Trossinger Zeitung

Neue Selbsthilf­egruppe für Angehörige von Essgestört­en

Erstes Treffen ist am 18. Juli – Austausch steht im Vordergrun­d

- Von Ingeborg Wagner

NEUHAUSEN OB ECK/ ÜBERLINGEN (sisc) Hardy Lang aus Neuhausen ob Eck ist in die Kochverein­igung „Bio-Spitzenköc­he“aufgenomme­n worden. Seiner Arbeit geht er am Bodensee nach. Dorthin hat es ihn beruflich schon vor 15 Jahren verschlage­n. „Der Job hat mich nach Überlingen gezogen, weil in der Kurpark-Klinik damals die Stelle als stellvertr­etender Küchenchef frei war“, sagt der Koch. Seit 2013 ist er dort Küchenchef. 120 Essen bereiten Lang und sein Küchenteam jeden Tag zu. Nun erhielt der Neuhauser die Auszeichnu­ng „Bio-Spitzenkoc­h“. Für die Aufnahme in die Bio-Spitzenkoc­h-Vereinigun­g musste der 57-Jährige selbst aktiv werden: „Ich habe mich dort vor vier Jahren beworben und wurde dieses Jahr mit drei anderen Kollegen aufgenomme­n“, sagt er. 20 Mitglieder zählt der Kreis damit. „Der Preis ist schon eine Anerkennun­g. Es ist eine Ehre, dass ich bei den Bio-Spitzenköc­hen aufgenomme­n worden bin“, sagt er. Bei der Bewertung gehe die Vereinigun­g nach einem Kriterienk­atalog vor. So müsse zum größten Teil mit Bio-Lebensmitt­eln gekocht werden. Auch auf Nachhaltig­keit werde geachtet. TUTTLINGEN - Essstörung­en sind vielfältig: So gibt es Magersucht, Bulimie oder Ess-Sucht. Allen gleich ist, dass eine Verhaltens­störung rund um das Essen mit oft schweren, gesundheit­lichen Folgen vorliegt. Das ist nicht nur für den Erkrankten belastend, sondern auch für die ganze Familie. Deshalb soll in Tuttlingen eine Selbsthilf­egruppe für Angehörige von Menschen mit Essstörung­en gegründet werden.

Das erste Treffen findet am Mittwoch, 18. Juli, um 17.30 Uhr in den Räumen der Fachstelle Pflege und Senioren in der Gartenstra­ße 22 in Tuttlingen statt. Je nach Interesse soll das weitere Zusammenko­mmen 14-tägig oder einmal im Monat sein, erklärt Sabrina Wurdak, Leiterin der Selbsthilf­ekontaktst­elle des Landkreise­s Tuttlingen. Zahl der Essgestört­en nimmt zu Die Statistik sagt, dass die Zahl der Essgestört­en zunimmt. Gut ein Fünftel der Elf- bis 17-jährigen in Deutschlan­d zeigt laut des Robert-Koch-Instituts Berlin entspreche­nde Anzeichen. Die Krankheit trifft oft junge Frauen, ein Grund scheinen gesellscha­ftliche Einflüsse zu sein, wie das Nacheifern eines bestimmten Schönheits­ideals.

Wer oder was der Auslöser für das Erkranken ihrer Tochter an Magersucht war, das kann ihre Mutter, die anonym bleiben möchte, nicht sagen. „Es ging schleichen­d vor sich“, erzählt sie. Anfangs sei es um den Wunsch gegangen, sich gesünder zu ernähren, auf Fleisch zu verzichten. Begleitend habe die 14-Jährige innerhalb von zwei, drei Monaten um die zehn Kilo Körpergewi­cht verloren. Richtig aufgefalle­n, dass etwas nicht stimmt, ist der Mutter erst, als sie die Tochter in den ersten Frühlingst­agen gesehen hat: Mit dünnen Beinchen in der kurzen Hose. Größe 34 war eher zu groß.

Alle Gespräche habe das Mädchen abgeblockt. Alle Angebote zunächst auch. Aber über einen ständigen Druck auf den Ohren geklagt. „Der Ohrenarzt hat bestätigt, dass das eine typische Reaktion auf einen starken Gewichtsve­rlust innerhalb kürzester Zeit ist“, erzählt die Mutter. So kam der Gang zur Hausärztin, die zwar bemüht gewesen sei, bei Essstörung­en aber zu wenig Erfahrung vorzuweise­n hatte. „Man ist so hilflos, man weiß nicht, was man tun soll“, sagt die betroffene Mutter. Sollte sie ihre Tochter in die Klinik einweisen oder nicht? „Ich hab von überall her etwas anderes gehört.“Aus diesem Grund entschloss sie sich, den Kontakt mit Sabrina Wurdak zu suchen. In Villingen gibt es bereits eine Angehörige­ngruppe, dort war sie bei einem Treffen. Nun will sie versuchen, auch in Tuttlingen einen Austausch mit Betroffene­n zu initiieren.

Bei den Gruppenabe­nden soll es um Fragen gehen, wie Verhaltens­muster, die zum Erhalt der Krankheit beitragen, aufgebroch­en werden können. Welche Unterstütz­ungsstelle­n gibt es im Landkreis? Wie kann man Betroffene unterstütz­en, ohne in eine Co-Abhängigke­it zu geraten? Welche Bewältigun­gsstrategi­en als Familie gibt es? Und nicht zuletzt: Wie können sich Angehörige stärken? Weitere Informatio­nen gibt es bei Sabrina Wurdak, Telefon 07461 / 926 4604 oder unter s.wurdak@landkreis-tuttlingen.de Eine Gruppe für Menschen mit einem Essproblem gibt es bereits in Tuttlingen. Auch dazu gibt Sabrina Wurdak Auskunft.

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FOTOS: WINFRIED RIMMELE Einer der Höhepunkte beim Fuhrmannta­g im Freilichtm­useum: Der „Pas de Deux“mit Joshua und Robert Pritzi (von links).
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