Leipzig lockt
Julian Nagelsmann verlässt Hoffenheim nach der kommenden Saison und wird Trainer bei RB
SINSHEIM (dpa/SID/sz) - Julian Nagelsmann, in der Fußballlehrer-Branche wohl einer der Begehrtesten, hat vor nicht allzu langer Zeit über seine Karriereplanung sinniert. „Wenn ich es mir erlauben kann“, wurde er damals zitiert, „ist es mein Traum, mit 40, 50 noch einmal etwas anderes zu machen in meinem Leben, als nur am Fußballplatz zu stehen.“Mittelfristige Ziele definierte der Wahlkraichgauer aus Landsberg nicht (zumindest nicht öffentlich), jetzt kennt man sie: Julian Nagelsmann verlässt die TSG Hoffenheim zum Ende der Saison 2018/19 und wechselt dann zum Ligakontrahenten RB Leipzig.
Wie die TSG am Donnerstag mitteilte, machte der 30-Jährige von einer Ausstiegsklausel Gebrauch. Der Kontrakt Nagelsmanns, der seit neun Jahren in Hoffenheim arbeitet und seit fast zweieinhalb Jahren dort Chefcoach ist, lief ursprünglich noch bis 2021. Nagelsmann übernimmt von Sommer 2019 an das Zepter in Leipzig. RB bestätigte das am Abend, auch die Vertragsdauer bis 30. Juni 2023. Die Leipziger, bei denen der frühere TSGTrainer Ralf Rangnick als Sportdirektor die Fäden in der Hand hält, zahlen die fällige Ablösesumme in Höhe von fünf Millionen Euro.
„Es war mir wichtig, früh für klare Verhältnisse zu sorgen“, sagte Nagelsmann, nachdem er – bereits am Mittwochabend – die Hoffenheimer Chefetage um Mehrheitseigner Dietmar Hopp über seine Entscheidung informiert hatte. Mit diesem Schritt wolle er verhindern, dass seine Arbeit während der kommenden Saison von immer wieder aufkommenden Spekulationen beeinflusst wird: „Ich bin es der TSG und all ihren Mitarbeitern ebenso schuldig wie der Mannschaft und den Fans, diese historische Spielzeit, in der wir zum ersten Mal in der Champions League antreten, nicht mit ständigen Mutmaßungen um meine Person und Zukunft zu belasten. Nun wissen alle, woran sie sind, und wir können uns professionell auf die anstehenden, schweren Aufgaben konzentrieren.“
Nagelsmann, er hatte die Badener 2017/18 auf Rang drei geführt, galt in Leipzig „vom ersten Tag der Gespräche mit Sportdirektor Ralf Rangnick und Geschäftsführer Oliver Mintzlaff als die Wunschlösung für die übernächste Saison“. So jedenfalls tat es RB in einer knappen Erklärung kund, ließ aber zugleich weiter offen, wer in der kommenden Spielzeit nach der Trennung von Ralph Hasenhüttl Mitte Mai den Trainerposten übergangsweise übernimmt. Wahrscheinlich ist, dass Ralf Rangnick für ein Jahr auf die Trainerbank zurückkehrt. Vorstellen will der Verein seinen Cheftrainer für 2018/19 in einer Pressekonferenz vor dem Trainingsauftakt Anfang Juli. Brennen bis zur letzten Stunde Julian Nagelsmann war in der Vergangenheit immer wieder mit Bayern München und Borussia Dortmund in Verbindung gebracht worden. Zuletzt soll sogar Champions-League-Sieger Real Madrid bei ihm angeklopft haben. „Wir wussten um die vertraglich fixierte Möglichkeit, die im Profifußball nicht außergewöhnlich ist“, sagte Alexander Rosen, Hoffenheims Direktor Profifußball. „Es spricht für den Charakter von Julian, dass er die Karten nun auch öffentlich auf den Tisch gelegt und so früh für alle Klarheit geschaffen hat.“Geschäftsführer Peter Görlich kündigte an, „unsere Zukunftsplanungen der Öffentlichkeit im Winter vorzustellen“. Nagelsmann selbst wollte sich zu seiner künftigen Aufgabe nicht äußern. Wohl aber zu seiner aktuellen: „Jeder weiß, dass ich bis zur letzten Stunde meines Engagements für die TSG brenne und alles dafür tun werde, unsere ehrgeizigen Ziele zu erreichen.“