem sind wir weiter weg als bisher.“
„Lasst uns das Lachen nicht vergessen, auch wenn es uns angesichts von rabiaten Chefs und fiesen Kollegen, von Dummschwätzern, Egomanen, Kriegstreibern und Unterdrückern nicht zumute danach ist“, so die Eingangsworte von Betriebsseelsorger Thomas Maile in seiner Ansprache. Er appellierte an die Anwesenden, gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden zu kämpfen. „Solidarität ist eine Riesenkraft“, so Maile. Europa sei der beste Garant für Frieden und Wohlstand.
Er wünschte allen gewählten Betriebsräten – erst kürzlich fanden, wie berichtet, in vielen Betrieben Wahlen statt – viel Kraft und Stehvermögen und bot ihnen seine Hilfe an. Dass in vielen Betrieben Betriebsräte fehlen, gibt Maile zu denken. Er gab den Chefs mit: „Mitbestimmung schwächt nicht den Betrieb, sondern stärkt ihn.“Zudem lenkte er die Aufmerksamkeit auf Arbeitnehmer, die in Vollzeit arbeiten und weniger als 2000 Euro brutto verdienen. „Das ist Ausbeutung pur“, findet Maile und sprach dabei die Themen Leiharbeit, den wachsenden Niedriglohnsektor, Mini-Jobs und Befristungen an. Frenzel-Wolf beklagt astronomische Managergehälter Die stellvertretende DGB-Landesvorsitzende Gabriele Frenzer-Wolf erinnerte an die kürzlich erzielten Tarifabschlüsse, etwa im öffentlichen Dienst, die zu besseren Arbeitsbedingungen geführt hätten. Es gelte, die Abwärtsspirale zu stoppen. „Mickrige Löhne und jede Menge Überstunden machen viele Berufe immer unattraktiver“, sagte FrenzerWolf. Den Arbeitgebern gehe es nicht um soziale Gerechtigkeit. „Sie wollen reicher werden auf Kosten der Beschäftigten. Die Managergehälter haben astronomische Höhen erreicht“, sagte sie. „Unser Gegenentwurf zum Turbokapitalismus und zu Lohndumping heißt Solidarität“, betonte Frenzer-Wolf, die die Tarifbindung in Deutschland wieder steigern möchte.
Neben der Rentenpolitik sprach sie Probleme in Sachen Vermögenssteuer, den Spitzensteuersatz, Armut, die innere Sicherheit, Digitalisierung und den Fachkräftemangel an und appellierte dabei an die Politik für Verbesserungen und ein stärkeres Engagement. Zum Abschluss ihrer Rede betonte sie, dass die Demokratie und das Parteiensystem in einer „Vertrauenskrise“steckten.
Abschließend thematisierte die Jugend der IG Metall Albstadt in einem szenischen Theaterspiel auf der Bühne die derzeitige Betriebs- und Ausbildungssituation. Das Trio „Acoustic 3“aus Rottweil war für die musikalische Umrahmung zuständig. Für Essen und Trinken sorgten die Baumsteller Tuttlingen.