Kritik an Bedingungen für Donau-Aufstau
Mindestwassermenge im Frühjahr ist vorgeschrieben – Bootfahren laut Landratsamt noch möglich
TUTTLINGEN - Das Donauwehr muss einen Meter runter, soviel ist seit Dienstag klar. Aber der um einen Meter tiefere Aufstau ist an einige neue Bedingungen gebunden. Das geht aus dem Schreiben des Landratsamts zum Donauwehr an die Stadt Tuttlingen hervor, das unserer Zeitung vorliegt. Kritiker empfinden die Bedingungen als „knebelhaft“und fordern rechtliche Schritte.
Auf 14 Seiten führt das Wasserwirtschaftsamt die „wasserrechtliche Erlaubnis zum Aufstau der Donau“samt Begründungen aus. Hinzu kommt eine 15-seitige Niederschrift der Anhörung zum Donauwehr vom 17. Mai. Die Bürgerinitiative „Erhaltenswehrt“hat dabei den Eindruck, „dass die am Genehmigungsprozess beteiligten Behörden mit den neuen Auflagen das langfristige Ziel verfolgen, das Wehr komplett abzubauen“, sagten die Sprecher der Initiative unserer Zeitung. Sie fordern, dass die Stadt den rechtlichen Weg einschlägt und vor dem Verwaltungsgericht gegen die Entscheidung klagt.
Die Stadtverwaltung verweist dabei auf die Entscheidungshoheit des Gemeinderats. Das Landratsamt wollte sich bislang nicht zum Donauwehr äußern, will aber kommende Woche Stellung beziehen. Relevante Punkte sind:
Aufstau im Frühjahr: Grundsätzlich gilt: Erst ab 1. April darf aufgestaut werden, und auch nur dann, wenn eine gewisse Menge Wasser in der Donau fließt. Und zwar, so schreibt es das Wasserwirtschaftsamt, wenn an den Messstationen an der Espenbrücke und der Elta am Vortag und am Aufstautag die Gesamtabflussmenge 1200 Liter pro Sekunde überschreitet. „Im Unterwasser der Anlage ist während der Aufstauphase ein Mindestwasserfluss von 800 Litern pro Sekunde erforderlich“, heißt es weiter.
„Das könnte durchaus heißen, dass wir in einem trockenen Frühjahr nicht aufstauen dürfen“, erklärt Michael Hensch, Leiter für Umwelt und Grünplanung bei der Stadt Tuttlingen. Und auch danach müsse der Pegel genau beobachtet werden.
Fischaufstiegsanlage: Eigentlich hatte die Stadt gehofft, dass die Donau mit einer sogenannten „Rauen Rampe“für Fische wieder komplett aufgestaut werden dürfte. Diese Einrichtung muss nun aber gebaut werden, um überhaupt aufstauen zu dürfen. Und: Bis März 2019 muss die vollständige Planung dafür vorliegen – was man in der Stadtverwaltung für sportlich hält. Eine erste Voruntersuchung dafür gab es bereits, Kostenschätzungen gehen von einem hohen sechsstelligen Betrag aus.
Bootfahren: Wird man bei niedrigerem Aufstau noch Bootfahren können? Das Landratsamt sagt ja, die nötige Wassertiefe für Tretboote werde erreicht. Motorboote des DLRG könnten bei hohem Wasserstand auf die Donau oder auf den Bodensee ausweichen.
Für den Bodensee brauche man aber Zusatzausbildungen, halten die DLRG und das THW dagegen. Zudem schreiben sie in einer gemeinsamen Stellungnahme an unsere Zeitung, es sei absehbar, dass sie im kommenden Jahr kein Boot über die Slipstelle „in die Donau bekommen, ohne es zu beschädigen“. Schiffsschrauben oder Motoren würden zerstört. Die befahrbare Strecke werde massiv eingeschränkt. Weiter heißt es: „Dadurch wird massiv mit Menschenleben gespielt, welche in kurzer Zeit gerettet werden könnten und nun aufwändig und zu Fuß oder schwimmend beziehungsweise mit Paddel und Schlauchboot deutlich zeitverzögert oder gar nicht mehr gerettet und somit nur noch tot geborgen werden.“
Was die Tretboote angeht: Artur Enis, Betreiber des Bootsverleihs, ist skeptisch. Schon die 25 Zentimeter tiefere Donau bereite aktuell Probleme. „Ich musste jedes Boot zweimal flicken, weil die Leute beim Anlegen gegen die Betonwand fahren“, sagt Enis. In der Donaumitte ließe sich bei einem Meter tiefer eventuell noch fahren. Die Landestelle müsse aber definitiv umgebaut werden.
Kosten: Was kostet der Uferumbau? Schätzungen aus dem Rathaus zufolge geht es um etwa fünf Millionen Euro, unter anderem für die Fischrampe und Maßnahmen, um das steilere Ufer sicher und die Donau wieder zugänglich zu machen. Das Landratsamt argumentiert dagegen: Die Stadt müsse wegen der Absenkung