Zerrissenheit statt Aufbruch
Die Grabenkämpfe beim Linken-Parteitag haben eines gezeigt: Die Partei ist tief gespalten und so nicht regierungsfähig. Zwei Tage lang brodelte es zunächst unter den Delegierten. Dann ist der Streit über das Thema Migration und Asyl schließlich eskaliert. Wofür die Linke nun in der Flüchtlingsfrage steht, bleibt weiter offen. Von der angekündigten Richtungsentscheidung in dieser Frage kann keine Rede sein.
Statt des erhofften Aufbruchsignals bleibt ein Bild der Zerrissenheit. Die Delegierten haben ihrem Ärger über den Dauerzwist ihres Spitzenpersonals kräftig Luft gemacht. Angesichts der schlechten Wahlergebnisse der alten und neuen Vorsitzenden Bernd Riexinger und Katja Kipping, der katastrophalen Regie des Parteitags und der Eskalation des Flüchtlingsstreits sind die beiden Parteichefs erheblich geschwächt. Ihnen dürfte es schwer fallen, die Gräben wieder zu schließen, die Strömungen in der Partei zusammenzuführen und die Partei für eine erfolgreiche Zukunft richtig aufzustellen.
So wie sich die Linke bei ihrem Parteitag präsentiert hat, macht sie es Wählern, die ihr den Rücken gekehrt haben, nicht leicht, wieder zurückzukommen. Partei-Rebellin Sahra Wagenknecht arbeitet derweil mit ihrem Gatten Oskar Lafontaine weiter daran, den Machtkampf für sich zu entscheiden und ein eigenes, eine linke Sammlungsbewegung, zu testen. politik@schwaebische.de