Schwer nachvollziehbar
Immer teurer, immer schlechter – dieses Bild bietet derzeit die Deutsche Post. Zunächst der Ärger um die befristeten Einstellungen, dann der wachsende Unmut bei der Bundesnetzagentur über Mängel bei der Brief- und Paketzustellung. Und nun sickerte auch noch der Plan durch, zu Beginn des kommenden Jahres das Porto für den Standardbrief um zehn auf 80 Cent anzuheben. Das käme einer satten Preissteigerung um über 14 Prozent gleich. In diesem Ausmaß dürften sich die Kosten des Unternehmens seit der letzten Portoerhöhung 2016 kaum nach oben entwickelt haben. Zum Glück redet die Bundesnetzagentur hier noch ein Wörtchen mit. Beliebt macht sich der einstige Monopolist in teilweisem Bundesbesitz mit derlei Schlagzeilen nicht.
Bei den Wettbewerbshütern deutet sich ein Beschwerderekord über die Brief- und Paketzustellung bei der Deutschen Post an. Pakete werden falsch, verspätet oder gar nicht zugestellt. Die Zusteller sind offensichtlich so überlastet, dass sie ihre Aufgaben nicht in der vorgegebenen Zeit erledigen können. Das betrifft nicht nur die Deutsche Post, sondern auch konkurrierende Paketdienste. In der Paketbranche läuft offenkundig etwas schief.
Der Boom im Onlinehandel sorgt für eine wachsende Nachfrage nach Zustelldiensten. Die Unternehmen liefern sich einen harten Wettbewerb um die Aufträge des Handels. Der Preis spielt dabei eine herausragende Rolle, wollen Amazon und Co. die Konsumenten doch mit möglichst geringen Versandkosten anlocken. Die Kehrseite der Medaille sind schwierige Arbeitsbedingungen und unzufriedene Verbraucher. Wenn sich dies ändern soll, müssen die Preise steigen. Ansätze dafür gibt es durchaus, etwa durch Extragebühren für die Zustellung direkt bis zur Haustür.
Es gibt also durchaus gute Gründe für eine Verteuerung der Postdienste, wenn sie nachvollziehbar ist und für eine gute Qualität der Dienstleistungen sorgt. Dass dies auch für das Briefporto bei der Deutschen Post gilt, muss der Marktführer erst einmal erklären.