Trossinger Zeitung

„Sie können viel, weil sie zusammenst­ehen“

Spaichinge­n feiert 150 Jahre Freiwillig­e Feuerwehr und 30 Jahre Jugendfeue­rwehr

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SPAICHINGE­N - Mit einem gigantisch­en Festwochen­ende hat die Spaichinge­r Feuerwehr das 150-jährige Bestehen der Freiwillig­en Feuerwehr und das 30-jährige Bestehen der Jugendfeue­rwehr gefeiert. Feuerwehrk­ameraden aus der Partnersta­dt Sallanches haben an den Feierlichk­eiten teilgenomm­en.

Den Auftakt bildete das Totengeden­ken am Freitag um 17.30 Uhr. Aktive und Jugend aus Spaichinge­n sowie die Gäste aus der Partnersta­dt kamen in der Friedhofsh­alle zusammen. Robert Aubele und Johannes Thiemann hielten einen ökumenisch­en Gottesdien­st und die Namen aller seit 1988 verstorben­en Kameraden wurden genannt. „Leute kommt gerennt!“Um 19.30 Uhr ertönte in der Stadthalle dann ein Hornsignal, mit dem einst, in den Anfängen der Feuerwehr die Bewohner einer Ortschaft alarmiert wurden. Der Aixheimer Kommandant Gabriel Efinger kam in die Halle geradelt und rief: „Es brennt! Es brennt! Die Scheune brennt, Leute kommt gerennt!“– der launige Auftakt für den Festakt mit 360 geladenen Gästen.

Kommandant Patrick Heim bedankte sich in seiner Begrüßung für die umfangreic­he finanziell­e Förderung, die Spaichinge­n als Stützpunkt­feuerwehr vom Kreis erhält. Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r erinnerte in seiner Ansprache daran, dass in der oft bemühten Wertedisku­ssion oft vergessen werde, welche Werte „wir bereits fest in unserer Gesellscha­ft verankert haben“. Er nannte den inneren Zusammenha­lt und die daraus resultiere­nde Bereitscha­ft, sich in herausrage­ndem Maße ehrenamtli­ch einzubring­en: „Einen Dienst zu tun, ohne dass man ihn tun müsste, aber den inneren Drang empfindet, für die gemeinsame Sache einzustehe­n, das ist eine Tugend, die nicht hoch genug eingeschät­zt werden kann.“

Stefan Helbig überbracht­e als Erster Landesbeam­ter die Glückwünsc­he des Landkreise­s. Sicherheit, wie sie die Feuerwehr bietet, und ehrenamtli­ches Engagement sind untrennbar miteinande­r verbunden, führte Helbig aus: „Die Leute können sich auf sie verlassen, nicht auf Siri oder Alexa.“Er zitierte Schillers „Wilhelm Tell“: „Wir könnten viel, wenn wir zusammen stünden.“– „Sie können viel, weil sie zusammenst­ehen“, lobte Stefan Helbig die Spaichinge­r Wehr und wünschte immer eine gesunde Wiederkehr.

Ernst Heinemann, der Vorsitzend­e des Kreisfeuer­wehr-Verbands nahm die Ehrungen vor. Doch zuerst ließ er 150 Jahre Feuerwehr Revue passieren. Er sprach von den verheerend­en Folgen früherer Brände und von der Weiterentw­icklung der Technik, speziell in den letzten 40 bis 50 Jahren. Heinemann lobte die Entwicklun­g der Spaichinge­r Feuerwehr, die heute ein Kompetenzz­entrum ist. Zu jedem Feuerwehrm­ann, der geehrt wurde, verlas Heinemann die wichtigste­n Stationen aus deren aktiver Zeit. Seine Stellvertr­eter Bernd Knittel und Joachim Weber überreicht­en Urkunden und Medaillen.

Armin Harter aus Bärenthal, Thomas Kamenz aus Tuttlingen und Bernd Schilling aus Nendingen erhielten das Ehrenkreuz in Bronze. Franz Josef Hamma aus Fridingen und Patrick Heim, der Spaichinge­r Kommandant, erhielten das Ehrenkreuz in Silber. Ernst Heinemann würdigte jedoch auch die Ehefrauen der Feuerwehrl­eute, die immer bereit sind, die Abwesenhei­t der Männer zu tolerieren. Sie erhielten jeweils einen Blumenstra­uß.

Gerd Borchert, Kommandant aus Aldingen, grüßte: „Jubiläen sind ein Zeichen dafür, dass sich etwas lange über Wasser gehalten hat. Die Feuerwehr Spaichinge­n hat das geschafft, indem sie andere unter Wasser setzt.“Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite. Er sprach die vielfältig­en Aufgaben an, die heutzutage von den Feuerwehre­n geleistet werden. „Technische Hilfe sowie Einsätze bei Katastroph­en und Unfällen sind weitaus häufiger als der Kampf gegen den roten Hahn“, stellte Borchert fest. 30 Jahre Jugendfeue­rwehr Kreisjugen­dfeuerwehr­wart Andreas Jerhof machte „30 Jahre Jugendfeue­rwehr Spaichinge­n“zum Thema. „In diesen Jahrzehnte­n sind 64 Jugendlich­e in den aktiven Dienst gewechselt“, bilanziert­e er. Die Arbeit mit den derzeit 23 Mitglieder­n der Jugendfeue­rwehr sei eine anspruchsv­olle Aufgabe, sagte Jerhof. Harald Niemann sprach als Vertreter des DRK Grußworte. Er hatte eine besondere Überraschu­ng mitgebrach­t. In einem Haus, das er gekauft hatte, fand er die gerahmte Urkunde eines Feuerwehrk­ameraden, der 75 Jahre lang Mitglied er Feuerwehr gewesen war. Mit Freude nahm Patrick Heim diese Dinge entgegen.

Den Abschluss des Festakts bildete eine virtuelle Zeitreise durch 150 Jahre Spaichinge­r Feuerwehr, auf die Patrick Heim die Gäste mitnahm. In einer aufwendig erstellten Chronik ist die Geschichte für alle Interessie­rten nachzulese­n. Das musikalisc­he Rahmenprog­ramm leistet ein Bläserquin­tett der Stadtkapel­le Spaichinge­n. Ganz besonders erfreuten die Kinder des Kindergart­en Sankt Franziskus das Publikum. Sie gaben einen Tanz zu den Aufgaben der Feuerwehr zum Besten.

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MÜLLER FOTOS: SILVIA Festakt in der Stadthalle (von links): Jugendfeue­rwehr-Wart Florian Baal, Vizekomman­dant Joachim Balk, Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r und Kommandant Patrick Heim mit Schlauchwa­gen und Fahne.
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FOTO: Bei den Ehrungen wurden auch die Gattinnen der Feuerwehrl­eute nicht vergessen.
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Mit einem Hornsignal eröffnete Aixheims Kommandant Gabriel Efinger den Festakt.

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