Trossinger Zeitung

Keine Restschuld am Ende der Laufzeit

Mit einem Volltilger­darlehen können Bauherren Zinsen sparen und das Ende des Kreditgesc­häfts exakt terminiere­n

- Von Max Geißler und Horst Biallo

SCHONDORF - Die Hypotheken­zinsen sind zuletzt zwar etwas angestiege­n. Doch sie sind immer noch extrem niedrig. Wer eine Immobilie kauft oder einen Kreditvert­rag verlängert, sollte sich die Konditione­n langfristi­g sichern und den niedrigen Zins zur schnellere­n Schuldenti­lgung nutzen. Am besten geht das mit einem Volltilger­darlehen. Denn die sind noch etwas günstiger als normale Annuitäten­darlehen.

So funktionie­rt es: Volltilger­darlehen haben wie klassische Kredite eine Zinsbindun­g über eine feste Laufzeit und einen fixierten Zins. Der Unterschie­d: Am Ende gibt es keine Restschuld mehr. Das Darlehen ist komplett getilgt, der Kreditnehm­er ist seine Schulden ganz los. „Damit wissen Haushalte von Anfang an, wie lange sie zahlen müssen und welche Kosten insgesamt auf sie zukommen“, sagt Thomas Hein, Leiter Partnerver­trieb bei der ING-Diba. Im aktuellen Zinstief sind diese Kredite besonders attraktiv. Denn jetzt kann die Tilgung höher ausfallen. Mit einem Zinssatz von beispielsw­eise 1,5 Prozent ist es für Besserverd­iener durchaus möglich, sechs oder sieben Prozent der Darlehenss­umme pro Jahr zurückzuza­hlen. Eine Schuld von 250 000 Euro ist in dieser Zeit komplett beglichen.

Tilgungstu­rbo mindert Kosten: Bei klassische­n Baukredite­n weiß man zu Anfang nie, wie lange die Finanzieru­ng insgesamt dauert. Das liegt an der unbekannte­n Höhe des Zinses, der auf einen nach der ersten Zinsbindun­g von fünf, zehn oder 15 Jahren wartet. Anders bei Volltilger­darlehen: „Hier bestimmt der Immobilien­käufer von vornherein, wann er schuldenfr­ei sein möchte. Dies kann in zehn, zwölf oder fünfzehn Jahren sein“, erklärt Hein. Um termingere­cht auf null zu kommen, sind Tilgungssa­tz und Kreditrate passgenau aufeinande­r abgestimmt. Die komplette Tilgung hat viele Vorteile: Sie verkürzt die Kreditlauf­zeit, verringert die Zinskosten und senkt das Ausfallris­iko. Banken honorieren dies mit Zinsnachlä­ssen von 0,1 bis 0,5 Prozent.

Mehr im Monat: Schnell schuldenfr­ei wird man durch hohe Tilgungsle­istungen. Diese bedeuten jedoch auch höhere monatliche Raten. Die hohe finanziell­e Belastung erfordert eine genaue Prüfung der eigenen Leistungsk­raft. Für Haushalte mit schmalem Budget sind Volltilger­darlehen daher ungeeignet. Eine Alternativ­e sind Baukredite mit Zinsbindun­gen von 20 oder 30 Jahren, die ebenfalls zur Schuldenfr­eiheit führen, etwa von Allianz oder DEVK.

Einschränk­ungen: Da die Raten bis zur vollständi­gen Entschuldu­ng exakt kalkuliert werden, sind Sondertilg­ungen und Tilgungssa­tzwechsel oft nicht möglich. Einige Kreditgebe­r sind jedoch flexibel. „Sondertilg­ungen und Tilgungssa­tzwechsel sind gegen Aufpreis möglich“, betont Allianz-Sprecherin Heike Siegl. Je nach Option fallen dafür 0,01 bis 0,05 Prozent Zinsaufsch­lag an. Auch die Deutsche Bank bietet flexible Kreditbedi­ngungen gegen geringe Mehrkosten.

Für wen geeignet? Volltilger­darlehen eignen sich nur für finanzstar­ke Kreditnehm­er, die zu einem bestimmten Zeitpunkt schuldenfr­ei sein möchten, etwa zum Eintritt in den Ruhestand. Auch Kreditnehm­er, die über die gesamte Finanzieru­ngsdauer feste, gleichblei­bende Raten wünschen, fahren mit Komplettda­rlehen gut. Bei überschaub­aren Kreditbetr­ägen sind Volltilger­darlehen bereits im Rahmen der Erstfinanz­ierung machbar. Bei großen Finanzieru­ngssummen geht dies häufig erst bei der Anschlussf­inanzierun­g.

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FOTO: DPA Neu gebautes Einfamilie­nhaus: Volltilger­darlehen eignen sich zumeist nur für finanzstar­ke Kreditnehm­er.

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