Lidl und Kaufland wollen neu bauen
Verlagerung innerhalb der Stockacher Straße – Gemeinderat startet mit Stadtrundfahrt nach Sommerpause
TUTTLINGEN - Die Tuttlinger Einkaufsmärkte Lidl und Kaufland in der Stockacher Straße wollen beide neu bauen. Während Kaufland das am bestehenden Standort tun will, plant Lidl, seinen Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Autohauses Nagel in der Stockacher Straße zu errichten. Bei der alljährlichen Stadtrundfahrt des Gemeinderats war das eine der Stationen, die angefahren wurden.
Lidl: „Wir machen schon seit fünf Jahren an dem Thema rum“, sagte Oberbürgermeister Michael Beck zur Lidl-Verlagerung. Das Unternehmen bestätigte auf Nachfrage unserer Zeitung die Pläne: „Unsere 2002 eröffnete Filiale in der Stockacher Straße entspricht nicht mehr unseren Ansprüchen. Wir planen daher, ebenfalls in der Stockacher Straße eine neue Filiale zu bauen“, so eine Stellungnahme der Lidl-Pressestelle. Konkrete Angaben machte Lidl nicht, mit Verweis auf die laufende interne Planungsphase. Beck führte bei der Rundfahrt aus, dass am jetzigen Standort des Discounters nach der Verlagerung künftig nur noch eine gewerbliche Nutzung zulässig sein wird. Zentrenrelevanter Einzelhandel ist gemäß des Zentrenkonzepts der Stadt Tuttlingen ausgeschlossen.
Wunsch von Lidl sei es, den geplanten neuen Standort durch einen Kreisverkehr im Bereich Stockacher Straße/Im Jungen Steigle verkehrstechnisch besser anzubinden. „Das muss näher untersucht werden“, erklärte Michael Herre, Fachbereichsleiter Planung und Bauservice bei der Stadt. Die Frage sei, ob der Platz dafür ausreiche. Eine Kreisel-Lösung sei durchaus im Sinne der Stadt. Linksabbieger hätten es schwer, in die Stockacher Straße zu gelangen.
Kaufland: Das Unternehmen plant laut Verwaltung einen Neubau, der 2019 angegangen werden soll. Die Stadt erhofft sich dadurch eine Verbesserung der Situation. Ziel sei es, dass das Gebäude näher an die Stockacher Straße gerückt wird und die Belieferung über die rückwärtige Straße erfolge. Kaufland plant eine Aufständerung des Markts mit darunter liegenden Stellplätzen.
Laga/Donauwehr: Bewirbt sich Tuttlingen erneut für eine Landesgartenschau? Die Bewerbungsphase für die Gartenschauen nach 2030 ist bereits im kommenden Jahr. OB Beck will mit den Gemeinderäten zeitnah eine Entscheidung treffen. Bei einem Gespräch im Landwirtschaftsministerium bekam Beck in diesen Tagen Antworten auf die Frage, warum Tuttlingen mit der Bewerbung um eine Landesgartenschau in den Jahren 2026 bis 2030 letztlich nicht das Rennen gemacht hat. Das Tuttlinger Konzept sei gut gewesen, hätte mit Rottweil aber eine noch stärkere Konkurrentin in der Region gehabt, hieß es. Als Minuspunkt für Tuttlingen sei die Tatsache ausgelegt worden, dass die Bewerbung nicht aus der Mitte der Bevölkerung, sondern aus der Mitte der Verwaltung angestrebt worden sei. Zudem habe das Umweltministerium darauf hingewiesen, dass es bei einem anderen Thema – also der Frage des Donauaufstaus – gerade inhaltliche Differenzen mit Tuttlingen gebe. „Für uns stellt sich jetzt die Frage, wie wir mit diesen Aussagen umgehen“, so OB Michael Beck. Es gebe zwei Möglichkeiten: Entweder setzt die Stadt einzelne Bausteine aus dem Paket in eigener Regie um. Oder sie bewirbt sich erneut, eventuell mit einer modifizierten Variante.
Neubau Landratsamt: Die Baugenehmigung für den Erweiterungsbau des Landratsamts ist erteilt: „Wir haben sie in den Ferien übergeben“, sagte der OB. Ein Bauprojekt dieser Größenordnung – Beck spricht von rund 30 Millionen Euro – sei auch für eine Stadt wie Tuttlingen ein Großes. Teilweise seien die Bäume im Bereich des Landratsamts schon gefällt, in einem nächsten Schritt würde der Schnellbau abgtragen, um die Voraussetzungen für den Erweiterungsbau mit einer Bürofläche von 5300 Quadratmetern zu schaffen. Wie berichtet, will das Landratsamt die Außenstellen am zentralen Standort in der Bahnhofstraße 100 zusammenfassen.
Parksituation/Verkehr: Beim Thema Parken und Parkraumbewirtschaftung, das gerade auch im Bereich um das Landratsamt eine Rolle spielt, „hätte ich mir gewünscht, dass wir schon weiter sind“, sagte der OB. Ein Parkkonzept für die Innenstadt wird schon seit längerem im Gemeinderat diskutiert. Beck: „Offensichtlich warten alle auf das, was die Stadt macht. Denn alle wissen, das gibt Ärger.“Er hätte sich erhofft, dass sich die großen Unternehmen und Arbeitgeber der Stadt zusammensetzen würden, um ein Konzept zu entwerfen. Das könnte auch eine weitere Attraktivierung der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs für Mitarbeiter beinhalten, sagte er unserer Zeitung, oder Portale für Fahrgemeinschaften.
Bahnhofsareal: Parken spielt auch in diesem Bereich eine Rolle. Derzeit führt die Stadt zusammen mit Aesculap ein Investoren-Auswahlverfahren durch. Ziel ist es, dadurch ein Planungs- und Nutzungskonzept – inklusive Kaufpreisangebot – für den Bahnhof und das Umfeld zu bekommen. Konsens sei es, den linken und rechten Flügel des Bahnhofs zu entwickeln und den Mittelteil als eigentliches Bahnhofsgebäude zu erhalten. Zudem soll es eine sinnvolle Einbindung des ÖPNV und der dortigen Parkplätze geben. Ob anstelle des großen Parkplatzes, den Aesculap für ihre Mitarbeiter nutze, tatsächlich ein Parkhaus entstehen wird, sah er mit Blick auf mögliche Investoren mehr und mehr als fragwürdig an.
Sanierung Fußgängerzone: Die Arbeiten im Bereich des Marktplatzes und in Richtung Weimarstraße seien im Zeit- und Kostenplan, sagte der OB. Dabei wies er auf die Änderung der Verkehrsführung hin: Die Ein- und Ausfahrt beim Stadthotel Tuttlingen wird geschlossen. Für den Autoverkehr gesperrt wird auch die Rathausstraße zwischen Donau- und Waaghausstraße, ebenso die Obere Hauptstraße zwischen Stadtkirchund Oberamteistraße. Die Richtung der Einbahnstraßen wird an verschiedenen Stellen geändert, so in der Donau- und Waaghausstraße zwischen Rathausstraße und Place de Dragiugnan.
Balinger Straße: Mit der Entwicklung des Baugebietes Thiergarten West soll die Balinger Straße an den Kreisverkehr Rußbergstraße angeschlossen werden. Die Balinger Straße soll vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Dafür sind verschiedene Maßnahmen angedacht, den Verkehr zu beruhigen. Dazu zählt unter anderem ein Minikreisel Risiberg-/Plettenbergstraße. Darüber beraten soll der Gemeinderat im Herbst.
Bolzplatz Tuttlinger Nordstadt: Der stand zwar eigentlich nicht auf dem Routenplan, war aber dennoch Thema auf der Busfahrt. Die Fläche der katholischen Kirche war laut Ob Beck ursprünglich für den Neubau einer Kirche vorgesehen. „Die Kirche ist davon überzeugt, dass sie keinen Neubau mehr braucht“, sagte Beck. Deswegen denke diese über einen Verkauf an die Tuttlinger Wohnbau nach, die dort 35 Wohnungen bauen könnte (wir berichteten). Die Bedingung für den möglichen Verkauf: Bei einer Bebauung müssten Sozialwohnungen berücksichtigt werden. „Die Wohnbau hat ein Angebot gemacht, noch hat die Kirche nicht darauf reagiert“, sagte Beck. Er plädierte dafür, Kirche und Wohnbau verhandeln zu lassen. „Wir haben als Wohnbau das Interesse, Wohnraum zu schaffen – auch sozialen Wohnraum“, so Beck. Unterdessen entfachte der Punkt Diskussionen unter den Gemeinderäten darüber, wie frequentiert der wegfallende Bolzplatz tatsächlich sei. Darüber sind die Meinungen geteilt.
Binder Competence Factory: Am Ende der Fahrt des Gemeinderates stand ein Besuch der Binder Competence Factory. Das Unternehmen gehöre zu denen, die bisher am meisten Fläche entwickelt habe und immer noch weiter wachse. Die Binder GmbH hat im Mittleren Ösch ein Produktionsgebäude mit rund 6000 Quadratmetern und integriertem Parkdeck mit 56 Stellplätzen errichtet. Kostenpunkt laut Bauantrag: rund 13 Millionen Euro. Das Unternehmen habe bereits Interesse an weiteren Flächen angemeldet, so Oberbürgermeister Beck.