„Es kommt auf die Grundvoraussetzungen an“
Löhrschulleiter Steffen Finsterle erläutert, wie die Werkrealschule ihre Schüler aufs Berufsleben vorbereitet
TROSSINGEN - Mit dem Bewerbertraining macht die Löhrschule ihre Schüler für den Übergang ins Berufsleben fit. Unser Mitarbeiter Frank Czilwa hat mit Schulleiter Steffen Finsterle über die Situation der Löhrschule gesprochen und darüber, wie sie ihre Absolventen auf den Beruf vorbereitet. Herr Finsterle, es gibt ja bei manchen das Vorurteil, dass sich Werkrealschüler auf dem Arbeitsmarkt schwerer täten als Absolventen anderer Schularten. Stimmt das? Wir bekommen oft Rückmeldungen von Betrieben, die uns schreiben, dass sie gerne Schüler von Werkrealschulen nehmen. Es kommt natürlich immer auf den Betrieb und die jeweiligen Anforderungen an. Aber Handwerksbetriebe oder Metallverarbeiter zum Beispiel sagen oft, dass sie am liebsten gute Werkrealschüler nehmen. Meistens kommt es auch nicht so sehr auf den Bildungsabschluss an, sondern darauf, ob sich jemand im Praktikum bewährt, und ob die Bewerber die nötigen Grundvoraussetzungen mitbringen, wie Pünktlichkeit und Freundlichkeit. Außer durch die Vermittlung solcher Grundwerte – wie bereiten Sie Ihre Schüler noch auf das Berufsleben vor? Zum einen eben durch solche Bewerbertrainings. Im Prinzip geht das schon in der fünften Klasse los. Aber vor allem am Ende der siebten Klasse lernen die Schüler, wie man Bewerbungen und Lebensläufe schreibt. In der achten Klasse gibt es dann zwei mal ein einwöchiges Praktikum in den Betrieben, begleitet von den Klassenlehrern. Ansonsten haben die Schüler auch weitere Gelegenheiten, Praktika zu machen, vor allem natürlich in den Ferien, aber, wenn es zeitlich nicht anders geht, auch während der Schulzeit. Dazu kommen Aktionen von Firmen, Innungen, der Bildungsakademie Rottweil und dem Arbeitsamt. Wir gehen mit den Klassen außer Haus zu Betriebsbesichtigungen, holen uns aber auch Externe ins Haus. Wir haben auch eine Kooperation mit der Häring-Akademie in Bubsheim. Die holen unsere Schüler mit dem Bus ab, um sie in ihre Werkstatt zu bringen, und spendieren auch das Mittagessen. Vor ein paar Jahren stand die Löhrschule mangels Schüleranmeldungen fast schon vor dem Aus. Jetzt hat sich die Situation wieder stabilisiert. Wie erklären Sie sich das? Das erkläre ich mir unter anderem auch durch den großen Zuzug vor allem rumänischer Mitbürger, die nach Trossingen kommen. Aber auch allgemein hat sich der Ruf der Werkrealschulen gebessert gegenüber dem, wie er früher mal war. Die Eltern sehen immer mehr, dass wir ein sehr engagiertes Kollegium haben, das die Schüler fördert und fordert. Was erhoffen sich davon, wenn die Werkrealschule eines Tages in das erweiterte Schulzentrum an der Hangenstraße umziehen kann? Das wird wohl noch ein paar Jährchen dauern. Jetzt stehen erst mal die Planungen für die neue Mensa im Ganztagesgebäude an. Aber wenn es mal soweit ist – das ist, wie gesagt, noch Zukunftsmusik – dann erhoffe ich mir, dass dann alle Schularten gemeinsam den Campus-Gedanken leben. Vor allem hoffe ich natürlich, dass es zügig geht, denn unser Gebäude ist schon recht marode.