Nie mehr auf die Überweisung warten
Ab heute können Sparkassenkunden in Echtzeit überweisen – Doch Vorsicht bei den Gebühren
RAVENSBURG - Für die rund 50 Millionen Sparkassen-Kunden in Deutschland bricht im Zahlungsverkehr eine neue Zeitrechnung an: Seit Dienstag können Überweisungen bis zu einer Höchstgrenze von 15 000 Euro in Echtzeit ausgeführt werden. Laut Aussage der Sparkassen, wird der angewiesene Betrag künftig binnen zehn Sekunden auf dem Konto des Zahlungsempfängers gutgeschrieben. Die übliche Bearbeitungsfrist von einem Bankarbeitstag gehört damit der Vergangenheit an. Allerdings gilt der Service nur im Onlineund Mobilbanking – für Geschäfte also, die entweder via PC oder Handy in Auftrag gegeben werden. Für beleghafte Überweisungen, die am Schalter der Filiale aufgegeben werden, gilt dies nicht.
Und noch eine Einschränkung müssen Bankkunden beachten: Echtzeitüberweisungen funktionieren nur, wenn auch das Empfängerinstitut am neuen Verfahren teilnimmt. In Deutschland sind das neben den 385 Sparkassen zurzeit die Landesbanken, inklusive der zur Landesbank Baden-Württemberg gehörenden BW Bank, sowie die Hypovereinsbank (HVB). Eine Überweisung zwischen zwei Sparkassen oder zwischen einer Sparkasse und der HVB funktioniert also in Echtzeit, eine Überweisung zwischen einer Sparkasse und einer Volksbank dagegen noch nicht.
Nimmt das Empfängerinstitut an dem neuen Verfahren teil gilt: „Bei der Eingabe des Zahlungsempfängerkontos kann der Kunde entscheiden, ob er die normale Überweisung oder die Sofortzahlung ausführen will“, erklärt Heinz Pumpmeier, Chef der Kreissparkasse Ravensburg das Procedere. Sparkassen-Kunden können also je nach Situation ganz individuell entscheiden, ob das Geld sofort beim Empfänger ankommen soll oder standardmäßig übermittelt wird.
In vielen Situationen kann eine Echtzeitüberweisung hilfreich sein. Zum Beispiel um Skontovorteile zu nutzen oder um Geldgeschenke zum perfekten Zeitpunkt ankommen zu lassen. Oder auch in Situationen, in denen weder Karten- noch Bargeldzahlungen möglich sind, zum Beispiel um den antiken Bilderrahmen auf dem Flohmarkt zu sichern. Auch Firmenkunden bietet die schnelle Überweisung Vorteile: „Für unsere gewerblichen Kunden werden Zugum-Zug-Geschäfte beschleunigt, Vertragsstrafen können vermieden, Lieferanten und Handwerker sofort vor Ort bezahlt werden“, gibt Wolfgang Aich, Sprecher der Sparkasse Bodensee, ein Beispiel. Bis zu 2,50 Euro pro Überweisung Enorme Unterschiede gibt es allerdings bei der Bepreisung, da jedes Institut die Tarife selbst festlegt: Nach Recherchen der „Schwäbischen Zeitung“stellt die Sparkasse Bodensee ihren Kunden keine Mehrkosten in Rechnung. Die Echtzeitüberweisungen seien mit den erhobenen Kontopauschalen abgegolten, sagt Sparkassensprecher Aich. Bei der Kreissparkasse Ravensburg liegt der Preis im Moment bei 50 Euro-Cent. „Dieser Preis wird sich jedoch bei verstärkter Nutzung eher reduzieren“, prognostiziert Sparkassenchef Pumpmeier. Bei der Kreissparkasse Sigmaringen kostet eine schnelle Überweisung 1,95 Euro pro Transaktion, und die Kunden der Kreissparkasse Biberach müssen sogar 2,50 Euro berappen. Sprecherin Ursel Straub-Neumann weist jedoch darauf hin, dass die Kontomodelle der Kreissparkasse Biberach „zu den günstigsten gehören“.
Mit dem Einstieg der Sparkassen in das sogenannte Instant-PaymentVerfahren erhöht sich der Druck auf die Konkurrenz, nachzuziehen. „Die Genossenschaftsbanken planen ihren Beitritt zum November 2018“, sagt Thomas Hagenbucher, Sprecher des baden-württembergischen Genossenschaftsverbands – in einem ersten Schritt allerdings nur als Empfängerbank. Erst „im ersten Halbjahr 2019“werden die Kunden der Volksund Raiffeisenbanken Echtzeitzahlungen selbst in Auftrag geben können. Ebenfalls ab dem vierten Quartal will die Deutsche Bank ihren Kunden Instant Payments als Option anbieten. Lediglich die Commerzbank bleibt vage. Prinzipiell möchte man den „Kunden diese Bezahlart anbieten“, einen konkreten Zeitpunkt bleibt das Institut jedoch schuldig.