Aus allen Löchern Kritiker
Ex-Trainer Alexander Zorniger verteidigt VfB-Coach Tayfun Korkut vor dem RB-Duell
STUTTGART (dpa/zak) - In der Theorie stand der VfB Stuttgart vor einer sorgenfreien Saison mit dem Potenzial für eine Überraschung. In der Praxis wartet die Mannschaft vor dem Duell heute bei RB Leipzig (20.30 Uhr/Sky) nach vier Spieltagen in der FußballBundesliga noch immer auf den ersten Sieg und muss sich mit wachsender Unruhe im Umfeld auseinandersetzen. „Zufrieden ist keiner. Das ist Fakt“, sagte Tayfun Korkut.
Im Zentrum der massiven Kritik vor allem in den Internetforen steht der 44-jährige Trainer selbst – mal wieder. „In der langen Zeit, in der ich die Bundesliga verfolge, kann ich mich nicht daran erinnern, dass ein Trainer bei einem Club einen so schweren Start hatte wie Tayfun Korkut beim VfB“, erinnerte Alexander Zorniger an die Eiseskälte, mit der sein NachNach-Nach-Nach-Nachfolger Anfang 2018 von den Fans in Stuttgart begrüßt wurde. „Dann hat er aber mit der starken Rückrunde alle Kritiker beruhigt. Aber jetzt kommen die natürlich wieder aus ihren Löchern“, sagte der Bröndby-Trainer.
Der Vorwurf lautet: Aus dem qualitativ besseren Kader mit Daniel Didavi, Gonzalo Castro und Jungstürmer Nicolás González mache Korkut zu wenig, besonders im Spiel nach vorne. Tatsächlich wirken die Aufstellungen Korkuts, der zuweilen mit drei zentralen defensiven Mittelfeldspielern und nur zwei echten Offensivkräften spielen lässt, eher defensiv.
Korkut kann mit dieser Kritik nichts anfangen und verweist darauf, dass auch sechs Stürmer auf dem Platz keine Tore garantieren. Vielmehr gehe es darum, wie der Ball zu den Angreifern komme – und da holpere es eben noch zu sehr. Obwohl die Mannschaft von ihm nur moderat anders aufgestellt wird als in der Rückrunde, als der VfB Zweiter wurde, passen die Abläufe nicht. Und es mangelt an Effektivität. „Es ist nicht so, dass wir weniger Torchancen hätten als in der Rückrunde. Wir haben in den Spielen mehr Chancen gehabt“, sagt Korkut.
Die Führung erzielen und dann geschlossen verteidigen – in dieser Situation, die noch vor Monaten zuverlässig drei Punkte brachte, war der VfB in den bislang fünf Pflichtspielen inklusive Pokal erst einmal. Und kassierte beim 3:3 in Freiburg dennoch zweimal den Ausgleich. Äußerlich bringt Korkut die schwierige Situation mit nur zwei Punkten vor den Duellen in Leipzig und am Samstag gegen Bremen nicht aus der Ruhe. „Das ist mein Job. Machen Sie sich nicht so viele Gedanken über mich. Es ist ein Findungsprozess. Aber das erleben nicht nur exklusiv wir“, sagte er. Dicke Luft in Leipzig Sondern auch die Leipziger, die gegen Salzburg 2:3 verloren, in Frankfurt 1:1 spielten und mit fünf Punkten aus vier Spielen nur Zehnter sind. Trainer Ralf Rangnick schäumte nach der Partie gegen den Schwesterclub aus Österreich – vor allem wegen der Franzosen Jean-Kévin Augustin und Nordi Mukiele, die vor dem Spiel am Handy gedaddelt hatten, statt zur Ansprache in die Kabine zu gehen. Beide hätten sich unprofessionell verhalten, und das nicht nur in einer Sache, sondern in mehreren, sagte er: „Das klingt jetzt vielleicht hart, aber Sie wissen ja nicht, was wirklich vorgefallen ist.“Für die Dinge, die passiert seien, brauche es einen „24-Stunden-Rundumbetreuer“.
Schon vor Wochen soll Rangnick unzufrieden gewesen sein, weil das Duo – wie auch Abwehrspieler Dayot Upamecano – die Trainingspläne nicht eingehalten habe. Für den 60-Jährigen wird es eine spezielle Woche. Am Samstag gastiert er bei seinem nächsten Ex-Club Hoffenheim, wo Rangnick seine bisher beste Zeit hatte und Julian Nagelsmann unter Vertrag steht, der Mann, der ihn 2019 als Trainer ablösen wird – auf seinen Wunsch.