Trossinger Zeitung

„Vesperkirc­he Plus“als monatliche Hilfe fürs ganze Jahr

Aktion gibt es seit 2016 als Ergänzung – Nachfrage ist groß – Logistisch­en Aufwand stemmen Ehrenamtli­che

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VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Seit 2016 gibt es in der Friedenski­rche in VS-Schwenning­en die „Vesperkirc­he Plus“als Ergänzung zur normalen Vesperkirc­he, die jedes Jahr für vier Wochen von Mitte Januar bis Mitte Februar in der Pauluskirc­he stattfinde­t. „Die Vesperkirc­he Plus ist sozusagen unsere Erfindung“, erklärt Pastor Hans-Ulrich Hofmann. „Diese Ergänzung zur vierwöchig­en Vesperkirc­he gibt es das ganze Jahr über und nur in Villingen-Schwenning­en.“

Die Zusatzvers­ion findet in der Regel jeden letzten Samstag im Monat in der evangelisc­h-methodisti­schen Kirche in der August-ReitzStraß­e statt. Bis zu 150 Menschen kommen nach Angaben von Hofmann an diesen Samstagen zusammen, um gemeinsam zu essen. 70 Prozent davon seien auf das Essen zum Preis von einem Euro angewiesen, wenn der Geldbeutel am Ende des Monats leer ist. Die anderen 30 Prozent sind sogenannte Solidaress­er, sie zahlen mindestens fünf Euro oder mehr und unterstütz­en so finanziell das Projekt.

Die Speisekart­e sei abwechslun­gsreich. Es gebe stets eine Tagessuppe, zwei Hauptgeric­hte zur Auswahl und danach Kaffee und Kuchen. 30 bis 35 ehrenamtli­che Helfer übernehmen jeweils unterschie­dliche Aufgaben, besonders wichtig sei hier auch das wechselnde Küchenteam, bestehend aus fünf Personen. Denn es bereite das Essen, das von der Küche des Franziskus­heims geliefert wird, vor. Das Team spült das Geschirr und trägt dafür Sorge, dass dieses niemals ausgeht.

„Wir gehen sehr sorgsam mit unserer Gastronomi­espülmasch­ine um, denn wir haben nur eine. Wenn diese ausfallen würde, hätten wir ein riesiges Problem“, erklärt der Leiter des Küchenteam­s, Wolfgang Schäfer. Die Küche ist ein anstrengen­der Arbeitspla­tz, dennoch machen sie alle ihre Arbeit gerne: „Man muss etwas tun. Es ist sehr schade, dass es im wohlhabend­en Deutschlan­d so etwas geben muss. Der Dank gilt allen Ehrenamtli­chen, die an einem Vesperkirc­hen-Plus-Samstag rund 250 ehrenamtli­che Stunden abarbeiten“, betont Schäfer. Zusätzlich zu den Ehrenamtli­chen arbeitet die „Vesperkirc­he Plus“mit zahlreiche­n Sponsoren zusammen, ohne die eine solche Einrichtun­g undenkbar wäre.

Neu in diesem Jahr ist das Angebot eines Gesprächsk­reises nach dem Essen. Hier können sich Gäste treffen, um über Themen des Alltags und des Miteinande­rs zu diskutiere­n. „Der Gesprächsk­reis ist toll, so wie alles hier“, erklärt der 66-jährige Juri, der regelmäßig in die Vesperkirc­he kommt. „Letztes Mal waren beim Gesprächsk­reis mehrere Christen, ein Buddhist und ein Atheist, man hat sich gut verstanden.“Juri hat wenig Geld im Monat und holt sich in kleinen Supermärkt­en oft Obst und Gemüse ab, das Flecken oder Druckstell­en hat und sich daher nicht mehr verkaufen lässt. So spart er Geld. Auch sein Freund Rainer teilt ein ähnliches Schicksal. Der gelernte Fremdsprac­henkorresp­ondent hat, nachdem er seine Arbeit verlor, keine neue Anstellung mehr gefunden. Jetzt lebt er von Hartz IV und gibt nebenher Nachhilfeu­nterricht.

Beide finden die „Vesperkirc­he Plus“wunderbar: „Hier gibt es gutes Essen, ein schönes Wort zum Tag von Pastor Hofmann und nette Gesellscha­ft“, sind die beiden sich einig. Monika Fröhlich vom Nebentisch ist Solidaritä­tsesserin und von Anfang an als Gast dabei. Sie bestätigt die Aussage der beiden Männer: „Alle Schichten sind willkommen und die Gemeinscha­ft der Helfer ist toll.“

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FOTO: KOPP Das Küchenteam der »Vesperkirc­he Plus« steht das nächste Mal am Samstag, 28. Juli, für die Gäste bereit.

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