Die Berliner Hohenzollerngruft wird für 17 Millionen Euro saniert
Im Dom haben 94 Mitglieder der Herrscherdynastie ihre letzte, derzeit wenig vorzeigbare Ruhestätte gefunden – Ein neues Projekt soll die Grabstätte aufwerten
BERLIN (epd) - Schimmliges Raumklima, schummrige Beleuchtung, schwer lesbare Inschriften: Die Hohenzollerngruft im Berliner Dom ist derzeit wenig vorzeigbar. Die Grablege mit 94 Särgen aus fünf Jahrhunderten in den Katakomben des gewaltigen Kirchenbaus ist die größte fürstliche Grabstätte in Deutschland. Aber sie strahlt das nicht aus. Deshalb soll sie bis 2023 umfassend saniert werden. „Wir wollen sie zu einem würdevollen Ort machen, an dem die Besucher nicht nur durchrennen“, sagte Domsprecherin Svenja Pelzel am Donnerstag in Berlin.
Derzeit ist die Grablege, in der der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm sowie König Friedrich I., seine zweite Frau Königin Sophie Charlotte und Königin Elisabeth Christine, die Gemahlin von Friedrich dem Großen, bestattet sind, nur über eine schmale Kellerstiege zu erreichen. Im Untergeschoss erwartet die Besucher ein gesichtsloser, in kaltes Neonlicht getauchter Durchgangsraum, der in die muffige Gruft führt, die eine „Parkhausanmutung“habe, wie die Domsprecherin sagte. Raum und Särge leiden wegen der schlechten Belüftung zum Teil unter Schimmelund Mottenbefall. Die Verweildauer der jährlich 700 000 Dombesucher an dem geschichtsträchtigen Ort ist entsprechend kurz. Pelzel: „Wir wollen, dass die Gruft wieder auf emotionaler Ebene erlebbar wird.“
Geplant sind unter anderem ein besserer Zugang zum Gruftgeschoss durch eine Verlängerung des breiten Treppenhauses und der Einbau eines Fahrstuhles, um Kirche und Gruft barrierefrei zugänglich zu machen. Außerdem sollen die Särge mit einem neuen Lichtkonzept besser präsentiert und in den Katakomben eine Klimaanlage eingebaut werden. Auch die kahl-weißen Wände der Gruft sollen mit einem Farbkonzept umgestaltet werden, das sich an die ursprüngliche Ausmalung des 1905 eingeweihten Kirchenbaus anlehnt. Ein Teil der Gruft wird laut Pelzel zudem abgetrennt und zu einem Ausstellungsund Informationsraum über die Hohenzollern-Grablege umgestaltet. Am Ende des Rundgangs wird in einem weiteren Raum über die Wirkungsstätten der Hohenzollern in Berlin und Brandenburg informiert.
Die Baukosten sind auf 17,3 Millionen Euro veranschlagt. Davon tragen Bund und Land 90 Prozent, den Rest von rund 1,7 Millionen Euro die evangelische Domgemeinde, sagt Pelzel.
Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg begann 1975 in der DDR der Wiederaufbau des in Ostberlin gelegenen Berliner Doms. 1993 wurde die Wiedereinweihung der Kirche gefeiert, die Grablege ist seit 1999 für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Hohenzollerngruft in der flächenmäßig größten protestantischen Kirche Deutschlands steht für die Domsprecherin in einer Reihe mit den Gräbern der französischen Könige in der Kathedrale St. Denis in Paris, der Gruft der spanischen Könige im Escorial-Palast bei Madrid und der Kapuzinergruft in Wien, wo viele Kaiser und Herzöge der Habsburger ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Das Geschlecht der Hohenzollern besteht aus einer brandenburgischpreußischen Linie mit dem Oberhaupt Georg Friedrich Prinz von Preußen, die sich aus dem fränkischen Familienzweig entwickelte und ehemals die deutschen Kaiser stellte, und einer schwäbischen Linie mit dem Oberhaupt Karl Friedrich Prinz von Hohenzollern, welche sich einst kaum vom Ursprungsgebiet entfernte. Die beiden Familien haben bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts eine gemeinsame Geschichte.