„Eskalation und Schadensmaximierung müssen verhindert werden“
BERLIN - Nach dem mauen Ergebnis des G7-Gipfels müssen die Europäer mehr Stärke zeigen. Das sagte Norbert Röttgen (CDU, Foto: dpa), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, im Gespräch mit Andreas Herholz. Herr Röttgen, wie bewerten Sie das Scheitern des Treffens? Wer gedacht hatte, Donald Trump mit guten Argumenten und Zureden zu einer anderen Handelspolitik bringen zu können, hatte unrealistische Erwartungen. Ein Scheitern war zu erwarten. Alles andere wäre eine große Überraschung gewesen. Machen solche Gipfel ohne Russland und mit einem kaum berechenbaren amerikanischen Präsidenten noch Sinn? Sie machen Sinn. Die Politik der Europäer, der Kanadier und der Japaner sollte während der vierjährigen Amtszeit des amerikanischen Präsidenten die von Schadensbegrenzung sein. Trump ist so, wie er ist. Eskalation und Schadensmaximierung müssen verhindert werden. Natürlich wird der mögliche politische Ertrag solcher G7-Gipfel durch das Verhalten und die Politik Donald Trumps geschmälert. Aber wir sollten es nicht schlimmer machen als es schon ist. Sollte der amerikanische Präsident wiedergewählt werden, muss man über mehr als Schadensbegrenzung nachdenken und eine andere Strategie entwickeln. Vor allem aber müssen wir mehr europäische Stärke zeigen und unsere europäischen Hausaufgaben erledigen. G7 macht Sinn. G7 aufzugeben, weil sich vorübergehend dieser US-Präsident so verhält, wäre falsch. In einer chaotischer werdenden Welt, ist es ein wichtiges Gremium, das wir nicht aufgeben dürfen. Auch wenn es fundamentale Konflikte in der Handelspolitik, über das Iranabkommen und die Nahostpolitik gibt, bleiben noch andere Bereiche, in denen wir zusammenarbeiten und uns verständigen müssen. Was ist vom Treffen Trumps mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un zu erwarten? Da muss man Befürchtungen haben, die hoffentlich nicht eintreten. Trump hat sich in eine taktisch ungünstige Situation gebracht. Die Position und Ausgangslage von Kim ist viel günstiger. Der US-Präsident will ein Ergebnis, um es als großes historisches Ereignis zu feiern. Er will sich selbst als großen Staatsmann feiern, der das zustande gebracht hat. Er hat sich damit in die Hände von Kim begeben, den er zur Erfüllung seines Wunsches und der Erreichung seiner Ziele braucht. Da besteht die Gefahr, dass Trump zu weitreichenden Konzessionen bereit sein könnte. Der amerikanische Präsident hat sich eine abhängige Verhandlungsposition manövriert.