Einmal Uni und zurück
„How to party with Mom“– Melissa McCarthy und ihr komödiantisches Talent
Peinliche Eltern, von denen man sich abnabeln will und die unter allen Umständen von der eigenen Clique ferngehalten werden müssen – das war einmal. Heute ist generell ein gutes Verhältnis zu den Erzeugern angesagt, selbst, wenn sie im fortgeschrittenen Alter noch einmal an die Uni gehen und sich in der eigenen Studentenverbindung breitmachen. Das ist zumindest die Prämisse des Films „Life of the party“, der in Deutschland mit „How to party with Mom“mal ausnahmsweise einen passenderen Titel erhalten hat.
Nach den durchwachsenen „Tammy – Voll abgefahren“und „The Boss“markiert er die dritte Zusammenarbeit des Ehepaars Ben Falcone und Melissa McCarthy. Gemeinsam produzierte man den Film und schrieb das Drehbuch, er übernahm zudem die Regie, sie die Hauptrolle. Die hierzulande vor allem durch „Brautalarm“bekannte McCarthy stürzt sich dann auch mit voller Energie in die Verkörperung ihrer Figur. Allerdings hätte es nicht geschadet, wenn sie zuvor ihre Doppelrolle dazu genutzt hätte, dieser ein besseres Drehbuch zu spendieren.
McCarthy spielt die Hausfrau Deanna, die zu Beginn des Films ihre Tochter Maddie (Molly Gordon) zum finalen Jahr am College absetzt. Im Anschluss soll es mit Ehemann Dan (Matt Walsh) in den Urlaub gehen. Aber der verkündet stattdessen, dass er eine Affäre mit der Maklerin Marcia (Julie Bowen) habe, das gemeinsame Haus verkaufen und die Scheidung wolle. Deanna weiß nicht, wie ihr geschieht, bis sie sich daran erinnert, dass ihr ja nur noch ein Jahr bis zum Abschluss ihres Archäologiestudiums fehlt. Wegen der Schwangerschaft mit Maddie hatte sie es seinerzeit abgebrochen.
Also steht sie kurz darauf vor der Tür des Verbindungshauses ihrer Tochter. Die muss sich mit dem Gedanken, Mom als Kommilitonin zu haben, erst anfreunden, arrangiert sich mit der Situation aber äußerst schnell. Auch ihr Freundeskreis nimmt den mütterlichen Neuzugang freundlich auf. Das Uni-Personal ist ebenfalls hilfreich, selbst Professor Wayne Trurack (Chris Parnell) bietet volle Unterstützung an, schließlich war er einst ein Studienkollege von Deanna.
So weit, so sympathisch, allerdings fehlt es aufgrund der allgemeinen Nettigkeit auch an Reibungspunkten. Opposition gibt es im Wesentlichen nur von zwei fiesen Schulzicken. Mit denen wird Quasselstrippe Deanna aber im Handumdrehen fertig. Dafür angelt sie sich noch mit erfrischender Selbstverständlichkeit einen nicht mal halb so jungen Liebhaber (Luke Benward).
Mit der eigentlichen Geschichte kann der Film also weniger punkten, schließlich wurde diese in Variationen schon öfters im Kino erzählt, etwa in der sehr ähnlichen 1986er-Komödie „Mach’s nochmal, Dad“. Wenn die neue Variation dennoch für Unterhaltung sorgt, dann aufgrund von McCarthys unbestritten komischem Talent. Vielleicht sollte sie sich künftig ganz darauf konzentrieren, denn wenn Regie und Drehbuch nicht in der Familie bleiben, zünden ihre Komödien meist deutlich mehr. How to party with Mom. Regie: Ben Falcone. Mit Melissa McCarthy, Gillian Jacobs, Maya Rudolph. USA 2018. 105 Minuten. FSK ab 12.