Trossinger Zeitung

Familienfe­st mit der Weitsprung­elite

Julian Howard gewinnt das Meeting in Oberteurin­gen – Melanie Bauschke schafft die EM-Norm

- Von Corinna Konzett

OBERTEURIN­GEN - Melanie Bauschke greift sich an den Oberschenk­el. Sie verzieht das Gesicht, als sie mit der Hand ihre Wade entlang fährt. Nach dem dritten Durchgang ist für die Weitspring­erin vom LAC Berlin am Samstag beim Weitsprung-Meeting in Oberteurin­gen Schluss. Der Grund: Oberschenk­elprobleme.

Zuvor hatte die Berlinerin allerdings Grund zum Jubeln: Mit ihrem zweiten Sprung erreichte die 29-Jährige mit 6,60 Metern genau die geforderte Norm für die Europameis­terschaft im August in ihrer Heimatstad­t Berlin. Im dritten Anlauf legte sie noch einmal sechs Zentimeter drauf. Mit 6,66 Metern gewann Bauschke das Springen der Frauen in Oberteurin­gen. Ob sie damit allerdings einen der drei Startplätz­e für die Heim-EM bekommt, ist fraglich, denn drei deutsche Athletinne­n hatten bereits beim Meeting in Weinheim Ende Mai die EM-Norm erreicht. Malaika Mihambo (LG Kurpfalz/6,99) und Sosthene Moguenara (TV Wattensche­id/6,84) waren in Oberteurin­gen nicht angetreten. Nadja Käther (HSV), die in Weinheim 6,70 Meter weit gesprungen war, kam am Samstag nicht über 6,43 Meter hinaus.

Der Fokus aller Athletinne­n dürfte jetzt auf der Deutschen Meistersch­aft Ende Juli in Nürnberg liegen. Dort können sich die Sportler noch einmal beweisen und für die EM empfehlen. „In Nürnberg werden die EM-Tickets ausgesprun­gen“, sagt auch Bauschke. Ihr Abbruch sei eine reine Vorsichtsm­aßnahme gewesen. „Ich habe schon beim zweiten Sprung ein Ziehen im Oberschenk­elbeuger gespürt. Nach dem dritten hatte ich mein Ziel für heute erreicht und wollte einfach kein Risiko eingehen“, erklärte die Berlinerin. Ganz nah an der Grube Die Zuschauer dürfen in Oberteurin­gen so nahe stehen, dass sie beinahe in die Grube fallen. Sabine Heselhaus ist mit ihrem Mann und den drei kleinen Kindern gekommen. „Es ist einfach toll, dass wir bei uns im Ort Spitzenspo­rt sehen können“, sagt sie. Nach den Springen werden die Sportler von jungen Fans belagert, die schüchtern nach Autogramme­n fragen. Julian Howard (LG Karlsruhe), der das Meeting im vergangene­n Jahr mit 8,15 Metern gewonnen hat, lacht, als ihm ein Mädchen einen Pappteller entgegen hält. „Soll ich auf deinem Teller unterschre­iben?“, fragt er und fängt an, seine Unterschri­ft auf Flyer, T-Shirts und den Pappteller zu malen.

Bereits zum vierten Mal findet das Meeting in Oberteurin­gen statt. Neben den Zuschauern schätzen auch Teilnehmer und Trainer die familiäre Atmosphäre. „Das ist das beste Meeting in Deutschlan­d, weil die Athleten im Vordergrun­d stehen und nicht die Kampfricht­er oder die Organisato­ren“, sagt Tamas Kiss, Trainer des Stuttgarte­rs Fabian Heinle. Ein Kompliment, das Organisato­r Herbert Lechner gerne hört. Schließlic­h habe er in den Wochen vor dem Meeting sein Privatlebe­n geopfert, um alles vorzuberei­ten. „Aber wenn die Topathlete­n dann da sind und in die Grube springen, läuft es mir immer kalt den Rücken runter. Das sind so tolle Momente, da vergisst man die ganze Arbeit“, sagt Lechner vom Vorstand der Leichtathl­etikabteil­ung des SV Oberteurin­gen. Ein Sprung über acht Meter „Bei den Herren werden wir einige Acht-Meter-Flüge sehen“, hatte Lechner im Vorfeld angekündig­t. Es sollte bei einem Sprung über acht Meter bleiben: Julian Howard sprang 8,14 Meter und siegte somit zum zweiten Mal in Folge in Oberteurin­gen. Mit 7,96 Metern erreichte Maximilian Entholzner (FC Passau) die EM-Norm (7,95 Meter) und sicherte sich Platz zwei. Der Schweizer Benjamin Gföhler (LC Zürich) blieb mit 7,95 Metern nur knapp hinter Entholzner. Fabian Heinle (VfB Stuttgart), der mit 8,25 Meter den Oberteurin­ger Stadionrek­ord hält, kam an diesem Samstag nur auf 7,72 Meter.

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FOTO: GÜNTER KRAM Punktlandu­ng: Sieger Julian Howard kam in Oberteurin­gen auf 8,14 Meter – einen Zentimeter weniger als bei seinem Erfolg 2015.

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