Trossinger Zeitung

Ali B. kommt in U-Haft

Mutmaßlich­er Mörder von Susanna äußert sich zur Tat

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WIESBADEN (dpa) - Der im Fall der getöteten Susanna gefasste Verdächtig­e Ali B. kommt in Untersuchu­ngshaft. Am Sonntag hatte sich der 20Jährige nach seiner misslungen­en Flucht in den Irak ausführlic­h vor der deutschen Justiz geäußert. Der Iraker wurde im Wiesbadene­r Polizeiprä­sidium mehrere Stunden lang von einer Richterin vernommen. Diese ordnete die U-Haft an, wie die Polizei mitteilte. Was der 20-Jährige aussagte, war zunächst nicht bekannt. Der Iraker hatte die Nacht im Wiesbadene­r Polizeigew­ahrsam verbracht, nachdem ihn ein Polizeihub­schrauber am Frankfurte­r Flughafen abgeholt hatte. Bundespoli­zisten hatten Ali B. am Samstag an Bord einer Lufthansa-Maschine aus der nordirakis­chen Stadt Erbil zurück nach Deutschlan­d gebracht. Der Iraker steht im Verdacht, die am Mittwoch tot aufgefunde­ne Susanna F. in der Nacht auf den 23. Mai vergewalti­gt und getötet zu haben.

WIESBADEN/FRANKFURT (dpa) - Es braute sich etwas zusammen. Dunkle Gewitterwo­lken hingen am Samstagabe­nd über Frankfurt, als Lufthansa-Flug 697 aus Erbil auf einer Außenposit­ion landete. An Bord: der 20-jährige Ali B., dem Mord an der 14-jährigen Susanna verdächtig. Nur eine Woche nach seiner Flucht kehrte er unfreiwill­ig nach Deutschlan­d zurück. Dort hat der Fall die Debatte über die Flüchtling­spolitik auf eine neue hochemotio­nale Ebene gehoben.

Der 20 Jahre alte Iraker wurde am Sonntagnac­hmittag im Wiesbadene­r Polizeiprä­sidium mehrere Stunden lang von einer Amtsrichte­rin vernommen, die über die Untersuchu­ngshaft entscheide­n sollte. Ein Ergebnis oder Details der Aussage wurden zunächst nicht mitgeteilt.

Der Iraker steht im dringenden Verdacht, die am Mittwoch in Wiesbaden tot gefundene Susanna F. in der Nacht vom 22. zum 23. Mai vergewalti­gt und getötet zu haben. Bundespoli­zisten hatten Ali B. aus der nordirakis­chen Stadt Erbil zurück nach Deutschlan­d gebracht. Die Nacht hatte der Verdächtig­e im Wiesbadene­r Polizeigew­ahrsam verbracht, nachdem ihn ein Polizeihub­schrauber am Frankfurte­r Flughafen abgeholt hatte.

Falls Ali B. in Untersuchu­ngshaft kommt, soll er möglicherw­eise in das Männergefä­ngnis Frankfurt I gebracht werden. Dort könne er im Fall einer Suizidgefä­hrdung besser überwacht werden, hieß es in Ermittlerk­reisen. Üblicherwe­ise werden junge Untersuchu­ngshäftlin­ge in der JVA Wiesbaden untergebra­cht.

Ali B. hatte sich zuvor mit seiner Familie von Deutschlan­d aus zunächst in die Türkei und dann in den Irak abgesetzt. Dort konnten ihn die kurdischen Sicherheit­sbehörden am Freitagmor­gen um 5.20 Uhr „in letzter Sekunde vorläufig festnehmen“, wie Bundespoli­zei-Chef Dieter Romann der „Bild am Sonntag“sagte: „Der Tatverdäch­tige hatte vor, sich in ein Nachbarlan­d des Irak abzusetzen.“ Ali B. soll Tat gestanden haben Nach Angaben von Ermittlern vor Ort soll Ali B. die Tat in kurdischer Haft gestanden haben. Demnach sagte er aus, er und sein Opfer hätten viel Alkohol getrunken und Tabletten geschluckt, schließlic­h sei es zum Streit gekommen. Das Mädchen habe gedroht, die Polizei anzurufen, was ihn zu seiner Tat getrieben habe – er habe die 14-Jährige strangulie­rt.

Seine Mutter sagte der Deutschen Welle, dass ihr Sohn sich nicht an die Tat erinnern könne, weil er betrunken gewesen sei. Juristisch könnte das unter Umständen als vermindert­e Schuldfähi­gkeit gewertet werden.

In Erbil setzten kurdische Polizisten Ali B. am Samstagnac­hmittag in eine Lufthansa-Maschine nach Frankfurt, Beamte der Bundespoli­zei waren an Bord. Nach der Landung in Frankfurt am Abend führten maskierte Bundespoli­zisten den 20Jährigen zu einem Hubschraub­er, der ihn zur Vernehmung nach Wiesbaden brachte. Behördench­ef Romann, der laut „Bild“selbst in der Maschine war, sagte, den „außergewöh­nlichen Einsatz“von Bundespoli­zei und kurdischen Sicherheit­sbehörden sei man „auch der Mutter des toten Kindes schuldig“. Der Kriminalfa­ll mit einem Asylbewerb­er als Hauptverdä­chtigem schlägt in Deutschlan­d seit Tagen hohe Wellen. „Ich bin froh, dass der von der deutschen Justiz gesuchte mutmaßlich­e Täter wieder in Deutschlan­d ist“, sagte Bundesinne­nminister Horst Seehofer am Samstagabe­nd. „So kann das Ermittlung­sverfahren schnell vorangetri­eben werden.“Auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel begrüßte die Festnahme und die Rückführun­g nach Deutschlan­d. „Das unfassbare Leid, das der Familie und dem Opfer widerfahre­n ist, bewegt jeden und erfasst auch mich“, sagte sie am Samstag am Rande des G7-Gipfels im kanadische­n La Malbaie.

In Susannas Heimatstad­t Mainz geht eine Serie von Demonstrat­ionen weiter. Am Sonntag fanden sich aber nur wenige Demonstran­ten bei einer Kundgebung der rechtsgeri­chteten Initiative „Beweg was!“ein. Sie hatte unter dem Titel „Merkel muss weg“in den vergangene­n Wochen gegen illegale Einwanderu­ng protestier­t.

Auch mehrere Gegendemon­strationen waren schwach besucht. Für Montag waren weitere Proteste angekündig­t.

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FOTO: DPA Eine Spezialein­heit der Bundespoli­zei begleitete den Verdächtig­en Ali B. in das Polizeiprä­sidium in Wiesbaden.

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