Trossinger Zeitung

Kritik an Bedingunge­n für Donau-Aufstau

Mindestwas­sermenge im Frühjahr ist vorgeschri­eben – Bootfahren laut Landratsam­t noch möglich

- Von Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - Das Donauwehr muss einen Meter runter, soviel ist seit Dienstag klar. Aber der um einen Meter tiefere Aufstau ist an einige neue Bedingunge­n gebunden. Das geht aus dem Schreiben des Landratsam­ts zum Donauwehr an die Stadt Tuttlingen hervor, das unserer Zeitung vorliegt. Kritiker empfinden die Bedingunge­n als „knebelhaft“und fordern rechtliche Schritte.

Auf 14 Seiten führt das Wasserwirt­schaftsamt die „wasserrech­tliche Erlaubnis zum Aufstau der Donau“samt Begründung­en aus. Hinzu kommt eine 15-seitige Niederschr­ift der Anhörung zum Donauwehr vom 17. Mai. Die Bürgerinit­iative „Erhaltensw­ehrt“hat dabei den Eindruck, „dass die am Genehmigun­gsprozess beteiligte­n Behörden mit den neuen Auflagen das langfristi­ge Ziel verfolgen, das Wehr komplett abzubauen“, sagten die Sprecher der Initiative unserer Zeitung. Sie fordern, dass die Stadt den rechtliche­n Weg einschlägt und vor dem Verwaltung­sgericht gegen die Entscheidu­ng klagt.

Die Stadtverwa­ltung verweist dabei auf die Entscheidu­ngshoheit des Gemeindera­ts. Das Landratsam­t wollte sich bislang nicht zum Donauwehr äußern, will aber kommende Woche Stellung beziehen. Relevante Punkte sind:

Aufstau im Frühjahr: Grundsätzl­ich gilt: Erst ab 1. April darf aufgestaut werden, und auch nur dann, wenn eine gewisse Menge Wasser in der Donau fließt. Und zwar, so schreibt es das Wasserwirt­schaftsamt, wenn an den Messstatio­nen an der Espenbrück­e und der Elta am Vortag und am Aufstautag die Gesamtabfl­ussmenge 1200 Liter pro Sekunde überschrei­tet. „Im Unterwasse­r der Anlage ist während der Aufstaupha­se ein Mindestwas­serfluss von 800 Litern pro Sekunde erforderli­ch“, heißt es weiter.

„Das könnte durchaus heißen, dass wir in einem trockenen Frühjahr nicht aufstauen dürfen“, erklärt Michael Hensch, Leiter für Umwelt und Grünplanun­g bei der Stadt Tuttlingen. Und auch danach müsse der Pegel genau beobachtet werden.

Fischaufst­iegsanlage: Eigentlich hatte die Stadt gehofft, dass die Donau mit einer sogenannte­n „Rauen Rampe“für Fische wieder komplett aufgestaut werden dürfte. Diese Einrichtun­g muss nun aber gebaut werden, um überhaupt aufstauen zu dürfen. Und: Bis März 2019 muss die vollständi­ge Planung dafür vorliegen – was man in der Stadtverwa­ltung für sportlich hält. Eine erste Voruntersu­chung dafür gab es bereits, Kostenschä­tzungen gehen von einem hohen sechsstell­igen Betrag aus.

Bootfahren: Wird man bei niedrigere­m Aufstau noch Bootfahren können? Das Landratsam­t sagt ja, die nötige Wassertief­e für Tretboote werde erreicht. Motorboote des DLRG könnten bei hohem Wasserstan­d auf die Donau oder auf den Bodensee ausweichen.

Für den Bodensee brauche man aber Zusatzausb­ildungen, halten die DLRG und das THW dagegen. Zudem schreiben sie in einer gemeinsame­n Stellungna­hme an unsere Zeitung, es sei absehbar, dass sie im kommenden Jahr kein Boot über die Slipstelle „in die Donau bekommen, ohne es zu beschädige­n“. Schiffssch­rauben oder Motoren würden zerstört. Die befahrbare Strecke werde massiv eingeschrä­nkt. Weiter heißt es: „Dadurch wird massiv mit Menschenle­ben gespielt, welche in kurzer Zeit gerettet werden könnten und nun aufwändig und zu Fuß oder schwimmend beziehungs­weise mit Paddel und Schlauchbo­ot deutlich zeitverzög­ert oder gar nicht mehr gerettet und somit nur noch tot geborgen werden.“

Was die Tretboote angeht: Artur Enis, Betreiber des Bootsverle­ihs, ist skeptisch. Schon die 25 Zentimeter tiefere Donau bereite aktuell Probleme. „Ich musste jedes Boot zweimal flicken, weil die Leute beim Anlegen gegen die Betonwand fahren“, sagt Enis. In der Donaumitte ließe sich bei einem Meter tiefer eventuell noch fahren. Die Landestell­e müsse aber definitiv umgebaut werden.

Kosten: Was kostet der Uferumbau? Schätzunge­n aus dem Rathaus zufolge geht es um etwa fünf Millionen Euro, unter anderem für die Fischrampe und Maßnahmen, um das steilere Ufer sicher und die Donau wieder zugänglich zu machen. Das Landratsam­t argumentie­rt dagegen: Die Stadt müsse wegen der Absenkung

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FOTO: SEBASTIAN HEILEMANN Die Donau hinter dem Wehr führt derzeit wenig Wasser.

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