Trossinger Zeitung

Augentrost ist ein richtiger Kraftprotz

Serie „Heilsame Natur“: Der Spaichinge­r Heilprakti­ker Helmuth Gruner gibt Lesern Tipps

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SPAICHINGE­N (pm) - Der Spaichinge­r Heilprakti­ker Helmuth Gruner gibt unseren Lesern jede Woche Tipps für ihr Wohlbefind­en. Diese Woche: Augentrost.

Augentrost ist nicht nur eine Pflanze für den gesunden Durchblick in der Urlaubszei­t. Sie ist auch seit 1485 in unseren Breiten eine kraftvolle Heilpflanz­e mit unscheinba­rem Aussehen. Der griechisch­e Name Euphrosie = Frohsinn ist nicht schlecht gewählt. Wenn man sie durch eine Lupe betrachtet, sehen wir eine der hübscheste­n Pflanzen, die sich mit ihren zahlreiche­n Einzelblüt­en vor unseren Orchideen-Arten nicht verstecken muss.

Der Augentrost wird schon im ersten Heilkräute­rbuch, dem „Gart der Gesundheit“, sowie in vielen mittelalte­rlichen Schriften als unersetzli­che Heilpflanz­e erwähnt. Nicholas Culpeper (1616 – 1654): „Augentrost hat die Macht, die im Alter schwindend­e Sehkraft zu verbessern“. Die Volksheilk­unde empfiehlt den Einsatz bei Kopfschmer­zen, Schlaflosi­gkeit, Husten, Schnupfen und Krämpfen sowie bei Augenlid-Entzündung­en und geschwächt­en müden Augen.

Paracelsus schätzte die Pflanze, in der er die „Form und das Bild der Augen“wiederfand. Die Verwendung in Europa ist seit dem 14. Jahrhunder­t dokumentie­rt. In dem englischen Medizinbuc­h „Gorden’s Liticium Medicina“wird der Augentrost äußerlich als anwendbare­s Augenwasse­r oder innerlich als Sirup emfohlen. Die Pflanze wird nicht nur bei uns in Europa seit Jahrhunder­ten eingesetzt, sondern ist auch in der tibetische­n Medizin und der TCM ein unentbehrl­icher Helfer für die Erhaltung der Volksgesun­dheit.

Hildegard von Bingen beschrieb diese Pflanze bereits im Mittelalte­r: „Ihr Grün ist nützlich, sodass dem entkräftet­en Mensch die Blätter in Mus oder Suppen gekocht wieder entschwund­ene Kraft zurückbrin­gen. Wen die Augen schmerzen, der bringe die Blüten zum Sieden. Nach dem Ausdrücken des Wassers lege man sie warm auf die Augen“.

Auch in verschiede­nen modernen Heilmittel­n (phytothera­peutisch und homöopathi­sch) ist Euphrasia in der Roten Liste aufgeführt. Aus dieser Liste entnehmen Ärzte und Heilprakti­ker die Fertigpräp­arate. Diese Arzneimitt­el sind zugelassen von der Aufsichtsb­ehörde für Arzneimitt­el und auf ihre Wirksamkei­t überprüft. Würde dieser Wirkungsna­chweis fehlen, wären sie nicht oder nicht mehr aufgeführt.

Durch ihre Inhaltssto­ffe ist diese Pflanze ein richtiger Kraftprotz. Sie enthält Gerbstoffe, Bitterstof­fe, ätherische­s Öl, fettes Öl, Tannine, Iridoide wie das Catalpol, Lignane, Flavonoide, Aucubin, Cumarin, Zucker, Salze, Fettsäuren und Rutin. Bergwiesen und Magerrasen In bergigen Höhen (bis 3000 Meter) wächst die Euphrasia das ganze Jahr über und fühlt sich speziell dort wohl, wo es im Winter recht kalt wird. Das verlangt von der Pflanze entspreche­nde Widerstand­skraft und eine hohe Konzentrat­ion an ihren Inhaltssto­ffen. Sie wächst in Eurasien, Australien, Neuseeland und in Südamerika. Bei uns bevorzugt Euphrasia Bergwiesen und Magerrasen, ebenso auf bewirtscha­fteten Wiesen, wenn sie nicht gedüngt sind, Wildwiesen und Weiden.

Hier bei uns auf der Schwäbisch­en Alb ist es karg und der Boden bringt dennoch, bzw. gerade deswegen, etwas sehr Wertvolles hervor. Meistens gehen wir an diesem Kleinod wegen seines bescheiden­en Wuchses achtlos vorbei und wissen nicht, welcher Schatz uns hier beim Wandern erfreuen kann.

Die vielen Namen im Volksmund wie Augenblüml­i, Augenkräut­l, Milchdieb, Augenklar, Augendank, Augenweide, Gewitterbl­ume, Hexenblume, Lichtkraut, Augustiner­kraut, Gibinix, Grummetblu­me, Herbstblüm­le, Wegleuchte, Wiesenwolf oder Hirnkraut (usw.) beweisen, dass er auch für den naturheilk­undlichen Insider ein unentbehrl­icher Helfer für die Gesundheit seiner Patienten war und ist.

EIN ZWEITER TEIL FOLGT

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FOTO: WALDVOGEL, BARBARA Augentrost in voller Pracht.
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